Arafats libanesischer Erbe

publiziert: Freitag, 4. Aug 2006 / 12:11 Uhr

Gaza - Die Palästinenserin drückt das Bild von ihrem Sohn fest an sich. Der Sohn ist weit weg, in einem israelischen Gefängnis. Und dann nimmt sie noch ein Bild, das von Hassan Nasrallah, dem Anführer der schiitischen Hisbollah-Miliz in Libanon.

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«Nach Abu Ammar ist er der Chef», sagt Fathija Daud - und stellt Nasrallah damit auf eine Stufe mit dem früheren palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat, der bei den Palästinensern unter seinem Kampfnamen Abu Ammar bekannt ist. «Nasrallah ist heute der einzige, der uns ausser Gott unterstützt.»

Seitdem Israel vor gut drei Wochen die Angriffe auf Libanon gestart hat, gehen immer wieder tausende Palästinenser in panarabischer Solidarität auf die Strasse, um Unterstützung für die Hisbollah in Südlibanon zu bekunden.

«Lieber Nasrallah, jag Tel Aviv in die Luft», skandiert eine Gruppe von Frauen, die in Gaza demonstrieren. Überall sind die schwarzen Fahnen des Islamischen Dschihad zu sehen und Hisbollah-Flaggen, mit einer Kalaschnikow auf gelbem Grund.

«Hassan Nasrallah ist der neue Held der Palästinenser», sagt Mahmud Abu Hassira, Sprecher eines palästinensischen Häftlingskomitees. Nicht nur, dass die Hisbollah mit Raketen auf Israel schiesst - Anfang Juli verschleppten die Freischärler zwei israelische Soldaten, um Israel zu einem Gefangenenaustausch zu zwingen, und lösten damit die Angriffe aus.

Sehnsucht nach Leitfiguren

In der Heldenverehrung der Palästinenser spiegelt sich die Sehnsucht nach einem starken neuen Führer wider. Der Tod des legendären Haudegens Arafat hat eine Lücke hinterlassen, die sein schwacher Nachfolger Mahmud Abbas nicht füllen konnte. Seit Monaten reibt sich Abbas im täglichen Machtkampf mit der Hamas-geführten palästinensischen Regierung auf.

Andere arabische Helden sind nicht zu erkennen: Saddam Hussein sitzt in Haft, die jungen Staatschefs von Syrien und Jordanien haben alle Hände voll zu tun, ihre Macht abzusichern, und Ägyptens Langzeitstaatschef Husni Mubarak hat es nie vermocht, ein arabischer Volksheld zu werden wie etwa sein Vorvorgänger Nasser.

Kriegerische Töne kommen an

Nasrallah ist derzeit der einzige, der sich für die vakante Heldenrolle anbietet - obwohl er im Gegensatz zu den meisten Arabern kein Sunnit ist, sondern ein Schiit mit engen Bindungen zur nicht-arabischen Regionalmacht Iran.

Zwei Tage nach Beginn der Luftangriffe in Libanon erklärte er Israel den Krieg. «Ihr wollt einen offenen Krieg, das könnt ihr haben», sagte er. Für die Palästinenserin Um Raed Haddad, deren 20-jähriger Sohn ebenfalls in Israel inhaftiert ist, hat Nasrallah sich damit zum Helden gemacht. «Die palästinensischen Führer schlafen doch alle!», empört sie sich.

Mahmud Hasseina, ein Händler mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, ist etwas nachsichtiger. «Wir haben schon Führer hier», sagt er. «Aber wir wollen, dass sie von Hassan Nasrallah lernen. Er ist der beste Anführer der Welt, um gegen Israel zu kämpfen.»

Dann schränkt er sich leicht ein: «Nein, eigentlich waren Jassir Arafat und (Hamas-Chef) Ahmed Scheich Jassin die besten Anführer für das palästinensische Volk. Aber sie sind tot.»

(Selim Saheb Ettaba/afp)

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