Auftakt zur Kulturwoche 'kroatisch-schweizerische Begegnungen'

Kroatische Kunst oder Schweizer Kunst? Die Unterscheidung fällt schwer im Fall des Künstlerpaars Andreas Helbling/Zelika Marusic sowie Marica Gojevic. Ihre Ausstellung in St.Gallen ist am 22. April der Auftakt für eine kroatisch-schweizerische Kultur- und Begegnungswoche im Mai.

Helbling und Marusic integrieren Videos oft in Räumlichkeiten. Die Bilder der äusseren Welt, die sie in der "schönen Augengrotte" projizierten, haben für sie auch mit den eigenen seelischen Räumen zu tun. In Kairo, so Helbling und Marusic, habe die Installation sprachliche Barrieren überwunden.

Barrieren überwinden

Sprachliche und kulturelle Barrieren überwinden, dies möchte auch die Kulturwoche "Kroatisch-schweizerische Begegnungen".

An der Kulturwoche werden die kroatische Folksängerin Lidija Bajuik und die St.Galler Gruppe "Hop o’ My Thumb" auftreten; Ludwig Hasler wird zu schweizerisch-kroatischen Bezügen und Nenad Popovic zur zeitgenössischen kroatischen Literatur referieren.

In der "Grabenhalle" wird das Stück "Dem Sonntag entkommst du nicht" der Zagreber Autorin Tena Stivicic zu sehen sein; an einem Literaturabend treffen sich Thimoir Nuic, Marica Bodrozic und die Luzern-St.Galler Autorin Christine Fischer (s. Box).

Alles hinter dem Meer

Mit Helbling und Marusic weilen in St.Gallen zwei renommierte Vertreter der zeitgenössischen schweizerischen oder eben kroatischen Kultur. Das Paar wurde im Jahr 2003 mit dem Manor-Preis bedacht.

Ob Schweizer oder kroatische Kultur, die Frage ist auch bei Marica Gojevic, die ebenfalls in St.Katharinen ausstellt, müssig. Geboren 1967 in Kroatien, zog die Künstlerin 1989 in die Schweiz, um an der Höheren Fachschule für Gestaltung in Basel ihr Studium in visueller Kommunikation fortzusetzen.

Heute arbeitet die Künstlerin, die sich dann und wann auch schon öffentlich für die verbesserte Integration von Secondos stark gemacht hat und von sich sagt, dass sie eigentlich "den Zustand einer Weltenbürgerin" anstrebe, gelegentlich auch auf der Strasse. Um Weltverbundenheit und Identität geht es ihr auch dort.

Die totale Vernetzung

In ihrer Strassenaktion "Hinter dem Meer" malte sie im Jahr 2001 im Basler St.Johanns-Quartier Kreise auf den Asphalt, denen sie die Lieblingsorte der Passantinnen und Passanten zuschrieb. "Reinach", "Tagloban" und "Kho Samai" wünschte ein Mann – erstens sein, zweitens der Heimatort seiner (verstorbenen) Frau sowie drittens der Ort, der ihnen beiden wichtig gewesen sei.

Jeder Orte liege hinter dem Meer, begründete Gojevic lapidar den Titel ihrer Aktion. Basel sei durch den Rhein mit dem Meer verbunden. "Du steckst Deinen Finger ins Wasser und bist mit der ganzen Welt verbunden." Dies sei wie das Internet, "die totale Vernetzung." Die Ausstellung in St.Katharinen knüpft an dieses Netz an.

Kulturwoche "Kroatisch-Schweizerische Begegnungen": Ausstellung Andreas Helbling, Zelika Marusic, Marica Gojevic, Festsaal St. Katharinen, Katharinengasse 11, 22. April bis 10. Mai; Vernissage 22. April, 18.30 Uhr. Die Einführungsrede hält der Basler Kulturhistoriker Simon Baur.

(von Michael Walther/pd)