Aus 'Bambi' wurde ein furchtloser Machtpolitiker

publiziert: Mittwoch, 13. Apr 2005 / 08:49 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 13. Apr 2005 / 10:07 Uhr

Madrid - Als José Luis Rodríguez Zapatero am 17. April vor einem Jahr sein Amt als spanischer Ministerpräsident antrat, versprach er einen "ruhigen Wandel". Dieser fiel in den ersten zwölf Monaten der Regierung jedoch turbulenter aus als erwartet.

José Luis Rodríguez Zapatero konnte sich innerhalb eines Jahres profilieren.
José Luis Rodríguez Zapatero konnte sich innerhalb eines Jahres profilieren.
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Der 44-jährige Sozialist schlug in der Aussenpolitik einen neuen Kurs ein, ging auf Distanz zu den USA, suchte die Annäherung an Deutschland und Frankreich und startete eine Serie von Reformen, die manche Kommentatoren als "soziale Revolution" einstuften.

Bei seinem Amtsantritt war Zapatero für die Spanier noch ein unbeschriebenes Blatt. Er hatte sich nie als Wirtschaftsexperte hervorgetan und war in der Aussenpolitik unerfahren. Er kam an die Macht, weil die Sozialisten (PSOE) die Wahlen am 14. März - drei Tage nach den Attentaten von Madrid - überraschend gewonnen hatten.

Gute Umfragewerte

Sein konservativer Vorgänger José María Aznar hat die Schlappe seiner Volkspartei (PP) nicht verwunden und klagt noch heute darüber, Zapatero habe die Anschläge zum Wahlsieg ausgenutzt. Die PSOE-Minderheitsregierung gewann jedoch rasch das Vertrauen der Wähler. In Umfragen liegen die Sozialisten weit vor der PP.

Galt Zapatero früher als weich und nachgiebig, lernten die Spanier ihren Regierungschef bald von einer anderen Seite kennen. "Bambi", wie Zapatero auf Grund seiner grossen blauen Augen genannt wurde, erwies sich als Machtpolitiker, der niemanden scheut.

Ärger mit Washington

Wenige Woche nach seinem Amtsantritt ordnete er den Abzug alle spanischen Truppen aus dem Irak an und überwarf sich mit George W. Bush. Was den US-Präsidenten besonders verärgerte: Zapatero rief andere Länder auf, dem Beispiel Spaniens zu folgen.

Mittlerweile haben sich die Beziehungen zwischen den USA und Spanien einigermassen normalisiert, was auch dem Einsatz von König Juan Carlos zu verdanken ist. Aber Zapatero ist, wie die Zeitung "El País" berichtet, in Washington weiterhin nicht willkommen.

"Hola, qué tal, amigo?"

Beim NATO-Gipfeltreffen im Februar nahm Bush sich für ihn sieben Sekunden Zeit. "Hola, qué tal, amigo?" (Hallo mein Freund, wie geht's?), sagte der US-Präsident - und ging weiter. Washington sah bald einen neuen Grund zur Sorge: Spanien will Venezuela Korvetten, Patrouillenschiffe, Transportflugzeuge und Überwachungsjets im Wert von 2 Milliarden Franken an Caracas liefern. Für die Amerikaner ist Venezuelas Staatschef, der Fidel-Castro-Freund Hugo Chávez, ein rotes Tuch.

Kräftemessen mit der Kirche

Zapatero handelte nicht nur in der Aussenpolitik furchtlos. In der Innenpolitik legte er sich mit der katholischen Kirche an, weil er die Scheidungsgesetze lockerte und die Homo-Ehe zulassen will. Seine Regierung wagte sich auch an das Tabu der Franco-Diktatur und liess Standbilder des "Generalísimo" vom Sockel holen.

Zapatero stieg längst zum grossen Star der spanischen Politik auf, dem niemand das Wasser reichen kann. Dagegen erhalten die Mitglieder des Kabinetts von der Bevölkerung eher schlechte Noten.

Dazu gehört Aussenminister Miguel Angel Moratinos, dem nach einigen diplomatischen Ungeschicklichkeiten der Ruf einen Tollpatsches anhaftet und über den bereits Witze kursieren.

(Hubert Kahl/dpa)

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