Austria-Doping-Verdacht erhärtet sich

publiziert: Montag, 20. Feb 2006 / 15:09 Uhr

Österreichs sportliche Erfolgsbilanz an den Olympischen Spielen in Turin wird wie vor vier Jahren durch eine Doping-Affäre getrübt.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: «Das ist unentschuldbar!»
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Hatte es sich in der «Blutbeutel-Affäre» in Salt Lake City nur um die ÖSV-Langläufer gehandelt, sind nun auch die Biathleten involviert.

Ein (ehemaliger Erfolgs-)Trainer, der eine Sperre durchbricht und zwei Autos zu Schrott fährt, auf der Flucht vor der Polizei, zwei Sportler, die aus Angst vor der italienischen Polizei Reissaus nehmen und ihr olympisches Domizil fluchtartig verlassen und ein immer stärker werdender Dopingverdacht gegen einige österreichische Sportler - nach einer verhältnismässig ruhigen ersten Woche an der Doping-«Front» herrscht im Piemont seit kurzem auch abseits der Wettkampfstätten Hochbetrieb.

Instrumente für Doping gefunden

Der Ursprung des neuerlichen Skandals liegt knapp drei Wochen zurück, als die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) noch vor Beginn der Olympischen Winterspiele in einem verlassenen Trainingsquartier der österreichischen Langläufer und Biathleten Hinweise auf Blutdoping gefunden hatte.

Der kanadische WADA-Chef Richard Pound: «Unsere Leute hatten Aufenthaltsinformationen über österreichische Athleten, sind hingefahren, um Tests durchzuführen, konnten aber keine Sportler vorfinden. Als sie sich in den Räumlichkeiten nach Athleten umsahen, fanden sie eine ganze Reihe Instrumentarien für Blutdoping.»

Der Vorfall sei zehn Tage vor den Spielen in Österreich geschehen. Man habe die Informationen ans Internationale Olympische Komitee (IOC) weitergegeben.

Razzien

Der zweite Akt in diesem Krimistück erfolgte am Samstagabend, als in den Quartieren der österreichischen Biathleten und Langläufer in San Sicario und Pragelato spektakuläre Razzien stattfanden.

Dabei konnte die Turiner Staatsanwaltschaft mehrere verdächtige Gegenstände sicherstellen. Unter anderem seien 100 Spritzen, 30 Packungen mit Medikamenten, darunter Asthma-Mittel und Anti-Depressiva, aufgefunden worden.

Dazu sollen Apparate für Blut-Tests und - Transfusionen beschlagnahmt worden sein, wie der führende italienische Dopingjäger Raffaele Guariniello verlauten liess. Guariniello ist Staatsanwalt und führte schon die Ermittlungen gegen den Rad-Profi Marco Pantani und gegen Juventus Turin.

Schadensbegrenzung

Die österreichische Verbandsspitze übte sich am Montag in Schadensbegrenzung und hat Biathlon-Trainer Walter Mayer fristlos gekündigt.

Dieser war zu den Winterspielen nach Italien gereist und hatte dort sogar in der Unterkunft der Biathleten gewohnt, obwohl er vor drei Jahren vom IOC bis 2010 von Olympischen Spielen ausgeschlossen wurde (weil in Salt Lake City im Haus der österreichischen Langläufer mit Blut verschmierte Beutel gefunden wurden, die den Rückschluss auf verbotene Doping-Methoden zuliessen).

Spektakuläre Flucht

Mayer selbst sorgte mit einer spektakulären Flucht vor der Polizei für Schlagzeilen. Der 48-Jährige hatte sich am Sonntagabend in Paternion in Kärnten einer Polizeikontrolle entziehen wollen.

Dabei war ein Polizist von ihm zur Seite gestossen worden. Mit seinem Auto krachte Mayer anschliessend in eine Polizeisperre. Bei der Kollision wurden beide Autos zerstört.

Mayer wurde leicht verletzt, im Polizeifahrzeug hatte niemand gesessen. Mayer wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und verschiedener Verkehrsdelikte angezeigt und festgenommen. Nach einigen Stunden wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt.

«Nicht mehr haltbar»

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel zum Fall Walter Mayer: «Wir sind immer zu ihm gestanden, weil wir unsere Leute immer verteidigen, sofern es korrekt zugeht. Aber wenn jemand eine Alkoholprobe verweigert und eine Polizeisperre ignoriert, dann ist das unentschuldbar. Er ist nicht mehr haltbar.»

Ebenso hat der ÖSV den sofortigen Ausschluss (allerdings nur aus dem Olympiateam) der zwei überstürzt abgereisten Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann verfügt.

Perner, in der ersten Olympia- Woche noch Vierter im Sprint, sieht sich nach den Ereignissen am Wochenende am Ende seiner Karriere: «Für mich ist es vorbei, ich brauche Biathlon nicht mehr zu machen.»

(rr/Si)

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