Ballzauberer und Boxer

Im WM-Jahr veranstaltete die Firma mit Holdingsitz in Wil diverse Testspiele von Brasilien. Beim Auftritt der «Seleção» in Basel hält die Gruppe ebenfalls die Rechte.

Am Schalthebel der aus der Ostschweiz und zur Hauptsache von London aus operierenden Sportrechte-Agentur sitzt neben anderen Philippe Huber (39).

Zusammen mit 50 bis 60 Mitarbeitern setzt der in England wohnhafte Luzerner CEO pro Jahr rund 100 Millionen Euro um. Wann er das erste Mal mit dem brasilianischen Verband CBF zusammengearbeitet hat, weiss Huber nicht mehr im Detail: «Die Kontakte bestehen seit mehreren Jahren.»

Der Vermarktungsvertrag mit dem CBF werde jeweils jährlich erneuert. «Wenn wir fehlerfrei arbeiten und der Partner zufrieden ist, geht es weiter.»

Heimatgefühl

Dass die Brasilianer heute Mittwoch in Basel gastieren, war im Grundsatz eine Frage des Preises.

Beide Parteien, der Schweizer Verband als Joint-Venture-Partner und die «Kentaro Group», hätten eine zufriedenstellende Übereinkunft gefunden, lässt Huber die Höhe des Deals offen.

Offenbar spielte bei der Vergabe auch das Heimatgefühl des Rechtehändlers eine Rolle: «Es war schon immer mein Wunsch, die Brasilianer für ein Spiel gegen die Schweiz zu engagieren.»

Überzeugender Kontakt

Bei einem Kaffee mit Köbi Kuhn nahm das Vorhaben im Sommer am Rande des WM-Camps der Brasilianer in Weggis eine erste Form an.

Der Kontakt mit Kuhn fiel überzeugend aus; die Schweizer erhielten vor diversen anderen Bewerbern den Zuschlag und werden zum Abschluss eines goldenen Jahres im ausgebauten St.-Jakob-Park erstmals vor gegen 39 000 Zuschauern spielen können.

Zugleich stehen die Schweizer in einem einmalig grossen Schaufenster: Das TV-Signal wird in über 100 Länder rund um den Globus übertragen.

Weitaus grössere Projekte

Die Veranstaltung der Auftritte des fünffachen Weltmeisters ist für die Kentaro-Gruppe nur ein Teil des Geschäfts. Weitaus grössere Projekte stellen die Beteiligungen in Schweden und Norwegen dar.

Im schwedischen Raum hat sich die Agentur für fünf Jahre sämtliche Marketing-Rechte an der 1. und 2. Liga, am Cup und an der Nationalmannschaft gesichert. Zirka 142 Millionen Euro wendete Kentaro für «das Riesenprojekt» (Huber) auf.

Gewinnchancen rechnen sich die Wiler und Londoner Macher nicht nur im Prestige-Gefäss Fussball, sondern auch im internationalen Box-Business aus. Drei aktuelle Schwergewichts-Weltmeister haben sie derzeit unter Vertrag - unter ihnen der Russe Nikolai Walujew.

In Co-Produktion mit dem bekannten Box-Promoter Wilfried Sauerland sind momentan mit US-Partnern Verhandlungen im Gang, im Januar erstmals überhaupt im Raum Basel einen WM-Kampf der Schwergewichtsklasse durchzuführen.

(von Sven Schoch/Si)