Lage wegen drohender Staatspleite verschärft sich zusehends

Banken in Griechenland bleiben geschlossen

publiziert: Sonntag, 28. Jun 2015 / 15:15 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 28. Jun 2015 / 23:09 Uhr
Die drohende Staatspleite Griechenlands hat die Lage der griechischen Banken nochmals verschärft.
Die drohende Staatspleite Griechenlands hat die Lage der griechischen Banken nochmals verschärft.

Athen/Brüssel/Frankfurt am Main - Die Griechenland-Krise verschärft sich. Erstmals schliessen von diesem Montag an alle Banken im Land. Zudem sollen Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden, wie der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras in einer Ansprache am Sonntagabend mitteilte.

8 Meldungen im Zusammenhang

Dies sei die Reaktion auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Notkredite für griechische Banken nicht weiter zu erhöhen, sagte Tsipras.

Wie griechische Medien weiter berichteten, sollen die Geldinstitute von diesem Montag an bis zum 6. Juli und damit bis nach der geplanten Volksabstimmung geschlossen bleiben. An den Geldautomaten sollen demnach maximal 100 Euro pro Tag abgehoben werden können, zumindest in den ersten Tagen.

"Geldeinlagen in griechischen Banken sind absolut sicher", sagte Tsipras. Gehälter und Renten seien "garantiert". Die kritische Situation könne überwunden werden. Die Würde des griechischen Volks angesichts von "Erpressung" sende eine Botschaft der Hoffnung an ganz Europa, sagte Tsipras und betonte, niemand könne Griechenland aus dem Euro drängen.

Der Vorstandsvorsitzende der Piräus Bank, Anthimos Thomapoulos, sagte vor Journalisten in Athen, die griechische Regierung habe den Geldinstituten die Öffnung von diesem Montag an untersagt, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete.

Wie griechische Medien weiter berichteten, war noch offen, ob auch die Börse in Athen am Montag ebenfalls geschlossen bleibt.

EZB friert Nothilfe-Kredite ein

Die Europäische Zentralbank hatte zuvor beschlossen, die Notkredite für griechische Banken auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Griechenlands Banken sind seit Monaten auf Nothilfen angewiesen.

Die Lage hatte sich noch dadurch verschärft, dass verunsicherte Verbraucher und Unternehmen grosse Mengen Bargeld von ihren Konten abheben. Die Einlagen fehlen den Banken in ihrem Tagesgeschäft. Zahlreiche Geldautomaten in Griechenland waren bereits am Wochenende leer.

Am Wochenende waren die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Euro-Gruppe gescheitert, nachdem Tsipras überraschend ein Referendum über geforderte Reformmassnahmen angekündigt hatte. Das laufende Hilfsprogramm der internationalen Geldgeber vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der EZB und der Europäischen Kommission bzw. der Euro-Gruppe für das akut pleitebedrohte Griechenland läuft am 30. Juni aus.

Mit 178 Ja- und 120 Nein-Stimmen votierten die Abgeordneten in Athen in der Nacht auf Sonntag für die Volksabstimmung über die von den internationalen Gläubigern ursprünglich vorgelegten Spar- und Reformmassnahmen. Die Rechts-Links-Regierungskoalition hat im Parlament 162 der insgesamt 300 Sitze.

Opposition gegen Referendum

Für den Plan der Regierung stimmten neben Tsipras' Syriza-Partei auch Abgeordnete ihres rechtspopulistischen Bündnispartners Partei der Unabhängigen Griechen sowie der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte. Die Konservativen und die Sozialisten votierten dagegen, auch die Kommunisten und die zentristische Potami-Partei waren gegen das Referendum.

Unklar ist indes, wie das Referendum am Sonntag ausgeht. Umfragen zufolge will eine klare Mehrheit der Griechen in der Euro-Zone bleiben. Zudem befürworten die meisten Bürger einen Kompromiss mit den Gläubigern, wie aus zwei Erhebungen hervorgeht, die allerdings aus den Tagen vor der Zuspitzung der Krise stammen.

Regierung könnte über Votum stolpern

Mit dem Scheitern der Verhandlungen fehlt eigentlich die Grundlage für ein Referendum. Sollten sich die Bürger dennoch für die Vorschläge der Gläubiger aussprechen, könnte die Regierung zum Rücktritt gezwungen sein. Was danach passieren könnte, ist unklar.

Einige Finanzminister gaben Griechenland die Schuld am Scheitern der Gespräche am Samstagnachmittag in Brüssel. So sprach Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem von einem Vertrauensbruch. Der finnische Finanzminister Alexander Stubb sagte schon vor der entscheidenden Sitzung, "Plan B" - also Vorbereitungen für den sogenannten Grexit (Austritt Griechenlands aus dem Euro) - müsse nun zum "Plan A" werden.

Ob es in den kommenden Tagen weitere Versuche gibt, sich mit der griechischen Regierung zu einigen, ist unklar. Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis sagte der deutschen Zeitung "Bild", Bundeskanzlerin Angela Merkel halte als Vertreterin des wichtigsten Landes den Schlüssel in der Hand. Griechenland sei für neue Vorschläge offen. Die Vertreter der Gläubiger müssten guten Willen zeigen.

Am Sonntag telefonierte Merkel jedenfalls mit US-Präsident Barack Obama und beriet mit ihm über Griechenland.

EU-Kommissar Pierre Moscovici erklärte, Griechenland könne die Verhandlungen über die jüngsten EU-Vorschläge wieder aufnehmen. "Die Tür ist weiter offen." Und auch IWF-Chefin Christine Lagarde sagte, die Regierung könne ihren Kurs immer noch ändern.

(asu/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Skopje - Angesichts der griechischen Schuldenkrise bleibt neben den ... mehr lesen
Die Börse in Athen soll frühestens am Dienstag kommender Woche wieder öffnen.
Skopje - Angesichts der akuten Schuldenkrise Griechenlands bleiben die Banken des Landes bis zum 6. Juli geschlossen. Die täglichen Barabhebungen an Geldautomaten werden für Griechen ... mehr lesen
Die EZB hatte in den vergangenen Wochen immer wieder die Nothilfe für die griechischen Banken erhöht, um einen Engpass zu vermeiden.
Athen - Der Rat der Europäischen ... mehr lesen
Athen - Das griechische Parlament hat in der Nacht auf Sonntag den Weg für ein ... mehr lesen
«Das Referendum wird stattfinden, ob die Partner es wollen oder nicht», sagte Tsipras im Parlament.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Der Rettungsprogramm soll nicht mehr verlängert werden.
Brüssel/Athen - Nach der Ankündigung eines Referendums in Griechenland will die Eurogruppe das Rettungsprogramm für Athen nicht mehr über Ende Juni hinaus verlängern. Mit der Beendigung ... mehr lesen
Die Griechen transferieren die abgehobenen Gelder ins Ausland oder horten sie als Bargeld. (Symbolbild)
Athen - Die griechischen Banken ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Im Hauptort Karyes fand eine kurze feierliche Messe statt.
Auf der Griechenlandreise  Athen - Russlands Präsident Wladimir Putin ist am zweiten Tag seiner Griechenlandreise zur Mönchsrepublik Berg Athos gepilgert. Der Berg Athos ist eine Hochburg des orthodoxen Christentums. mehr lesen 
Treffen in Athen  Athen - Russland und Griechenland setzen trotz zahlreicher Schwierigkeiten ihre Kooperation fort und ... mehr lesen  
Politische Gespräche  Athen - Der russische Präsident Wladimir ... mehr lesen  
Privatisierungspläne  Athen - Das hochverschuldete Griechenland will sich von einer fünfprozentigen Beteiligung an seinem führenden Telekomkonzern OTE trennen. Aktualisierte Privatisierungspläne ... mehr lesen
Der Staat hält zehn Prozent an OTE. (Symbolbild)
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten
 
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/seminar.aspx?ID=877&lang=de