Wohnbauhypotheken

Banken müssen mehr Eigenmittel unterlegen

publiziert: Donnerstag, 23. Jan 2014 / 10:51 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 23. Jan 2014 / 15:26 Uhr
In Zukunft muss mit höheren Hypothekarzinsen gerechnet werden.(Symbolbild)
In Zukunft muss mit höheren Hypothekarzinsen gerechnet werden.(Symbolbild)

Bern - Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, muss künftig mit höheren Hypothekarzinsen rechnen. Um den heiss laufenden Immobilienmarkt abzukühlen, verlangt der Bundesrat von den Banken künftig mehr Reserven für Wohnbauhypotheken.

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Auf Antrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat der Bundesrat beschlossen, den so genannten antizyklischen Kapitalpuffer (AZP) zu verdoppeln: Banken sind ab dem 30. Juni 2014 verpflichtet, über die ohnehin vorgeschriebenen Reserven hinaus zusätzliche Eigenmittel von 2 Prozent der ausgegebenen Hypothekarkredite zu halten. Möglich sind gemäss Eigenmittelverordnung maximal 2,5 Prozent.

Der Bundesrat hatte den Kapitalpuffer im Februar 2013 aktiviert. Die freiwilligen Massnahmen, die die Banken bis dahin ergriffen hatten, reichten seiner Meinung nach nicht aus, um die Gefahr einer Immobilienblase zu bannen. Die Regierung legte die zusätzliche Reserve damals auf 1 Prozent fest, was insgesamt 3 Milliarden Franken an zusätzlichen Eigenmitteln bedeutete.

«Besorgniserregende Verschuldung»

Nach Einschätzung der Nationalbank hat das die Widerstandskraft der Banken zwar gestärkt. Auch seien die Hypothekarkredite wie auch die Liegenschaftspreise 2013 weniger schnell gewachsen als noch im Jahr zuvor. Das Wachstum war aber immer noch hoch genug, um die Ungleichgewichte auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt zu verschärfen, wie die SNB in der am Donnerstag veröffentlichten Begründung ihres Antrags schreibt.

Solche Ungleichgewichte können etwa in einer wachsenden Schere zwischen Hypothekarvolumen und verfügbarem Einkommen bestehen. Im Verhältnis zu den Einkommen habe die Verschuldung ein «besorgniserregendes Niveau» erreicht, schreibt der Bundesrat in einer Mitteilung. Auch die Preise für Wohnliegenschaften seien in einem Ausmass gestiegen, das sich nicht allein durch Faktoren wie Bevölkerungsentwicklung oder Einkommensanstieg begründen lasse.

Besorgniserregend ist für den Bundesrat auch das Verhältnis zwischen den Preisen für Wohnliegenschaften und den Mieten. Gemäss Zahlen der UBS braucht es heute über 28 Jahresmieten zum Kauf einer vergleichbaren Wohnliegenschaft - so viele wie zuletzt Ende der 1980er-Jahre, bevor die Immobilienblase platzte.

UBS: Keine Blase

Nach Einschätzung der Grossbank ist die heutige Lage mit damals aber nicht vergleichbar. Für eine Immobilienblase fehlten viele typische Signale, wie Matthias Holzhey, Mitverfasser des UBS Swiss Real Estate Bubble Index, der Nachrichtenagentur sda sagte. Anders als in den 1980er-Jahren gebe es derzeit keinen exponentiellen Preisanstieg, das Wachstum habe sich im Gegenteil verlangsamt.

Auch das Hypothekarvolumen wächst weniger schnell als in den letzten Jahren. Hinzu kommt laut Holzhey, dass das Wachstum nicht durch Spekulation getrieben ist, sondern durch relative Knappheit. Insgesamt gibt es nach seiner Einschätzung derzeit keine klaren Anzeichen für eine Immobilienblase.

Laut Nationalbank hingegen besteht nach wie vor die Gefahr, dass sich die Ungleichgewichte am Immobilienmarkt ohne Gegenmassnahmen weiter verschärfen. Dafür verantwortlich macht sie unter anderem den «nach wie vor hohen Risikoappetit der Banken».

Selbstregulierung stärken

Parallel zu dieser Massnahme finden nach Angaben des Bundesrats derzeit Gespräche zwischen dem Finanzdepartement, der Finanzmarktaufsicht FINMA, der Nationalbank und der Bankenbranche statt. Ziel ist es, die Selbstregulierungsrichtlinien zu verstärken.

Mit diesen Massnahmen hatten die Banken zunächst versucht, eine Verschärfung der Eigenmittelvorschriften durch den Bundesrat abzuwenden. Sie verpflichteten sich 2012, an Risikoschuldner vergebene Hypotheken mit zusätzlichen Eigenmitteln zu unterlegen.

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hätten diesen neuen Anforderungen mehr Zeit einräumen wollen, damit sie ihre Wirkungen auf den Immobilien- und Hypothekarmarkt voll entfalten können, wie sie in einer Stellungnahme zum Entscheid des Bundesrats schreibt. Die Erhöhung des AZP hingegen hält sie für kein «zielführendes Mittel zur Steuerung der Immobilienpreise». Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen seien unklar.

Mieter zahlen

Klar ist hingegen, welche Auswirkungen die Massnahme für Hauseigentümer hat. Stefan Rüesch, Bankenexperte bei Comparis, erwartet, dass die Banken die höheren Kapitalkosten mittelfristig in Form von höheren Zinsen an die Kunden weiterreichen werden.

Obwohl höhere Hypothekarzinse und Wohnkosten drohen, zeigen Hauseigentümer- und der Mieterverband Verständnis für den Entscheid des Bundesrates. Angesichts der Überhitzung der Immobilienmarktes sei der Entscheid richtig, sagte Ansgar Gmür, Direktor des Hauseigentümerverbandes, auf Anfrage.

Die beunruhigende Lage rechtfertige diese Massnahme, hiess es auch beim Mieterinnen- und Mieterverband. Allerdings brauche es weitere Massnahmen vom Bundesrat, etwa bei den steuerlichen Anreizen für den Immobilienkauf.

(ig/sda)

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