Barcelona jagt ersten Titel seit fünf Jahren

Für einmal stellt nicht der 29-fache spanische Champion Real Madrid die prominentesten Zuzüge; Erzrivale Barcelona (bisher 16 Titel) war im Sommer deutlich aktiver auf dem Transfermarkt. 60 Millionen Euro investierten die Katalanen für die Brasilianer Edmilson, Beletti und Silvinho sowie den portugiesischen Spielmacher Deco, den Franzosen Ludovic Giuly, den Kameruner Samuel Eto´o und den schwedischen Topskorer Henrik Larsson. Dazu scheint sich der brasilianische Weltmeister Ronaldinho in Barcelona immer wohler zu fühlen.

Schon in der letzten Saison gelangen Ronaldinho nach schwachem Saisonstart schliesslich 15 Tore. Der 24-jährige Brasilianer war damit massgeblich für den Schlussspurt "Barças" auf den 2. Rang verantwortlich. Nun soll der holländische Trainer Frank Rijkard, dem im Kader nur noch Verteidiger Giovanni van Bronckhorst aus der einstigen "Oranje-Connection" zur Verfügung steht, erstmals seit 1999 den Titel nach Katalonien holen. Der vom Zürcher Hans Gamper gegründete Traditionsverein ist immerhin seit nunmehr fünf Saisons ohne Titel.

Für Real Madrid wäre schon eine zweite Saison ohne Titel eine mittlere Katastrophe. Den Gewinn des Supercups in der Vorsaison rechnen die verwöhnten Madrilenen schon gar nicht ein. Und wie hoch die Ansprüche in der spanischen Kapitale sind, veranschaulicht das bescheidene Echo, welches die Transfers von Walter Samuel (23 Millionen Euro), Michael Owen (12 Millionen Euro und ein Tauschgeschäft) sowie Jonathan Woodgate (22 Millionen Euro) ausgelöst haben.

Immerhin hat die enttäuschende letzte Saison scheinbar einen gewissen Realitätssinn einkehren lassen. Erstmals wurde mehr Geld in Abwehrkräfte als in offensiv orientierte Superstars investiert. Auch der neue Trainer José Antonio Camacho war einst ein eisenharter Verteidiger. Der frühere spanische Nationaltrainer kündigte schon an, dass er mit dem Überschuss an starken Stürmern umzugehen weiss. "Mit Owen und Morientes habe ich zwei Möglichkeiten, mehr zu rotieren. Ich werde Spieler öfter schonen", verkündete Camacho.

Als Störefried im Duell der beiden Giganten könnte sich (einmal mehr) Valencia entpuppen. Mit zwei nationalen Titeln in den letzten drei Saisons sowie dem Gewinn des UEFA-Cups in diesem Jahr war der Titelhalter erfolgreicher als Real und Barcelona zusammen. Allerdings verliess mit Trainer Rafael Benitez (zu Liverpool) der Baumeister dieser Erfolge den Verein.

Sein Nachfolger, der bei Chelsea geschasste Claudio Ranieri, war auch dessen Vorgänger - mit bescheidenem Erfolg jedoch. Der römische Übungsleiter holte mit Bernardo Corradi und Stefano Fiore (beide Lazio Roma) sowie Marco Di Vaio (Juventus) und Emiliano Moretti (Parma) gleich vier Akteure aus der Serie A. An der spanischen Ostküste nahm man dies auf und nebem dem Rasenviereck mit wenig Begeisterung auf.

(fest/Si)