Skandal am Theater Basel

Basler Premiere-Publikum buhte für Star-Dirigentin Julia Jones

publiziert: Dienstag, 5. Mrz 2002 / 10:34 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 5. Mrz 2002 / 13:12 Uhr

Basel - Nun ist der Skandal am Theater Basel perfekt. Kurz vor der 'Falstaff'-Premiere hatte Chefdirigentin Julia Jones das Dirigat niedergelegt. Ausgebuht wurde jetzt aber - ein ziemlich einmaliger Vorgang - das Orchester. Das Premierenpublikum hat damit ein klares Votum abgegeben: Es will die beliebte Julia Jones behalten.

In den Pausengesprächen wurde jedoch vermutet, dass die Chefdirigentin bereits gekündigt, das Sinfonieorchester Basel, dem ein problembelastetes Verhältnis mit Frau Jones nachgesagt wird, sich also durchgesetzt habe.

Dirigent Baldo Podic, der Einspringer für Frau Jones, machte seine Sache angesichts der Umstände gut. Mit Verve nahm er sich der anspruchsvollen Partitur an, leitete das Orchester aber wohl etwas verhaltener, als es Jones getan hätte. Koordinationsprobleme mit der Bühne wie auch im Orchestergraben waren allerdings nicht zu überhören.

Idealer Falstaff

Der britische Bariton Jacek Strauch ist ein idealer Falstaff. Seine Stimme überzeugt sowohl bei den Ausbrüchen wie in den stillen lyrischen Momenten. Und sein schauspielerisches Talent befähigt ihn zu einer glaubwürdigen Rollengestaltung.

In Elena Pankratova als Alice Ford, Elisabeth Hornung als Mrs. Quickly und Maya Boog als Nannetta hat er ebenbürtige Partnerinnen. Ebenfalls zu gefallen wussten die Chöre des Theater Basel, die in ihren kurzen Einsätzen eindringliche Präsenz markierten.

Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner Nigel Lowery, das britische Enfant terrible, der in Basel etwa bereits Humperdincks "Hänsel und Gretel" als blutdrünstiges Kannibalenstück und Wagners "Lohengrin" als symbolgeschwängertes Männerritual auf die Bühne gebracht hat, hielt sich diesmal mit Provokationen zurück.

Hässlichkeit als Prinzip

Seine Arbeit wurde denn erstmals kaum ausgebuht, sondern erhielt freundlichen Applaus. Dabei ist sein Bühnenbild für die Komödie von Verdi ein trister Einheitsraum, eine Art geschlossene Anstalt für Alte und Gebrechliche, von denen ab und zu einer im Sarg hinausgetragen wird. b Die Hässlichkeit ist, ähnlich wie bei Christoph Marthalers Inszenierungen, Prinzip. Und die Menschen sind hässlich zueinander: Sie misstrauen sich, rempeln sich an, und machen sich gegenseitig klein. Wie aus einer anderen Welt fällt Falstaff in dieses Irrenhaus.

Er hat darum von Anfang an keine Chance. Seine Zeit ist abgelaufen. Auch er wird, obwohl er sich noch gut im Saft fühlt, bald in einem Sarg hinausgetragen werden. Seine Verführungskünste sind zwar nicht ganz wirkungslos, weil sich die vom bürgerlichen Leben frustrierten Frauen gerne anmachen lassen.

Intelligente Inszenierung

Aber Die alten Werte haben ihre Gültigkeit verloren. Der Geschäftsmann mit Aktenkoffer, die Dame von Welt im schicken Deux-pièces und die Punklady im kurzen Röckchen haben jetzt das Sagen. Sir John Falstaff ist der dumme Gockel, auch wenn die "lustigen Weiber" und ihre Männer letztlich nicht weniger lächerlich sind.

Aber auch wenn sich zum Schluss Alle über sich selber lustig machen: Die Komödie ist ein Trauerspiel. Mit originellen Ideen hat die Regie einige Lacher auf ihrer Seite, aber darum geht es Lowery nicht. Die Kommunikationslosigkeit ist sein Thema: Jeder ist sich selber am nächsten.

Lowery zeigt eine in sich geschlossene und intelligente Inszenierung, die allerdings nicht wirklich spannend ist. Und obschon sich das Ensemble in guter Spiellaune präsentiert, springt der Funke nicht so recht über. Ob die forsche Hand von Julia Jones daran etwas geändert hätte?

(bb/sda)

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