Beachsoccer-WM: Die Schweiz will hoch hinaus

«Mit Ausnahme von Brasilien haben wir alle Mitfavoriten bereits einmal geschlagen», zeigte sich Reto Wenger, der Präsident von Swiss Beach Soccer, vor der Abreise in den Nahen Osten optimistisch.

Bereits die erstmalige Qualifikation für die WM ist für die Schweiz ein grosser Erfolg. «Wir sind das einzige Binnenland, das sich für die Endrunde qualifizieren konnte», sagte Wenger nicht ohne Stolz.

Europameister 2005

65 Verbände aller Könföderationen traten zur Ausscheidung an, die Schweiz sicherte sich unter 28 Teilnehmern aus Europa mit Rang 3 im Qualifikationsturnier Anfang Juni in Castellon (Sp) einen der fünf Europa zustehenden Plätze.

Am Strand von Jumeirah vor der imposanten Kulisse des wellenförmigen Jumeirah Beach Hotels und des Burj Al Arab will das ambitionierte Team von Nationaltrainer Angelo Schirinzi für Furore sorgen.

Nach dem EM-Titel 2005 und Platz 2 an den kontinentalen Titelkämpfen im letzten und in diesem Jahr träumt die Mannschaft um die beiden Stars Stephan Meier und Dejan Stankovic von der ersten Medaille auf der globalen Bühne.

Prestige-Sieg gegen Portugal

Zuletzt schlug das Team im September in einem Testspiel auf dem Bundesplatz in Bern Portugal 8:5, nachdem es im August im Final der Europalige in Vila Real (Por) Platz 5 belegt hatte und zuvor gegen Brasilien im Zürcher Hauptbahnhof 6:8 unterlegen war.

Um das grosse Ziel zu erreichen, hat sich das Team akribisch auf die Titelkämpfe vorbereitet. In den letzten zweieinhalb Monaten wurde in Basel in durchschnittlich sechs Trainings pro Woche die athletische Basis für die Titelkämpfe in Dubai gelegt.

Training wie beim Eishockey

Spielertrainer Schirinzi, ein ausgebildeter SFV-Instruktor, legte grossen Wert auf die Bereiche Schnellkraft und Ausdauer sowie auf das Intervalltraining und baute deswegen viele Elemente aus dem Eishockey in die Übungseinheiten ein.

Zuletzt galt der Fokus im Training vermehrt taktischen Elementen und dem Einstudieren von Standardsituationen. «Das Spielverständnis ist ohnehin sehr gut, da die Mannschaft schon seit mehreren Jahren zusammenspielt», sagte Wenger.

Topfavorit Brasilien, wer sonst!?

Im Kollektiv und in der Leidenschaft der einzelnen Spieler sieht der 35-jährige Berner die grossen Stärken seiner Auswahl. Gegenüber den «Strandnationen» wie Brasilien oder Spanien, deren Spieler bereits mit dem Element Sand aufgewachsen sind, besitzen die Schweizer Beach Boys einen natürlichen Nachteil.

Topfavorit auf den Titel in Dubai ist Brasilien, das am kommenden Mittwoch als dritter und letzter Vorrundengegner auf die Schweiz trifft. Den Südamerikanern, die erst im Final wieder auf die Schweiz treffen könnten, gelang in den letzten drei Jahren der Titel-Hattrick.

Nur bei der FIFA-WM-Premiere 2005 an der heimischen Copacabana in Rio de Janeiro mussten sich die Brasilianer im Halbfinal Portugal im Penaltyschiessen beugen. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht Brasiliens Dominanz. In 75 offiziellen Länderspielen kassierte die Strand-«Selecao» nur zwei Niederlagen. Weitere Kandidaten auf den Titel sind Europameister Spanien, Portugal und Russland.

Boom weiter anheizen

In der noch jungen Sportart Beachsoccer, die erst seit 1998 offiziell existiert, nimmt die Schweiz eine Vorreiterrolle ein. Der 2001 gegründete nationale Verband, der mittlerweile vier Mitarbeiter und drei Praktikanten beschäftigt und über ein Budget von einer Million Franken pro Jahr verfügt, organisierte 2006 erstmals eine Beach-Soccer-Liga, die heute 37 Vereine zählt.

Mit dem FC Basel stellte in diesem Sommer auch erstmals ein Verein der Axpo Super League ein Team. Rund 15 000 Personen spielen in der Schweiz Beachsoccer, 600 von ihnen sind lizenziert. Die Tendenz ist steigend.

WM in Dubai live am TV

Wenger hofft, dass der Boom weiter anhält und vermehrt auch Fussballklubs in die Sportart einsteigen. Vor allem was die Infrastruktur betrifft, liegt noch einiges Potenzial brach; derzeit existieren in der Schweiz nur acht Beachsoccer-Anlagen. Viele weitere sollen allerdings in naher Zukunft folgen. Zudem hat sich der Verband zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren einen Grossanlass in der Schweiz auszurichten.

Dank des grossen medialen Interesses - das Schweizer Sportfernsehen und Eurosport übertragen live aus Dubai - könnten die Auftritte der Schweizer Nationalmannschaft an der WM für die geplanten Projekte als Katalysator wirken.

«Das Interesse steht und fällt mit dem Erfolg», ist sich Wenger bewusst und verweist auf die Erfolge der U17-Nationalmannschaft an der WM in Nigeria. Ein ähnlicher Exploit wie dem Team von Dany Ryser ist der Beachsoccer-Auswahl ebenfalls zuzutrauen.

(Christian Finkbeiner/Si)