Beckenbauer attackiert Klinsmann

95 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel fand Beckenbauer am Rand des zweitägigen Zusammentreffens, an dem unter anderen auch der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn teilnimmt, für die Absenz seines ehemaligen Spielers harte Worte: «Jeder geht mit seinem Bereich so um, wie er erzogen wurde. Er hätte hier erscheinen müssen. Das ist ein Pflichttermin, und so viele Pflichttermine hat er ja nicht.»

Die deutsche Delegation wird in Düsseldorf von Klinsmanns Assistent Joachim Löw sowie Manager Oliver Bierhoff angeführt.

«Kaiser» musste sich sichtlich beherrschen

Beckenbauer ging sogar noch einen Schritt weiter. «Das ist ein Unding. Als Gastgebertrainer muss man da sein. Fast alle Cheftrainer sind da. Aus Brasilien kommt Carlos Alberto Parreira, Sven-Göran Eriksson kommt aus England, aber unser Chef ist nicht da. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Denn wenn ich weiter darüber nachdenke, wird meine Wortwahl noch drastischer», wetterte der «Kaiser», der sich sichtbar beherrschen musste.

Nach dem Länderspiel-Debakel in Italien am letzten Mittwoch (1:4) bläst Klinsmann, der in seiner Wahlheimat Kalifornien weilt, aus Deutschland eine immer stärker werdende Brise entgegen. Im Deutschen Fussball-Bund (DFB) wird mittlerweile über einen Notplan für das Nationalteam nachgedacht.

Bierhoff und DFB-Präsident Theo Zwanziger schliessen nicht mehr als, dass das Programm vor der WM kurzfristig verändert wird, um weitere Testpartien ansetzen zu können und so dem Team mehr Spielpraxis zu ermöglichen. Details wie Termine oder Gegner wurden noch nicht verraten.

Nun noch drei Spiele stehen an

Weitere Partien vor Bekanntgabe des WM-Kaders (14. Mai) würden aber nur Sinn machen, wenn die deutschen Vertreter im Europacup scheitern würden. Bislang stehen im von Klinsmann erarbeiteten Vorbereitungsplan nur noch drei Spiele an: Am 22. März gegen die USA, am 30. Mai gegen Japan und am 2. Juni gegen Kolumbien.

Der Test gegen die Amateure von Luckenwalde am 16. Mai vor der Abreise in die Trainingslager auf Sardinien und der Schweiz (Genfersee) hat keinen sportlichen Wert.

(smw/Si)