Bei Schüssen auf einen Politiker wird es zwangsläufig politisch

publiziert: Freitag, 14. Jan 2011 / 13:05 Uhr / aktualisiert: Freitag, 14. Jan 2011 / 13:25 Uhr
Clarence W. Dupnik (75), Sheriff von Tucson.
Clarence W. Dupnik (75), Sheriff von Tucson.

Sechs Menschen fielen dem Mordanschlag auf die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords zum Opfer. Viele Amerikaner diskutieren diese Woche die Frage, ob ihre Politik, ihre Kultur und ihr Land zu gewalttätig geworden sind.

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«Die Wut, der Hass, die Intoleranz in diesem Land werden unerträglich», sagte Sheriff Clarence Dupnik, der mit den Ermittlungen der Tat betraut ist.

Die US-Verfassung gewährt US-Bürgern das Recht, eine Waffe zu tragen. Millionen Amerikaner sind stolz darauf. So gern wie Sarah Palin bedient sich jedoch kein anderer bekannter Politiker der kämpferischen Rhetorik. Die Republikanerin forderte ihre Anhänger sogar auf: «Don’t retreat, reload.» – «Zieht euch nicht zurück, ladet durch.»

Vor den Kongresswahlen im November stellte sie eine Landkarte online, auf der die Wahlbezirke ihrer demokratischen Gegner mit einem Fadenkreuz markiert waren – ganz so, als ob sie diese ins Visier nehmen wollte. Der Wahlkreis der demokratischen Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords, die nach dem Kopfschuss der letzten Woche immer noch im Krankenhaus liegt, war auch auf der Karte vermerkt. Giffords protestierte damals gegen Palins Landkarte. «Wenn Menschen so etwas tun, müssen sie begreifen, dass es für diese Handlung Konsequenzen gibt.»

Viele mögen gewaltbezogene Metaphern

Wahr ist, dass viele Journalisten und Fernsehgrössen, Politiker und Gegner des linken wie des rechten Lagers gewaltbezogene Metaphern mögen. Palin ist damit nicht allein. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass der 22-jährige mutmassliche Attentäter Palins Karte je gesehen oder die Idee für seine Tat aus einer bestimmten Quelle bezogen hat.

«Solche ungeheuerlichen kriminellen Taten beginnen und enden mit den Kriminellen, die sie begehen», sagte Palin.

Hat sie Recht? Ist es unangemessen und schlicht zu simpel, die Tat eines einzelnen verrückten Amokläufers auf die Einstellung eines ganzen Landes zurückzuführen, in dem die meisten Bürger die Gesetze befolgen und friedlich leben? Oder sind die aufgeheizte Stimmung in der amerikanischen Politik und die vielen frei erhältlichen Waffen ein Pulverfass, das irgendwann explodieren musste?

Präsident Barack Obama warnte vor voreiligen Schlüssen. Er bat die Amerikaner darum, friedlicher miteinander umzugehen. «Ich glaube, wir können es besser», sagte er. «Wir können zwar nicht alles Übel in der Welt aufhalten, aber wir können sehr wohl bestimmen, wie wir miteinander umgehen.»

Viele Politiker in den USA haben versucht, Politisches aus der Trauer um die Opfer des Attentats herauszuhalten. Wirklich erfolgreich waren sie in ihren Bemühungen nicht.

Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.

 

(Kolumne von Jonathan Mann/CNN-News)

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