Benedikt XVI. nähert sich der Ostkirche an

Mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., tauschte Benedikt einen Bruderkuss. Der deutsche Papst lud die Kirchenführer der weltweit rund 300 Millionen orthodoxen Gläubigen zu einem «brüderlichen Dialog» ein.

Dabei sollten die Art und Weise bestimmt werden, «wie das Petrusamt heute ausgeübt werden könnte und dabei zugleich dessen Natur und Wesen respektiert wird».

In seiner Rede bei einem weihevollen Gottesdienst in der prunkvoll mit Gold, Ikonen und Kronleuchtern ausgestatteten Patriarchatskirche St. Georg bezog sich Benedikt ausdrücklich auf seinen Vorgänger Johannes Paul II., der ein solches Angebot bereits 1995 gemacht hatte.

Wichtiger Schritt

Das Anerbieten des Papstes gilt als wichtiger Schritt, weil der Anspruch Roms auf umfassende Autorität das entscheidende Hindernis bei der Annäherung zwischen katholischer Kirche und den Orthodoxen ist. Die Kirchenspaltung (Schisma) zwischen Ostkirchen und Rom ist rund 1000 Jahre alt.

Bartholomäus ging äusserst geneigt auf das Angebot ein. «Wir bekennen in Trauer, dass wir noch nicht im Stande sind, die heiligen Sakramente gemeinsam zu feiern», sagte der Patriarch mit Blick auf die nicht vorhandene Abendmahlsgemeinschaft.

Spaltung der Christen ein Skandal

Benedikt betonte, Ziel sei die «vollständige Gemeinschaft» zwischen den Kirchen. «Die Spaltung der Christen ist ein Skandal für die Welt und eine Hindernis bei der Verkündung des Evangeliums», sagte der Papst.

Nach einer Ruhepause besucht der 79-jährige Benedikt am Nachmittag die Hagia Sophia, das Wahrzeichen Istanbuls, sowie die Blaue Moschee. Der Besuch in dem muslimischen Gotteshaus gilt als Zeichen der Versöhnung mit dem Islam.

(fest/sda)