Beweise über irakisches Atomprogramm gefälscht

publiziert: Donnerstag, 27. Mrz 2003 / 07:53 Uhr / aktualisiert: Freitag, 28. Mrz 2003 / 03:31 Uhr

Wien - Die angeblichen Beweise für Uraneinkäufe Iraks haben sich als plumpe Fälschungen erwiesen. Im Vorfeld des Krieges gegen Irak galten die Briefe als stichhaltiger Beweis, dass der Irak ein Atomwaffenprogramm habe. US-Präsident George W. Bush hatte die gefälschten Unterlagen in seiner Rede an die Nation genannt und der Atomenergiebehörde IAEA vorgelegt.

Die Dokumente seien so amateurhaft gefälscht gewesen, dass ihm die Kinnlade runtergefallen sei, sagte ein Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) jetzt der Nachrichtenagentur Reuters. Er wollte namentlich nicht genannt werden.

Die Papiere wurden als Beweis dargestellt, dass Irak sein Atomwaffenprogramm wieder aufgenommen habe. Irak habe versucht, 500 Tonnen Uran in der Republik Niger zu kaufen, hiess es darin.

Angebliche Briefe aus Niger

Der US-Geheimdienst CIA hatte im vergangenen Herbst gewarnt, dass Irak innerhalb eines Jahres Atomwaffen herstellen könnte, wenn sich das Land Uran beschaffe. US-Präsident George W. Bush befand die vorgelegten Beweise für glaubwürdig genug, um sie im Januar in seiner Rede zur Lage der Nation zu verwenden.

Der Vorwurf, Irak decke sich mit Uran ein, wäre der schlagende Beweis gegen das Regime von Saddam Hussein gewesen, sagte der IAEA-Beamte. Der einzige Grund für den Bedarf nach Uran wäre die Herstellung von Waffen gewesen.

Offensichtlich gefälscht

Als die IAEA Monate später die Dokumente erhielt, stellte sich jedoch schnell heraus, dass sie gefälscht waren. Zwei davon waren den UNO-Kreisen zufolge ganz besonders schlecht gemacht.

In einem angeblichen Brief des Präsidenten von Niger wurde auf die Stellung des Präsidenten nach der Verfassung von 1965 Bezug genommen. Die Republik Niger hat jedoch seit 1999 eine neue Verfassung.

Auch die Unterschrift des Präsidenten sei sehr schlecht gefälscht worden. Er sei kein Graphologe, aber die Unterschrift des Präsidenten sei darin nicht einmal annähernd getroffen, sagte der Beamte.

Ein anderer Brief, in dem es um Uran ging, wurde angeblich im Oktober 2000 vom Aussenminister Nigers, Alle Elhadsch Habibou, unterschrieben und geschickt. Dessen Amtszeit im Aussenministerium war allerdings bereits elf Jahre zuvor zu Ende. Auch der Briefkopf hatte einen Schönheitsfehler. Darin wurde der Militärrat aus der Zeit vor 1999 genannt. Das wäre in etwa so, als würde Russland heutzutage noch Sowjetunion genannt.

Einziger Beweis damit nichtig

Die IAEA beauftragte daraufhin ein internationales Team von Kriminaltechnikern mit der Untersuchung der Dokumente. Die Experten, unter ihnen auch Briten und US-Amerikaner, kamen ebenfalls zu dem Schluss, dass die Papiere gefälscht waren.

Die IAEA fragte die USA und Grossbritannien, ob sie anderes Material hätten, das beweisen könnte, dass Irak Uran beziehen wollte. Die USA und Grossbritannien verneinten.

IAEA-Chef Mohamed ElBaradei informierte den UNO-Sicherheitsrat Anfang März, dass der Beweis für eine Verbindung zwischen Irak und Niger eine Fälschung sei. Zudem hätten eine drei Monate lange Suche mit 218 Kontrollen an 141 Orten in Irak keinen Beweis oder plausiblen Hinweis geliefert, dass Irak ein Atomwaffenprogramm habe, sagte ElBaradei.

US-Vizepräsident Dick Cheney hielt jedoch weiter an der Haltung der USA fest. Cheney sagte lediglich, ElBaradei liege mit seiner Ansicht über Irak falsch.

(Louis Charbonneau/Reuters)

 
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