Katholische Kirche

Bischofskonferenz: «Kirche steht allen Menschen offen»

publiziert: Donnerstag, 3. Sep 2015 / 12:17 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 3. Sep 2015 / 13:38 Uhr
Spaltet die Gemüter: Bischof Huonder.
Spaltet die Gemüter: Bischof Huonder.

Bern - Nach den umstrittenen Äusserungen des Churer Bischofs Vitus Huonder üben sich die Schweizer Bischöfe in Schadensbegrenzung. In ihrer ersten gemeinsamen Reaktion betonen sie, dass «die Kirche allen Menschen gleichermassen offen steht».

8 Meldungen im Zusammenhang
"Wir haben gespürt, wie viele Menschen durch die Aussagen verletzt wurden", sagte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), der St. Galler Bischof Markus Büchel, am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die Situation sei nach der "Welle der Entrüstung", die über Huonder hereinschwappte, schwierig.

Huonder hatte Ende Juli in einem Vortrag im deutschen Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Der Bischof hatte sich nach empörten Reaktionen auf seine Ansichten öffentlich entschuldigt, nachdem er in einer ersten Stellungnahme noch von einem Missverständnis gesprochen hatte.

An der Ordentlichen Versammlung der Bischofskonferenz, die von Montag bis Mittwoch in Givisiez FR stattfand, habe der viel kritisierte Churer Bischof seinen Kollegen persönlich noch einmal erklärt, was er schon in öffentlichen Stellungnahmen geäussert hatte, sagte Büchel. Es sei nie Huonders Absicht gewesen, für homosexuelle Akte die Todesstrafe zu fordern.

Bischof muss wissen, was er sagt

Die Bischofskonferenz betonte, dass die Kirche alle Menschen "unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung" vorbehaltlos annimmt. Es gelte, angemessene Wege zu finden, dies auszudrücken. Um diese Formulierung habe die Konferenz gerungen, sagte Büchel. Es gebe in der Kirche zwar wohl eine Einheit der Lehre, aber keine Einheit der Wahrnehmung.

Befugt, den Churer Kollegen zu rügen, sind die Bischöfe nicht. Büchel mahnte die Kirchenmänner grundsätzlich an, sich im theologischen Diskurs immer auch zu überlegen, wie Aussagen bei Aussenstehenden ankommen könnten - insbesondere bei Reizworten wie "Todesstrafe".

"Ein Bischof muss sich bewusst sein, was er sagt." Konkret zu Huonders Aussagen befragt, ergänzte Büchel: "Es war falsch, dass er das so in einem Satz stehen liess."

Die heiklen Themen Familie und Ehe waren auch Inhalt eines Studientags vom Montag, wie SBK-Generalsekretär Erwin Tanner sagte. In einem "fruchtbaren Austausch" befassten sich Theologen, Humanwissenschaftler aber auch Fachleute aus der Praxis mit den Themen, die an der Bischofssynode im Oktober in Rom auf der Traktandenliste stehen.

Welche sich daraus ergebenden Anliegen aber der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, als Schweizer Vertreter in den Vatikan tragen wird, konnte die SBK nicht präzisieren. Der Bischof sei frei in seinen Äusserungen.

Bischof Morerod neuer Präsident

An ihrer Versammlung wählte die Bischofskonferenz den Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, zum neuen Präsidenten für die Amtsperiode 2016 bis 2018. Büchel gibt sein Amt am 31. Dezember 2015 ab.

Der designierte Präsident zeigte sich erfreut, dass seine "Mitbrüder sich für sprachliche Abwechslung entschieden haben". Der 53-Jährige Doktor der Theologie und Doktor der Philosophie ist derzeit Vizepräsident der SBK.

Zum neuen Vizepräsidenten wurde der Bischof von Basel und ehemaliger Generalsekretär der SBK, Felix Gmür, bestimmt. Der Abt von Einsiedeln, Urban Federer, wurde zum dritten Mitglied des Direktoriums gewählt.

Flüchtlingshilfe ist Christenpflicht

Die Bischöfe riefen auch zu mehr Engagement in der Flüchtlingshilfe auf. Diesen vielen Menschen in Not zu helfen, sei eine christliche Pflicht, sagte Morerod. Er lobte die bereits bestehenden Initiativen und betonte gleichzeitig, ein zusätzlicher Effort sei nötig. Büchel rief Kirchgemeinden und Pfarreien dazu auf, sich Gedanken zu machen, "wie wir noch mehr tun können".

(jz/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Markus Büchel, ... mehr lesen 1
«Wir sind so reich, dass wir mehr tun könnten», sagte Büchel in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag».
Bischof Vitus Huonder entschuldigte sich öffentlich und in einem Brief.
Chur - Der Churer Bischof Vitus Huonder hat wegen seiner Äusserungen zur Homosexualität Ende Juli im deutschen Fulda keine Strafverfolgung zu befürchten. Die Staatsanwaltschaft Graubünden ... mehr lesen
Claude Fankhauser Die katholische Kirche zeigt sich so ... mehr lesen
Papst Franziskus: Berg, der eine Maus gebar.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Vitus Huonder, Bischof von Chur.
Chur - Der Churer Bischof Vitus Huonder kommt nach seiner unterdessen berühmten Rede im deutschen Fulda nicht zur Ruhe: Selbst sein Sprecher zeigte sich am Montag «schockiert» ... mehr lesen
Bern - Bischof Vitus Huonder zeigt sich betroffen über die Reaktionen zu seinen umstrittenen Aussagen zu Homosexuellen. In einem Interview entschuldigt er sich bei «allen Menschen, die sich verletzt gefühlt haben». Zudem erklärt und rechtfertigt er seine Haltung. mehr lesen 
Bern - Der Churer Bischof Vitus Huonder hat sich in einem Vortrag vehement gegen Homosexualität und für das katholische Ehemodell ausgesprochen. In einer Stellungnahme vom Montagmorgen schreibt er nun, es handle sich um ein Missverständnis, das er bedaure. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Hoffnung durch Lotterie und Religion. Foto des nigerianischen Fotografen Anthony Ayodele Obayomi.
Hoffnung durch Lotterie und Religion. Foto ...
Fotografie Fotoausstellung über Lagos, Religion und Lotterie  Das Photoforum Pasquart präsentiert in Zusammenarbeit mit der Fondation Taurus und den Bieler Fototagen die Ausstellung «Give us this Day» des nigerianischen Fotografen Anthony Ayodele Obayomi, Gewinner des Taurus Prize for Visual Arts 2019. mehr lesen  
In La Chaux-de-Fonds  La Chaux-de-Fonds - Das Museum für Kulturen des Islam in La Chaux-de-Fonds NE ist am Wochenende eröffnet worden. Den Besuchern ... mehr lesen  
Den Besuchern wurden neben den Ausstellungen auch Ateliers, Erzählungen und Kalligraphie-Kurse geboten.
Treffen mit Kindern  Vatikanstadt - Papst Franziskus hat sich mit Flüchtlingskindern getroffen, deren Eltern bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Gemeinsam gedachten sie der Opfer der Flüchtlingskatastrophen. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 10°C 16°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 10°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 9°C 13°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Bern 10°C 16°C bedecktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 11°C 17°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 12°C 17°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Lugano 13°C 21°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten