Deutsche Sprache

«Blackfacing» zum «Anglizismus des Jahres» gekürt

publiziert: Dienstag, 27. Jan 2015 / 10:13 Uhr
«The Jazz Singer» aus dem Jahr 1927 behandelte das Thema des «Blackfacing».
«The Jazz Singer» aus dem Jahr 1927 behandelte das Thema des «Blackfacing».

Berlin - Mal kein Begriff aus der Netzwelt wie bisher oft: Der Ausdruck «Blackfacing» für schwarz angemalte Gesichter von Weissen ist in Deutschland zum «Anglizismus des Jahres» gekürt worden.

Das Wort sei vom englischen Blackface abgeleitet und bezeichne stereotyp geschminkte Weisse, die schwarze Menschen darstellen, ursprünglich vor allem im Schauspiel, teilte die Jury am Dienstag in Berlin mit. In jüngerer Zeit tauche das Phänomen auch öfter ausserhalb des Theaters auf.

Im Jahr 2014 gab es «Blackfacing» etwa bei der Fussball-WM, als sich deutsche Fans beim Spiel gegen Ghana schwarz schminkten. Diskutiert wurde auch die Sternsinger-Tradition mit einem Schwarzen unter den Heiligen Drei Königen oder das Auftreten vom Zwarte Piet in den Niederlanden, einem angeblich dunklen Nikolaus-Helfer.

Ende 2013 gab es in Augsburg eine «Wetten, dass..?»-Saalwette, bei der sich Dutzende wie Lukas, der Lokomotivführer, und der dunkelhäutige Jim Knopf zurechtmachten - beliebte Figuren aus der Augsburger Puppenkiste. Das ZDF handelte sich Rassismus-Vorwürfe ein.

Über den Begriff «Blackfacing» sagte der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Das Blackfacing gilt als rassistisch, weil es die Identität und die Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm behandelt, das weisse Menschen beliebig an- und ausziehen können. Mit dem Blackfacing massen sich weisse Menschen an, für schwarze Menschen sprechen und handeln zu können, und nehmen ihnen damit den Raum, dies selbst zu tun.»

In früheren Jahren hatten die Sprach-Experten rund um den 44-jährigen Stefanowitsch vielfach Wörter der Internet-Ära wie «Shitstorm» oder «Crowdfunding» zu «Anglizismen des Jahres» gekürt.

Am Wort «Blackfacing» überzeugte die Jury, dass es in Deutschland schon lange «geblackfacete» Weisse gebe, aber erst das Englische dem Deutschen ein Wort gegeben habe, diese Tradition zu benennen.

«Big Data» und «Selfie»

Die weiteren Plätze für das Jahr 2014 belegten laut Jury die Begriffe «Big Data» (kaum auswertbare Datenmengen) und der Publikumsliebling «Selfie» (digitale Selbstporträts der Smartphone-Ära). Bereits für 2013 war «Selfie» unter den Top-Wörtern.

Gut im Rennen waren 2014 demnach auch «Social Freezing» (Einfrieren von Eizellen zur karrierebedingten Verschiebung des Kinderkriegens), «Photobombing» (Fremde im Foto sprengen das eigentliche Motiv) sowie «Sexting» (Wort aus Sex und Texting; für erotische Fotos und den möglichen Missbrauch solcher Bilder via Handy etwa).

Seit 2010 kürt die Initiative «Anglizismus des Jahres» um Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin jährlich positive Beiträge des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes. 2013 gewann etwa die Skandal-Nachsilbe «-gate».

(bert/sda)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf Geschlechterdarstellungen oft veraltet.
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf ...
Bund, Kantone und Wirtschaft in der Pflicht  Bern, 25.05.2023 - Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF richtet Empfehlungen an Bund, Kantone und Wirtschaft. Denn: Obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz vorankommt, verdienen junge Frauen bereits beim Berufseinstieg weniger als junge Männer und leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit. Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen, brauche es Massnahmen im Bildungsbereich. mehr lesen 
Der britisch-kanadische Wissenschaftler Geoffrey Hinton gilt als einer der Pioniere der künstlichen Intelligenz (KI), ... mehr lesen  
Wohin führt uns in Zukunft die KI-Technologie?
Gehirnströme konnten vom KI-Modell ChatGPT transkribiert werden.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT haben Forscher:innen einen bahnbrechenden Erfolg erzielt: Sie können die Gedanken ... mehr lesen  
Publinews Bern - Die Möglichkeit, vermehrt ausserhalb des klassischen Büros zu arbeiten, beeinflusst auch, wo und wie wir in Zukunft wohnen. Die Studie «Wie Remote Work ... mehr lesen  
Die Möglichkeit von Remote Work allein führt kaum zu mehr Umzügen.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 12°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 11°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 11°C 23°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 12°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 13°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
Genf 12°C 25°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen recht sonnig
Lugano 16°C 22°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft gewitterhaft
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten