Blair: Zehntes Jubiläum im Zeichen des Abschieds

publiziert: Dienstag, 1. Mai 2007 / 20:36 Uhr

London - Zehn Jahre sind in der Politik eine lange Zeit. Zehn Jahre als Regierungschef schaffen gar nur ganz wenige - ab Anfang Mai zählt Tony Blair dazu. Doch statt Jubelgesängen gibt es eher gedämpfte Töne.

Zehn Jahr war Blair an der Macht.
Zehn Jahr war Blair an der Macht.
7 Meldungen im Zusammenhang
Der britische Premierminister muss sich damit abfinden, dass jede Bilanz vom Krieg im Irak überschattet wird. Schlimmer noch: Es ist ein Jubiläum im Zeichen des Abschieds.

Auch am Dienstag musste sich Blair wieder Fragen gefallen lassen, wann er denn nun endlich die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Gordon Brown übergeben will. Die Briten haben genug von ihrem Premierminister. Bei einer Umfrage sagten jüngst 57 Prozent von ihnen: «Er war einfach zu lange an der Macht.»

Erdrutschsieg im 1997

Solche Aussagen schienen beim euphorischen Beginn am 2. Mai 1997 unvorstellbar. Mit einem Erdrutschsieg hatte Blair tags zuvor seiner Labourpartei nach 18 Jahren in der Opposition den Einzug in die Downing Street gesichert.

Blair versprach frischen Wind und neue Ideen. Der neue Premierminister trug Jeans und war mit seinen 43 Jahren der jüngste Regierungschef seit 1812. Und er stülpte die britische Gesellschaft um: Blair führte unter anderem den Mindestlohn ein, erlaubte die «Homo-Ehe», führte Nordirland mit zum Frieden.

Im Laufe der Jahre ist die Begeisterung verflogen. Immer mehr Briten nehmen Blair übel, dass er die eigenen Truppen an der Seite der USA in den Irak-Krieg führte.

Auch in der Innenpolitik hakte es in den vergangenen Monaten fast überall. Insofern hätten die Briten jetzt gern wieder frischen Wind - und das ist das Problem von Gordon Brown.

Gehilfe Blairs

Nicht nur, dass er 56 Jahre und damit nicht sonderlich jung ist. Darüber hinaus spielt er seit einem Jahrzehnt die Rolle eines treuen Gehilfen Blairs und war immer auch Unterstützer des Irak-Krieges.

Weil ihm ein Auge fehlt, guckt Brown zudem stets etwas verkniffen. Und er soll es im persönlichen Umgang auch sein. Ein ehemaliger enger Vertrauter warf dem Schatzkanzler unlängst gar «stalinistische Rücksichtslosigkeit» vor.

Sein Ex-Chef behandle selbst Kabinettskollegen «mehr oder weniger mit totaler Verachtung», gab Lord Andrew Turnbull zu Protokoll.

Abstimmung in zwei Jahren

Begeisterung gibt es also keineswegs für Brown, derzeit würden ihn gerade mal 27 Prozent der Briten zum Regierungsschef wählen. Der 16 Jahre jüngere David Cameron von den Konservativen kommt in Umfragen auf stolze 40 Prozent.

Doch der Oppositionsführer muss sich gedulden, die nächsten regulären Wahlen im Königreich stehen wohl erst in zwei Jahren an. Jetzt wird die Macht erst einmal durch interne Abstimmungen in der Labourpartei verteilt.

Siegessicherer Brown

Und dabei hat Brown trotz aller Kritik nicht viel zu befürchten. Der 56-Jährige ist so siegessicher, dass er seine parteiinternen Widersacher Anfang der Woche demonstrativ aufforderte, sie sollten Farbe bekennen. Da aber hatte mit Umweltminister David Miliband bereits der einzige Parteifreund, der Brown hätte gefährlich werden können, einen Rückzieher gemacht.

Im Sommer wird Brown nun aller Wahrscheinlichkeit nach den Regierungssitz übernehmen. Dass er wie Blair zehn Jahre schafft, ist nach jetzigem Stand sehr zu bezweifeln.

(Von Antje Gemeinhardt, AFP/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
London - Nach zehn Jahren als ... mehr lesen
Für seine letzten Wochen als Premier plant Blair Reisen, die ihn um die halbe Welt führen.
Das genaue Datum von Tony Blairs Rücktritt steht noch nicht fest.
London - Der britische Premierminister ... mehr lesen
London - Der britische Innenminister ... mehr lesen
John Reid macht den Weg frei für Gordon Brown.
Der Urnengang galt als Stimmungstest nach der zehnjährigen Amtszeit von Tony Blair.
London - Ungeachtet deutlicher Verluste seiner Labour-Partei bei den britischen Regionalwahlen sieht Premier Tony Blair die Opposition als Verlierer an. Ihr sei kein Durchbruch in ... mehr lesen
London - Der britische Premierminister ... mehr lesen
Tony Blair ist nun schon seit 10 Jahren im Amt.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Premier Tony Blair wird voraussichtlich nach den Kommunalwahlen zurücktreten.
London - Knapp zwei Wochen vor ... mehr lesen
London - Die Mehrheit der Briten ... mehr lesen
Nur 41 Prozent waren der Ansicht, dass Brown einen guten Job mache.
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten