Bob: Endlich ein Weltcup-Podestplatz für die Schweiz

Der 33-jährige Ivo Rüegg aus Tuggen SZ verdankt den Erfolg zu einem guten Teil seinem Hintermann Beat Hefti. Der Appenzeller, den Rüegg zu Beginn der Woche vom Europacup-Fahrer Billy Meyerhans übernommen hatte, sorgte für Startzeiten, die sich auch im internationalen Vergleich gut ausnehmen.

Dank des zusätzlichen, gewiss auch der Motivation dienlichen Schubs fand Rüegg zu seinen bekannten Qualitäten als Steuermann zurück, die er in jüngerer Zeit nicht immer hatte ausspielen können.

Reto Rüegg wurde disqualifiziert

Ivo Rüeggs jüngerer Bruder Reto war zunächst als Siebenter klassiert worden -- ein Ergebnis, mit dem er angesichts seiner relativ geringen Erfahrung zufrieden sein konnte. Hinterher musste er allerdings disqualifiziert werden, weil ein Dämpfungsgummi an der Steuerung um 0,1 mm zu dick war.

Auch Reto Rüegg hatte sich für das Rennen in St. Moritz mit einem neuen Hintermann zusammengetan -- mit Steve Anderhub, der 2002 mit Christian Reich die Silbermedaille an den Olympischen Spielen in Salt Lake City gewonnen hatte, in dieser Saison aber nur noch als Ersatzmann für alle Fälle im Annen-Team bereitstehen wollte.

Annen wurde Achter

Martin Annen hielt als Achter den Erwartungen nicht stand. Nach dem ersten Durchgang waren er und Reto Rüegg noch zeitgleiche Siebente gewesen. Dann missriet dem Schweizer Meister die zweite Fahrt (10.). Wie schon oft kam Annen mit der St. Moritzer Bahn mehr schlecht als recht zu Rande; vielleicht fiel es ihm gerade deswegen nicht leicht, die nötige Wettkampflust abzurufen.

Wie die Rüegg-Brüder griff Annen auf die Dienste eines Anschiebers zurück, den er bisher nur im Viererbob eingesetzt hatte; für einmal vertrat Bruno Zurfluh den verletzten Cédric Grand.

Pierre Lueders dominierte den Wettkampf klar. Nach halbem Pensum lag der Kanadier schon praktisch uneinholbar an der Spitze mit 0,29 Sekunden Vorsprung vor Ivo Rüegg. Im zweiten Durchgang erwies sich Lueders erneut als Schnellster, diesmal um 14 Hundertstel vor Christoph Langen und 17 vor Andre Lange. Die beiden Deutschen gewannen denn auch wie erwartet zwei EM-Medaillen.

Langen, der wegen einer Verletzung im vergangenen Winter kein einziges Rennen bestritten hatte, verlor das Rennen gegen Lueders klar (um 0,47 Sekunden), bewies aber einmal mehr, dass er auch mit 42 Jahren noch zur absoluten Spitzenklasse gehört. Lange wurde Vierter vor Todd Hays (USA) und dem im zweiten Durchgang mächtig aufdrehenden Österreicher Wolfgang Stampfer.

Dank Ivo Rüegg und Annen erreichten die Schweizer ihr Nebenziel, im Weltcup-Nationenklassement auch mit der zweiten Mannschaft wieder unter ersten zehn vorzudringen. Somit werden im nächsten Zweierbobrennen (am 31. Januar in Cortina) zwei Teams zur ersten Startgruppe gehören, was auf Kunsteisbahnen in der Regel sehr vorteilhaft ist.

Die Resultate

St. Moritz. Weltcup/EM. Samstag. Zweierbob (2 Durchgänge): 1. Pierre Lueders/Giulio Zardo (Ka 2) 133,54 Sekunden. 2. (und Europameister) Christoph Langen/Christoph Heyder (De 3) 0,47 zurück. 3. (EM-2.) Ivo Rüegg/Beat Hefti (Sz 3) 0,59. 4. (EM-3.) Andre Lange/Kevin Kuske (De 1) 0,71. 5. Todd Hays/Steve Mesler (USA 3) 1,03. 6. (EM-4.) Wolfgang Stampfer/Klaus Seelos (Ö 2) 1,41. 7. (EM-5.) Ivo Danilevic/Roman Gomola (Tsch 2) je 1,48. 8. (EM-6.) Martin Annen/Bruno Zurfluh (Sz 2) 1,58. 9. (EM-7.) Bruno Mingeon/Emmanuel Hostache (Fr 2) 1,72. 10. Jason Krause/Nathan Cunningham (Ka 1) 2,02. -- 33 Teams aus 17 Ländern. -- Disqualifiziert: Reto Rüegg/Steve Anderhub (Sz 1) wegen nicht reglementskonformer Steuerung (7. Rang) und Alexander Zubkow/Dimitri Stepuschkin (Russ 2) vor dem Start zum 1. Durchgang wegen zu warmer Kufen.

Weltcup-Stand. Zweierbob (5/7): 1. Lueders 167. 2. Langen 161. 3. Lange 155. 4. Hays 149. 5. Stampfer 116. 6. Annen und Ivo Rüegg je 112. 8. Alexander Zubkow (Russ) 109 (4 Rennen). 9. Gatis Guts (Lett) 96. 10. Mingeon 95. Ferner: 24. Reto Rüegg 31 (3). 29. Ralph Rüegg 14 (1).

(rp/Si)