Hoeness-Urteil schreckt ab

Boom an Selbstanzeigen von deutschen Steuersündern

publiziert: Mittwoch, 26. Mrz 2014 / 17:54 Uhr
Der Hoeness-Prozess sorgt für eine Welle von Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung. (Archivbild)
Der Hoeness-Prozess sorgt für eine Welle von Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung. (Archivbild)

Berlin - Vor der geplanten Einführung strengerer Regeln für Selbstanzeigen in Deutschland bekommen offenbar viele Steuersünder kalte Füsse. Sie nutzen die noch geltenden, weniger scharfen Vorgaben für eine Strafbefreiung.

7 Meldungen im Zusammenhang
Alle deutschen Bundesländer melden für die ersten Wochen des Jahres einen starken Anstieg sowie teils neue Monats-Höchststände bei den Selbstanzeigen reuiger Steuerhinterzieher.

Das Plus wird in einer Umfrage der deutschen Nachrichtenagentur dpa auch mit dem Urteil im Fall Hoeness begründet. Zudem wächst inzwischen international der Druck auf Schwarzgeld-Anleger durch mehr Datenaustausch zwischen Staaten.

Am Donnerstag wollen die Finanzminister der deutschen Bundesländer über schärfere Regeln für die Selbstanzeige beraten. Es zeichnen sich höhere Strafzuschläge als bisher ab. Auch müssen Steuerbetrüger ihr Schwarzgeld für einen längeren Zeitraum offenlegen, um ohne Haftstrafe davonzukommen. Eine Entscheidung wird voraussichtlich aber vertagt. Möglich ist eine endgültige Einigung Anfang Mai.

Allgemeine Zunahme

In Rheinland-Pfalz haben sich nach der Verurteilung von Uli Hoeness zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerbetrugs seit Mitte März 158 Steuerhinterzieher gemeldet. Im laufenden Jahr sind es bisher 1250 Fälle - mehr als halb so viel wie im ganzen Jahr 2013.

In Baden-Württemberg gingen im laufenden Jahr bis Anfang dieser Woche 2435 Selbstanzeigen ein - mit nacherklärten Erträgen von 120,7 Mio. Euro. Die könnten Mehreinnahmen von schätzungsweise 38 Mio. Euro bringen, hiess es. Im vergangenen Jahr wurden rund 6200 Selbstanzeigen registriert - dreimal mehr als im Jahr davor.

In Nordrhein-Westfalen haben sich zwischen Jahresbeginn und Anfang März 1 739 Bürger wegen Steuerhinterziehung über Schweizer Banken selbst angezeigt - viereinhalb Mal so viele wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Allein im Februar gingen 956 Selbstanzeigen ein. Das ist der zweithöchste Monatswert, seitdem das Land im Frühjahr 2010 mit dem Kauf von Steuer-CDs aus der Schweiz begonnen hat.

Hoeness-Urteil schreckt ab 

In Berlin haben sich bis Mitte vergangener Woche 335 Steuerbetrüger offenbart. Allein in der Zeit rund um das Hoeness-Urteil sind 63 Anzeigen dazugekommen.

In Hessen wollten sich in den ersten zwei Monaten des Jahres 903 Steuerbetrüger reinwaschen. 2013 lag die Zahl der Selbstanzeigen bei 2844.

Auch die niedersächsischen Finanzbehörden verzeichneten in den ersten beiden Monaten ein kräftiges Plus: Bis Ende Februar gingen 866 Selbstanzeigen ein - was deutlich über dem Monatsschnitt liegt. 2013 waren es 2862 Selbstanzeigen.

Hamburgs Finanzämter zählten im Januar und Februar - noch vor dem Hoeness-Urteil - 202 Selbstanzeigen. Im vergangenen Jahr offenbarten sich 637 Steuerbetrüger. Das Bremer Finanzressort meldete für 2014 bisher 88 Selbstanzeigen. Im gesamten Vorjahr waren es 181, die 12,5 Mio. Euro in die Kassen des Stadtstaates spülten.

Im Saarland wurden nach Angaben des Finanzministeriums allein bis Ende vergangener Woche 174 Selbstanzeigen erfasst. Im gesamten Vorjahr waren es 299. Für den Fiskus brachte dies im laufenden Jahr Mehreinnahmen von bisher gut 6,5 Mio. Euro. 2013 belief sich das Zusatzplus auf fast 20,8 Mio. Euro.

In Sachsen meldete sich allein im Januar mit 51 Steuerbetrügern schon ein Drittel des Jahreswertes 2013. Bis Ende Februar kamen 69 weitere Selbstanzeigen hinzu.

In Thüringen zeigten sich seit Jahresbeginn 42 Steuerbetrüger beim Fiskus an. Im Vorjahreszeitraum waren es laut Finanzministerium nur 6 strafbefreiende Selbstanzeigen gewesen; in den Jahren davor noch weniger.

In Sachsen-Anhalt liegt die Zahl der Selbstanzeigen bisher bei 11. Seit 2010 sind es insgesamt 76. In Brandenburg gingen im Januar und Februar 62 Selbstanzeigen ein, im gesamten Jahr 2013 waren es 114.

(ww/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Berlin - Vor Inkrafttreten schärferer ... mehr lesen
Seit dem 1. Januar wird es für Steuerbetrüger in Deutschland deutlich teurer.
«Die vorgesehenen Verschärfungen zeigen ihre Wirkung». (Symbolbild)
München - Die Haftstrafe für Uli ... mehr lesen
Deutschlands prominentester ... mehr lesen
Uli Hoeness.
Von Uli Hoeness wurde ein sechsstelliger Geldbetrag gefordert.(Archivbild)
München - Die Polizei hat einen mutmasslichen Erpresser des früheren FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeness in München festgenommen. Der Mann hatte dem wegen Steuerhinterziehung verurteilten Hoeness ... mehr lesen
Berlin - Zehntausende Deutsche ... mehr lesen
Deutsche Steuersünder, die sich selber anzeigen, sollen in Zukunft härter bestraft werden. (Symbolbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Finanzminister Wolfgang Schäuble: «Gemeinsam mit den Ländern wollen wir die Voraussetzungen für die Strafbefreiung weiter verschärfen.»
Berlin - Nach dem Urteil gegen Ex-FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness kündigt der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble strengere Regeln für die strafbefreiende Selbstanzeige ... mehr lesen
München - Für den Präsidenten des ... mehr lesen
Ein Urteil wäre bereits am Donnerstag möglich.(Archivbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
In den vergangenen Jahre haben von knapp 500'000 Einkommensmillionären nur 12'000 pro Jahr den Bundesstaat gewechselt.
In den vergangenen Jahre haben von knapp 500'000 Einkommensmillionären nur ...
Falsche Sichtweise  Selbst wenn sie hohe Steuerabgaben leisten müssen, leben reiche Amerikaner grösstenteils weiter in ihren angestammten Bundesstaaten und ziehen nicht in eine andere US-Region mit günstigeren Steuerbedingungen. mehr lesen 
Ständerat und kleine Kammer kommen zu keinem gemeinsamen Nenner.
Unternehmenssteuerreform  Bern - Zu Beginn der Sommersession am Montagnachmittag beugt sich der Ständerat zum zweiten Mal über die Unternehmenssteuerreform III. Von einer Einigung sind die Räte ... mehr lesen  
Etschmayer Im Juni kommt das kommunistisch-anarchische Projekt des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) zur Abstimmung. Eine Vorlage, die bei einer Annahme die sofortige Auflösung der Schweiz, einen Kometeneinschlag in Bern, eine Heuschreckenplage und noch drei bis vier andere Katastrophen biblischen Ausmasses zur Folge hätte. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten