«Getarnte» Seiten

Braune Propagandawelle schwappt durchs Netz

publiziert: Montag, 11. Jun 2012 / 10:08 Uhr
Nationalsozialismus: Renaissance im Netz.
Nationalsozialismus: Renaissance im Netz.

Wien - Nationalsozialistisches Gedankengut wird - politisch gesteuert - immer häufiger im Internet verbreitet.

7 Meldungen im Zusammenhang
Online können die verqueren Inhalte kostengünstig, mit wenig Personalaufwand und oft auch unter dem Deckmantel der Anonymität verteilt werden. Da offensichtliche braune Propaganda häufig schnell von den grossen Internetkonzernen geblockt wird, verstecken rechtsradikale ihre Botschaften vermehrt auf unauffälligen Internet- und Social-Media-Seiten, die auf den ersten Blick keinen offensichtlichen Bezug zum extrem rechten Lager aufweisen. Manche Seiten richten sich speziell an Schüler. Joseph Goebbels hätte seine helle Freude.

Verbote umgehen «Rechtsextremistische Werbung im Netz kommt heute häufig subtil und versteckt vor, von aussen gibt es keine Marker, die diese Angebote als Propaganda kennzeichnen. Es gibt beispielsweise rechtsextreme Seiten, die sich speziell an Schüler und Studenten richten. Eine Plattform ist als Hilfestellung für Hausarbeiten getarnt. Die Texte, die Kinder und Jugendliche auf der einschlägigen Seite einsehen können, vermitteln ein falsches, nationalsozialistisch geprägtes Geschichtsbild», erklärt Rainer Gries von der Universität Wien. So entgehen die rechtsextremen Portale den Filtern von Google und Co.

«Wir beobachten eine vermehrte Verlagerung von rechtsextremen Inhalten in die sozialen Medien. Dort ist der Zugang nur mit Username und Passwort möglich, was Gegenmassnahmen schon erschwert. Bei Stopline, einer Hotline zur Meldung von verbotenen Inhalten im Netz, gehen pro Monat rund 20 Beschwerden wegen rechtsextremen Angeboten ein. Zwei bis drei davon stellen sich als berechtigt heraus», sagt ISPA-Generalsekretär Maximilian Schubert.

Die Hotline meldet verbotene Inhalte, genau wie ähnliche Angebote in anderen Ländern, an die Behörden. Diese müssen versuchen bei den Anbietern - Providern oder sozialen Netzwerken - einen Löschung zu erwirken. Die Betreiber sitzen allerdings oft in Ländern wie Holland oder den USA, wo die Meinungsfreiheit anders ausgelegt wird als im deutschen Sprachraum.

Rechtsextreme Parteien bei Facebook

«Auf den sozialen Netzwerken betreiben hauptsächlich rechtsextreme Parteien Propagandaseiten. Die NPD konzentriert sich der Grösse wegen fast ausschliesslich auf Facebook, einschlägige Inhalte sind aber in jedem in Deutschland verfügbaren Netzwerk zu finden», sagt Johannes Baldauf von no-nazi.net. Auch auf den Netzwerken schieben Rechtsextreme immer öfter andere Themen vor, da auch Betreiber wie Facebook strafrechtlich relevante Inhalte schnell löschen.

«Kampagnen, die härtere Strafen gegen Pädophile fordern, sind eine beliebte Tarnung. Diese Seiten, die von aussen nicht den Eindruck machen, von rechtsextremen Politikern betrieben zu werden, dienen zur Kontaktaufnahme mit Usern. So spielt das gesellschaftliche Stigma, das Rechtsextremen anhaftet, keine Rolle. Die Verbindung ist dann trotzdem da», so Baldauf. Laut dem Experten bewegt sich die Aktivität der politischen Wirrköpfe in den sozialen Medien auf konstant hohem Niveau. «Die neue NPD-Führung hat diese versteckte Art der Meinungsbildung zur neuen Standard-Taktik auserkoren, auch wenn es in der Partei Widerstand dagegen gibt», so Baldauf.

Die subtilere Vorgehensweise hat sich als extrem erfolgreich erwiesen. «Vor einem Jahr konnte ein von Rechtsextremen initiiertes Event für härtere Strafen für Pädophile auf Facebook etwa eine Mio. Menschen erreichen. Durch konstante Verbreitung dieser Botschaften verschieben sich die Grenzen des Akzeptierbaren. Der Begriff Kinderschänder, der oft verwendet wird, ist mittlerweile salonfähig. Auch die Forderung nach der Todesstrafe war ein Dammbruch», erklärt Baldauf. Die populistischen Botschaften und deren zweifelhaften Urheber wären bei genauer Betrachtung einfach zu entlarven, oft fehlt Nutzern aber die Kompetenz.

«Die Politik ist gefordert, die Medienkompetenz schon bei Kindern zu fördern. Auch Facebook sollte verstärkt gegen solche Inhalte vorgehen, auch wenn wir mit anderen schon eine Verbesserung beim sozialen Netzwerk erreicht haben. Auch aufmerksame Nutzer, die anrüchige Seiten melden, sind wichtig. Über eine Löschung der entsprechenden Seiten bei den Netzwerken hinaus passiert den Betreibern oft nichts, weil sie schwierig auszuforschen sind», sagt Baldauf.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Ein erster Anlauf für ein Verbot der rechtsextremen NPD war 2003 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert.
Rostock-Warnemünde - Nach ... mehr lesen
Die Post muss liefern.
Karlsruhe - Der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) hat die Deutsche Post dazu verurteilt, eine Zeitschrift der rechtsextremen Partei NPD zu befördern. mehr lesen
Wisconsin/Hamburg - Rechtsextreme ... mehr lesen
Experten beobachten einen Zuwachs bei Webseiten um 5000 Prozent.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Berlin - Neun Jahre nach dem Scheitern des NPD-Verbots wollen in Deutschland die Innenminister von Bund und Ländern wieder systematisch Beweise gegen die rechtsextreme Partei sammeln. Sie beschlossen am Donnerstag in Berlin, eine Materialsammlung anzulegen und vom 2. April an auf V-Leute des Verfassungsschutzes in der NPD-Führung zu verzichten. mehr lesen 
Premium Website Ranking
GLOBONET GmbH
Toggenburgerstrasse 26
9500 Wil SG
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die Schweizer Berghilfe übernimmt pauschal 50 Prozent der Kosten, maximal jedoch 10'000 Franken.
Die Schweizer Berghilfe übernimmt pauschal 50 Prozent der ...
Die Schweizer Berghilfe erweitert ihr bestehendes WLAN-Programm für Gastronomiebetriebe in Bergregionen. Bisher unterstützte dieses in Zusammenarbeit mit GastroSuisse lancierte Programm Hotels und Berggasthöfe bei der Anschaffung und Erneuerung ihrer WLAN-Infrastruktur. Neu können auch Restaurants oder Cafés einen Antrag bei der Schweizer Berghilfe einreichen. mehr lesen 
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische ... mehr lesen
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, ... mehr lesen
Internationales Super-Wahljahr 2024.
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=861&col=COL_2_1
Die Ozlo Sleepbuds im Case.
eGadgets Die Kopfhörer für erholsamen Schlaf Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Problem. ...
Domain Namen registrieren
Domain Name Registration
Zur Domain Registration erhalten Sie: Weiterleitung auf bestehende Website, E-Mail Weiterleitung, Online Administration, freundlichen Support per Telefon oder E-Mail ...
Domainsuche starten:


 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten