Flüchtlingskrise

Brüssel erinnert EU-Staaten an ihre Finanzzusagen

publiziert: Mittwoch, 14. Okt 2015 / 16:30 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 14. Okt 2015 / 19:10 Uhr
Brüssel erinnert Europa an die  Finanzzusagen.
Brüssel erinnert Europa an die Finanzzusagen.

Brüssel - In der Flüchtlingskrise sollen die EU-Staaten nach dem Willen der EU-Kommission schneller ihre Zusage erfüllen, Milliarden an Hilfsgeldern auszuzahlen. Sie müssten die Hilfe für Syriens Nachbarländer nun rasch leisten.

7 Meldungen im Zusammenhang
"Erst haben sie geredet. Jetzt gilt es, das in Taten umzusetzen", sagte EU-Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans am Mittwoch in Brüssel vor seiner Reise in die Türkei. Im September hatten die EU-Staaten bei einem Flüchtlingsgipfel milliardenschwere Finanzhilfen für Herkunfts- und Transitländer versprochen. Doch Geld geflossen ist seither wenig.

Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mahnte die EU-Staaten an ihr Versprechen: "Es reicht nicht, Versprechen abzugeben, man muss auch durch den Beweis der Tat liefern", sagte Juncker im EU-Parlament.

So soll die Türkei von der EU im laufenden und im kommenden Jahr bis zu einer Milliarde Euro für die Versorgung von Flüchtlingen bekommen. Die Europäer wollen damit auch eine Begrenzung des Zustroms von Flüchtlingen erreichen. Im Gegenzug werden Fortschritte beim Dauerthema Visa-Liberalisierung für türkische Staatsbürger in Aussicht gestellt.

Auch bei Fonds für Afrika stockt es

Wie aus Kreisen der EU-Kommission verlautete, liegen die konkreten Finanzzusagen der Staaten nicht nur bei der Hilfe für die Türkei weit unter den Zielen.

Auch anstelle der zugesagten 1,8 Milliarden Euro für den Nothilfe-Treuhandfonds für Afrika zur Bekämpfung von Fluchtursachen seien nur einige Millionen zusammengekommen. Deutschland, Spanien und Luxemburg hätten bislang je drei Millionen zugesagt.

Und für die Finanzierung des Welternährungsprogramms, für das es eine weitere Milliarde Euro gibt, sei man weit vom Ziel entfernt, hiess es seitens der EU-Kommission.

Als Antwort auf die Syrien-Krise hatte die EU-Kommission Ende vergangenen Monats einen Syrien-Treuhandfonds vorgeschlagen, der mit mindestens einer Milliarde Euro gefüllt werden soll. Die Hälfte soll aus dem EU-Budget kommen, die andere Hälfte von den 28 EU-Staaten.

Beim EU-Gipfel am Donnerstag werden die EU-Staats- und Regierungschefs hauptsächlich über die aussenpolitische Dimension der Flüchtlingskrise diskutieren. Dann dürfte auch die stockende Finanzhilfe ein Thema sein.

Erneutes Bootsunglück

Erneut ereignete sich am Mittwoch ausserdem ein neues Unglück vor der griechischen Insel Lesbos: Beim Untergang eines Flüchtlingsbootes ertranken zwei Menschen, darunter ein etwa dreijähriges Kind. Drei weitere Flüchtlinge wurden noch vermisst. Dies berichtete der staatliche griechische Rundfunk unter Berufung auf die griechische Küstenwache.

Das Boot sei zwischen der türkischen Ägäisküste und der Insel Lesbos untergegangen, hiess es weiter. Die türkische Küstenwache habe 21 Menschen aus den Fluten gerettet.

Seit Jahresbeginn sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) mehr als 445'000 Flüchtlinge in Griechenland angekommen. Die meisten von ihnen reisen via Balkan-Route nach Westeuropa weiter.

Unterstützung für Ungarn

Um die Flüchtlinge an ihrer Weiterreise zu stoppen, errichtete Ungarn an der Grenze zu Serbien einen Grenzzaun. Nun erhält Ungarn Unterstützung von seinen Nachbarstaaten bei der Grenzsicherung: Eine erste Gruppe von 21 Soldaten aus Tschechien sei am Mittwoch im ungarischen Kaposvár eingetroffen, sagte ein Sprecher des Generalstabs in Prag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Pioniereinheit bringt für Erdarbeiten fünf Grosslastwagen, Erdbohrer, Bagger, Presslufthammer und einen Werkstattwagen mit. Zudem stellt Tschechien zehn Feldküchen zur Verfügung.

Ausserdem kündigte die slowakische Regierung an, ebenfalls Polizisten nach Ungarn schicken zu wollen. Die 50 Beamten sollen einen Monat lang in dem Nachbarland eingesetzt werden, hiess es in Regierungsdokumenten, die am Mittwoch im Internet veröffentlicht wurden.

"Wenn Tschechien, Polen, die Slowakei und Ungarn ihre Kräfte bündeln, wird das einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Schengen-Aussengrenze zwischen Ungarn und Serbien zu sichern", sagte der slowakische Regierungschef Robert Fico. Die vier Staaten arbeiten seit 1991 in der so genannten Visegrad-Gruppe zusammen.

(bert/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Budapest - Ungarn schliesst nach ... mehr lesen 1
Brüssel - Angesichts der Flüchtlingskrise versucht die Europäische Union mit ... mehr lesen 1
Die Europäische Union hofft mit der Türkei einen Neustart der Beziehungen.
Ahmet Davutoglu und Frans Timmermans.
Brüssel - Die EU-Staats- und ... mehr lesen
Berlin - Trotz scharfer Kritik aus der ... mehr lesen 1
Die Asylverfahren sollen beschleunigt werden.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Seit einem Jahr geht die Bewegung in ihrer Hochburg Dresden nahezu wöchentlich auf die Strasse und macht Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge und Medien.
Dresden - Am Montagabend haben sich in Dresden erneut tausende Menschen an einer Demonstration der antiislamischen Pegida-Bewegung beteiligt. Nach Schätzungen der Gruppe Durchgezählt ... mehr lesen 2
Luxemburg/Damaskus - Mit Assad ... mehr lesen
Die EU will noch nicht einmal mit Baschar al-Assad nicht reden. Oder jetzt doch?
Wenn...
man sieht, welche Strapazen Flüchtlinge auf sich nehmen, um nach Westeuropa zu kommen, dürfte keine Form der Abschreckung mehr wirken. Die nächsten Jahre werden vermutlich Millionen von Menschen diesen Weg gehen und auch bleiben.
Auch an eine Rückwanderung ist nicht zu denken, den diese würde bedeuten, dass sich die Situation in den Herkunftsländern so weit entspannt hätte, dass dort ein friedliches Leben möglich wäre. Aber weder bei der UN noch denn G7-Staaten, weder bei Russland noch bei China sieht man ein ernsthaftes Interesse daran, das Übel bei der Wurzel zu packen.
Hinzu kommt, dass die Flüchtlingsproblematik in Europa mit aus wirtschaftlichen und demographischen Gründen gewünschter Zuwanderung verknüpft wird und Interesse besteht, die Neubürger so schnell wie möglich für den Arbeitsmarkt fit zu machen.
Anstatt über eine nicht machbare Abschottung zu debattieren, sollte die Energie dazu zu verwandt werden sich Gedanken über die gesellschaftlichen Auswirkungen zu machen. Was bedeutet diese enorme Zuwanderung für Wohnraum, Mieten, Arbeitsplätze etc. Welche Investitionen sind hier noch notwendig und wer trägt die Kosten.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit spielen.
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit ...
Die EU hat Meta, den Mutterkonzern von Facebook, mit einer historischen Geldbusse belegt. Der Konzern hatte wegen der fortlaufenden Übertragung von Nutzerdaten in die USA gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstossen. Zusätzlich wurde Meta aufgefordert, den Transfer von Daten unverzüglich zu beenden. mehr lesen 
Befürworter holen auf  London - Die Gegner eines Verbleibs Grossbritanniens in der EU holen einer neue Umfrage zufolge auf. In einer am Montag vorab verbreiteten ... mehr lesen  
Noch 51 Prozent befürworten einen Verbleib in der EU.
Riexingers Rede wie auch der Parteitag wurden nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt.
Deutschland - Die Linke  Magdeburg - Ein unbekannter Mann hat die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht auf dem ... mehr lesen  
G7-Gipfel in Japan  Ise-Shima - Die G7-Staaten haben die Flüchtlingskrise als «globale Herausforderung» anerkannt und weltweites Wirtschaftswachstum als «dringende ... mehr lesen   1
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 12°C 27°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 12°C 27°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 10°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Bern 12°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig freundlich
Luzern 12°C 26°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
Genf 12°C 27°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
Lugano 15°C 24°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten