Befristete Stellen verlängert

Bund rechnet mit mehr Asylgesuchen

publiziert: Donnerstag, 18. Dez 2014 / 11:21 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 18. Dez 2014 / 16:00 Uhr
Die Asylgesuche dürften ansteigen.
Die Asylgesuche dürften ansteigen.

Bern - Der Druck auf das Schweizer Asylwesen dürfte im kommenden Jahr noch einmal zunehmen. Das Bundesamt für Migration (BFM) rechnet für 2015 mit bis zu 31'000 Asylgesuchen - das sind mehr als im laufenden Jahr. Trotzdem strebt der Bund den Abbau hängiger Anträge an.

7 Meldungen im Zusammenhang
«Der Migrationsdruck wird anhalten», sagte BFM-Direktor Mario Gattiker am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die vielen Krisenherde weltweit würden sich auch im nächsten Jahr auf den Schweizer Migrationsämtern bemerkbar machen.

Laut Schätzungen des Bundes dürften im kommenden Jahr 27'000 bis 31'000 neue Asylgesuche eingereicht werden. Zum Vergleich: Im laufenden Jahr werden es zwischen 24'000 bis 25'000 Asylgesuche sein. Fast die Hälfte davon stammt von Flüchtlingen aus Eritrea oder Syrien.

«Wir rechnen damit, dass die Mehrheit der Asylsuchenden schutzbedürftig ist», sagte Gattiker. Schon heute sei die Schutzquote mit 58 Prozent im internationalen Vergleich hoch. «Das bedeutet mehr Aufwand für das Asylverfahren, mehr komplexe Fälle, mehr Kosten.»

Befristete Stellen verlängert

Weil keine Trendwende in Sicht ist, hat der Bundesrat am Mittwoch 100 befristete Stellen im BFM bis Ende 2016 verlängert. Damit soll eine Zunahme des Pendenzenbergs vermieden werden.

Gattiker will noch einen Schritt weitergehen: «Wir wollen die Anzahl Gesuche, welche über ein Jahr hängig sind, bis Ende 2015 auf maximal 1000 abbauen.» Per Ende November 2014 waren rund 5000 hängige Gesuche älter als ein Jahr.

«Es ist realistisch, dass wir dieses Ziel erreichen», sagte BFM- Vizedirektor Pius Betschart. Zu diesem Zweck will er «aussichtslose» Gesuche umgehend behandeln.

Im Jahr 2014 konnte das BFM dank des zusätzlichen Personals mehr Asylverfahren durchführen: Insgesamt wurden gegenüber dem Vorjahr rund 10 Prozent mehr Asylgesuche erledigt. Die Anzahl Erstbefragungen stieg um etwa 11 Prozent, und es fanden 44 Prozent mehr Anhörungen statt.

«Sind an Belastungsgrenze gestossen»

«2014 war ein bewegtes Jahr mit vielen Veränderungen», sagte Gattiker. Bis im Mai habe der Bund mit niedrigeren Asylzahlen gerechnet, dann erfolgte wegen der verschiedenen Krisen ein «schlagartiger Anstieg». Unter dem Strich dürfte die BFM-Prognose von Anfang Jahr mit 24'000 Gesuchen ziemlich genau erreicht werden.

Laut dem BFM-Direktor war das Asylsystem während einiger Monate im Sommer überfordert. «Wir sind im Sommer an die Belastungsgrenze gestossen.» Ein Grund dafür sei gewesen, dass das Dublin-Abkommen nicht mehr so gut wie früher funktioniert habe. «Rückweisungsanträge wurden oft abgelehnt.»

Italien, das Land, in dem die meisten Flüchtlinge eintreffen, sei zu Beginn der Massenanlandungen vor allem mit der Rettung der Flüchtlinge beschäftigt gewesen, gab Gattiker zu bedenken. Viele Personen seien daher nicht registriert worden.

Mittlerweile normalisiere sich die Lage langsam wieder, sagte Betschart. «Wir bemerken, dass wieder vermehrt Fingerabdrücke erfasst werden.» Asylsuchende, die bereits in Italien ein Gesuch gestellt haben, können in den Erststaat zurückgeführt werden.

Massnahmen gegen Missbrauch

«Missbrauch verdient keinen Schutz», sagte Gattiker. Mehrfachgesuche würden daher in der Schweiz umgehend mit der Rückweisung in den Erststaat sanktioniert. Zudem habe das BFM Reisebewilligungen für vorläufig Aufgenommene drastisch eingeschränkt.

«Insgesamt sind wir auf einem guten Weg.» Laut dem BFM haben missbräuchliche Asylgesuche stark abgenommen, der Anteil Schutzbedürftiger hat gleichzeitig zugenommen.

(bg/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Wieder mehr Menschen suchen in der Schweiz Asyl.
Bern - Im vergangenen Jahr haben ... mehr lesen 1
Bern - Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) überprüft wegen Terrorgefahr alle ... mehr lesen 1
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) übergibt alle Asylanträge und Dossiers von Personen aus bestimmten Staaten an den Nachrichtendienst des Bundes. (Symbolbild)
Flüchtlinge aus Syrien sollen in der Schweiz Zuflucht finden.
Bern - Die Schweiz soll 100'000 ... mehr lesen 4
Weitere Artikel im Zusammenhang
24,8 Prozent der Asylgesuche wurden positiv entschieden.
Bern - In der Schweiz sind im ... mehr lesen
Genf - Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) verzeichnet ... mehr lesen 1
Die Gesamtzahl der Asylsuchenden könnte auf 700'000 steigen. (Symbolbild)
Im...
nächsten Jahr werden es noch mehr Bootsflüchtlinge versuchen nach Europa zu gelangen. Unter anderem deswegen, weil man seit Kurzem als abgelehnter Asylbewerber z. B. in Deutschland Aussicht auf dauerhaftes Bleiberecht hat. Ende 2013 hielten sich alleine in Deutschland 533.561 abgelehnte Asylbewerber auf, von denen die Mehrheit jetzt eine Aussicht auf dauerhaftes Bleiberecht hat. Da lohnt sich die einmalige Investition von 5000-10000 Euro pro Mann, die im Voraus an die Schlepper zu zahlen sind allemal.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy ... mehr lesen  
Publinews Makerspaces sind Hotspots für Kreativität und Innovation, die immer beliebter werden. Sie bieten Menschen jeden Alters ... mehr lesen  
Das Potenzial von Makerspaces erstreckt sich über verschiedene Bereiche und hat Auswirkungen auf Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft.
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten