Bundesgericht erteilt Churer Sex-Sauna seinen Segen

Die im Edelbordell «Sauna-Club La Luna» in Chur beschäftigten Frauen hatten sich an eine detaillierte Tarifliste zu halten und mussten ihre Tageseinnahmen der Geschäftsführerin abgeben. Am Abend erhielten sie dann 60 Prozent ihrer Einkünfte ausbezahlt. Zeitweise mussten sie wie ihre Freier auch noch den Sauna-Eintrittspreis von 60 Franken bezahlen.

Beschränkung der Handlungsfähigkeit gefordert
Wegen dieser Betriebsordnung hätte die Staatsanwaltschaft Graubünden die vier Sauna-Betreiber gerne wegen Förderung der Prostitution verurteilt gesehen. Das Kantonsgericht Graubünden im vergangenen Sommer und nun das Bundesgericht teilten die Auffassung des Staatsanwalts aber nicht.
Die Lausanner Richter hielten zunächst fest, dass von der fraglichen Strafbestimmung grundsätzlich Fälle erfasst würden, bei denen durch Überwachung die Handlungsfähigkeit von Prostituierten etwa in Bezug auf Ort, Zeit und Ausmass ihrer Tätigkeit beschränkt werde.

Tarifliste gegen Preisdumping
Das sei hier aber nicht der Fall. Vielmehr habe die Vorinstanz festgestellt, dass die Bewegungsfreiheit der Frauen nicht eingeschränkt worden sei, meinte das Bundesgericht.
So hätten sie zum Beispiel das Etablissement jederzeit verlassen oder wechseln können und auch keinen Minimalumsatz erwirtschaften müssen. Zudem sei ihnen bei der Wahl ihrer Kunden oder den anzuwendenden Praktiken nichts vorgeschrieben worden.
Unter diesen Umständen könne nicht gesagt werden, dass die hauptsächlich zur Verhinderung von Preisdumping aufgestellte Tarifliste und die Regelung über die Gewinnbeteiligung der Sauna- Betreiber das sexuelle Selbstbestimmungsrecht der Frauen beeinträchtigt hätten, folgerte das Bundesgericht. (Urteil 6S.765/1999 vom 24. Januar 2000; BGE-Publikation vorgesehen)

(sda)