Bundesrätin Dreifuss tritt zurück

publiziert: Montag, 30. Sep 2002 / 11:40 Uhr / aktualisiert: Montag, 30. Sep 2002 / 13:49 Uhr

Bern - Die SP weiss seit einem Jahr, dass Ruth Dreifuss auf Ende 2002 zurücktritt - und sie hat dicht gehalten. Dies erklärte die Innenministerin an der offiziellen Medienkonferenz.

Bundesrätin Ruth Dreifuss.
Bundesrätin Ruth Dreifuss.
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Dreifuss dankte ihrem Mentor und Vorgänger Hans-Peter Tschudi, der gleichentags im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Sie werde sich wie Tschudi auch nach ihrem Rücktritt weiterhin politisch engagieren. Heute verschwende sie aber keine Sekunde auf die Zeit danach.

Die Politik sei für sie nie etwas Abstraktes gewesen, sagte Dreifuss. In ihrer Art, Sozial-, Drogen-, Bildungs- und Kulturpolitik zu betreiben, habe sie sich immer den Alltag und die Entfaltung der Einzelpersonen vor Augen gehalten. Mit geduldigem Zuhören habe sie Konsenslösungen gesucht.

Einen richtigen Moment für den Rücktritt aus der Landesregierung gebe es nicht, sagte Dreifuss. Ein politisches Leben sei aus Erfolgen (Beispiel Krankenversicherung) und Niederlagen (Beispiel Mutterschaftsversicherung) gemischt. Es sei nicht ihre Sache, die Bilanz ihrer Regierungszeit zu ziehen.

An die Medienkonferenz nahm Ruth Dreifuss neben ihren Notizen ein Taschenbuch von Albert Camus, Le mythe de Sisyphe, mit. Diese Gestalt aus der griechischen Antike muss einen Stein einen Berg hinaufwälzen, der immer kurz vor dem Ziel zurückrollt. Camus´ Schlusssatz: Man müsse sich Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen.

Ruth Dreifuss wurde am 9. Januar 1940 in St. Gallen geboren. 1942 zog die Familie nach Bern, 1945 nach Genf. Hier besuchte Dreifuss die Schulen und die Universität, wo sie mit dem Lizentiat in Wirtschaftswissenschaften abschloss.

Schon vor dem Studium war Dreifuss in verschiedenen Branchen tätig, so von 1958 bis 1959 als Hotelsekretärin im Tessin und von 1961 bis 1964 bei der französischsprachigen Coop-Zeitung Coopération. 1965 trat sie der Sozialdemokratischen Partei bei.

Nach dem Studium und zwei Jahren als Assistentin stieg Dreifuss 1972 bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ein. Ab 1981 arbeitete sie beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund.

Von 1989 bis 1993 sass Dreifuss im Stadtparlament von Bern. 1991 verpasste sie die Wahl in den Nationalrat. Am 10. März 1993 wurde sie als Nachfolgerin des Neuenburgers René Felber in den Bundesrat gewählt. Vom Christlichdemokraten Flavio Cotti übernahm sie das Departement des Innern. Im Jahr 1999 bekleidete sie als erste Frau das Bundespräsidium.

Mit fast 10 Jahren wird Ruth Dreifuss auf eine Amtszeit respektabler Länge zurückblicken können. Die fünf letzten Demissionäre vor ihr haben allerdings länger in der Landesregierung ausgeharrt.

Im Mittel amtierten die Bundesräte seit 1848 gut zehn Jahre, seit dem Krieg etwa achteinhalb Jahre.

(sda)

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