Übereinkommen zur Amtshilfe vor Unterzeichnung

Bundesrat billigt auch spontanen Informations-Austausch

publiziert: Mittwoch, 9. Okt 2013 / 15:07 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 9. Okt 2013 / 15:26 Uhr
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf vor den Medien in Bern.
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf vor den Medien in Bern.

Bern - Die Schweiz soll andere Staaten nicht nur auf Anfrage über Steuersünder informieren, sondern in manchen Fällen auch spontan. Dies will der Bundesrat. Er hat heute der Unterzeichnung des OECD-/Europarats-Übereinkommens über die Amtshilfe in Steuersachen zugestimmt.

8 Meldungen im Zusammenhang
Die Konvention sei faktisch zu einem Standard geworden, sagte Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf vor den Medien in Bern. Über 50 Länder hätten sie unterzeichnet, in vielen Staaten sei sie bereits in Kraft.

Das Übereinkommen sieht vielfältige Formen der Zusammenarbeit zwischen den Staaten vor. Dazu gehören der Informationsaustausch auf Anfrage - und der spontane Austausch von Informationen. Letzterer ist für die Schweiz neu.

Laut Widmer-Schlumpf kommt diese Form des Austauschs für schwere Fälle in Frage. Wird bei der Veranlagung festgestellt, dass jemand vorsätzlich in schwerwiegender Weise seine Steuerpflicht verletzt hat, soll die Schweiz dies dem betroffenen Land melden. Die neuen Regeln würden rückwirkend auf drei Jahre gelten.

Automatischer Informationsaustausch nicht inbegriffen

Nicht Teil des Übereinkommens ist der automatische Informationsaustausch. Zwar ist dieser als Option vorgesehen. Er muss aber zwischen einzelnen Staaten ausdrücklich vereinbart werden. Die Unterzeichnung des Übereinkommens stelle daher kein Präjudiz dar, sagte Widmer-Schlumpf.

Klar ist aber, dass die Schweiz sich auf den automatischen Informationsaustausch einstellt. Im Sommer hatte der Bundesrat beschlossen, dass sie an der Entwicklung eines Standards für den automatischen Informationsaustausch mitwirkt. Nach seinem Willen soll die Schweiz den Standard dereinst auch übernehmen - aber erst, wenn dieser auf den wichtigsten Finanzplätzen eingeführt ist.

Das Bestmögliche herausholen

«Die Entwicklung geht in diese Richtung und ist nicht aufzuhalten», sagte Widmer-Schlumpf. Für den Bundesrat stelle sich die Frage, wie unter dieser Voraussetzung das Bestmögliche für die Schweiz und den Finanzplatz herauszuholen sei.

Die Schweiz hat die Steueramtshilfe in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet. Über die Ratifizierung des OECD-/Europarats-Übereinkommens wird das Parlament entscheiden. Das letzte Wort könnte das Stimmvolk haben: Der Beschluss untersteht dem fakultativen Referendum.

Verhandlungen über Zinsbesteuerungsabkommen

Der Bundesrat hat am Mittwoch auch einen Mandatsentwurf für Verhandlungen mit der EU über eine Revision des Zinsbesteuerungsabkommens verabschiedet. Er reagiert damit auf das Mandat, das der EU-Finanzministerrat im Frühjahr verabschiedet hatte.

Das bestehende Abkommen ist der EU schon lange ein Dorn im Auge. Es legt für Zinsen aus Konten von EU-Bürgern einen Steuersatz von 35 Prozent fest. Dabei werden weder Kontohöhe noch Namen genannt.

Bundesrat stellt Bedingungen

Die EU will die Abkommen mit Drittstaaten nun an die geplante Revision der EU-Zinsbesteuerungsrichtlinie anpassen. Der Bundesrat ist einverstanden, stellt jedoch Bedingungen: Zu einer Anpassung des Abkommens ist er nur bereit, wenn die Schweizer Finanzdienstleister damit nicht schlechter gestellt werden als heute, wie Widmer-Schlumpf sagte.

Mit der Finanzmarktrichtlinie MIFID II drohen den Schweizer Banken Nachteile beim Zugang zum wichtigen EU-Markt. Dem Bundesrat schwebt nun eine Ausnahme für die Schweiz von der Drittstaatenregelung vor, wie Widmer-Schlumpf antönte.

Mandat ohne automatischen Informationsaustausch

Laut der Finanzministerin wird es bei diesen Verhandlungen mit der EU nicht um den automatischen Informationsaustausch gehen. Im Mandat der EU-Kommission sei dieser nicht erwähnt, sagte Widmer-Schlumpf. Es gehe ausschliesslich um das Zinsbesteuerungsabkommen. Die EU habe selbst noch nicht festgelegt, wie der automatische Informationsaustausch ausgestaltet werden solle, gab sie zu bedenken. «Worüber wollen sie denn mit uns verhandeln?»

EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta hatte andere Erwartungen geweckt. Als er im Sommer mit dem Verhandlungsmandat zum Zinsbesteuerungsabkommen nach Bern reiste, liess er verlauten, er möchte mit der Schweiz über den automatischen Informationsaustausch verhandeln. Dabei verwies er auf die im EU-Mandat erwähnte «Berücksichtigung internationaler Entwicklungen».

OECD entwickelt Standard

Widmer-Schlumpf hatte ihrerseits schon vorher deutlich gemacht, dass die Schweiz in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wo sie Mitglied ist, über den Informationsaustausch diskutieren will. Es werde einen Standard geben, nicht eine OECD- und einen EU-Standard, gab die Finanzministerin am Mittwoch erneut zu bedenken. Darauf habe man sich geeinigt.

Der Entwurf für das Schweizer Verhandlungsmandat wird nun den zuständigen parlamentarischen Kommissionen und den Kantonen unterbreitet. Anschliessend wird der Bundesrat das definitive Mandat verabschieden, worauf die Verhandlungen mit der EU-Kommission beginnen können. Der Inhalt des Mandats wird vertraulich bleiben.

(bert/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 3 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Algirdas Semeta macht sich stark für die erweiterte Zinsbesteuerungsrichtlinie.
Brüssel - Die EU-Finanzminister ... mehr lesen
Genf - Die Schweiz will einen ... mehr lesen 2
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
Steuersünder sollen nicht mehr vorgängig informiert werden, wenn Daten über sie übermittelt werden. (Symbolbild)
Bern - Bei Steuerdelikten soll die ... mehr lesen 1
Bern - Die Schweiz hat am Dienstagnachmittag in Paris die OECD-Konvention ... mehr lesen 2
Die Schweiz hat heute die OECD-Konvention unterzeichnet.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
Bern - Der Bundesrat gibt die Verteidigung des Bankgeheimnisses gegenüber dem Ausland auf. Stattdessen will er Einfluss nehmen auf die Entwicklung eines globalen Standards für den ... mehr lesen 6
Landesverräterin
Frau Widmer ist eine Landesverräterin. Landesverräter gehören ins Gefängnis.
Again and again
Die Schweizer Abwracker schlagen wieder zu. EWS gehört weg!
Gehirnschmelze
Der atomare Zerfall ist eine spontane Angelegenheit. Es lässt sich auf keine Weise vorhersagen, wann ein Atomkern zerfällt. Nur, mit welcher Wahrscheinlichkeit er es innerhalb welcher Frist tun wird.

Analog dazu ist der Datenaustausch, den der Bund vor Augen sieht, ein ebensolcher Spontanvorgang. Man könnte ihn auch als Tunneleffekt der Schweizer Regierung ansehen. Man weiss nie, wann EWS mit einer neuen Hiobsbotschaft in Form eines neu unterzeichneten Vertrags mit der Restwelt daherkommt. Es lässt sich analog der Kernphysik nur mit einer gewissen Zuverlässigkeit aussagen, DASS sie es macht.

Aus der Reaktortechnik wissen wir; fällt nach dem Aussetzen der Kettenreaktion die Kühlung des Reaktorkerns aus, bevor die Restzerfallswärme ausreichend abgebaut ist, kommt es zur Kernschmelze.
Tritt dieses Ereignis im weit entfernten Japan auf, so kommt es in mehreren tausend Kilometern Distanz im Bundeshaus zur Gehirnschmelze. Auch dieser Zusammenhang lässt sich eigentlich höchstens mit dem Tunneleffekt erklären.

Man kann daraus erahnen, dass Taktik und Strategie in Bern irgendwo im Bereich der Metaphysik zu Hause sind.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
In den vergangenen Jahre haben von knapp 500'000 Einkommensmillionären nur 12'000 pro Jahr den Bundesstaat gewechselt.
In den vergangenen Jahre haben von knapp 500'000 Einkommensmillionären nur ...
Falsche Sichtweise  Selbst wenn sie hohe Steuerabgaben leisten müssen, leben reiche Amerikaner grösstenteils weiter in ihren angestammten Bundesstaaten und ziehen nicht in eine andere US-Region mit günstigeren Steuerbedingungen. mehr lesen 
Gotthard steht im Zentrum  Bern - In Bern beginnt heute Montag die Sommersession der eidgenössischen Räte. In der ersten Woche ... mehr lesen  
In den nächsten drei Wochen wird im Bundeshaus wieder fleissig politisiert. (Archivbild)
Unternehmenssteuerreform  Bern - Zu Beginn der Sommersession am Montagnachmittag beugt sich der Ständerat zum zweiten Mal über die Unternehmenssteuerreform III. Von einer Einigung sind die Räte weit entfernt: So weit wie der Nationalrat will die kleine Kammer der Wirtschaft nicht entgegenkommen. mehr lesen  
Für Schwarzarbeit Beraterrechnung von den Cayman-Islands: Die BBF macht es möglich!
Etschmayer Im Juni kommt das kommunistisch-anarchische Projekt des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) zur Abstimmung. Eine ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 12°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 10°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
St. Gallen 11°C 23°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
Bern 12°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 13°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter wolkig, aber kaum Regen
Genf 12°C 26°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft recht sonnig
Lugano 16°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten