Bush scheut sich vor offensiver Sieges-Proklamation

publiziert: Donnerstag, 1. Mai 2003 / 09:05 Uhr

Washington - Eine Proklamation des Sieges ist dies noch nicht: In Irak seien "die grösseren Kampfoperationen" beendet, lautet die im Weissen Haus gefundene Sprachregelung, die der US-Präsident in der Nacht zum Freitag verkünden will. Das Ausbleiben von US-Triumphgeschrei ist verständlich. Massenvernichtungswaffen wurden noch keine gefunden und die politische Zukunft des Irak bleibt weiter unklar.

Auch bei seiner Rede in einer Panzer-Fabrik in Lima, Ohio, vom 24. April hielt sich Bush mit Triumphgebährden zurück.
Auch bei seiner Rede in einer Panzer-Fabrik in Lima, Ohio, vom 24. April hielt sich Bush mit Triumphgebährden zurück.
Bushs Rede sollte zwar den Übergang von der "Kampf-" zur "Wiederaufbauphase" in Irak markieren. Doch noch haben die USA zu wenige ihrer offiziellen Kriegsziele erreicht, als dass der Präsident schon vom "Sieg" sprechen wollte.

Doch vor allem sind es die nach wie vor prekäre Sicherheitslage und die unklaren politischen Verhältnisse, die den US-Präsidenten von einer Proklamation des Sieges abhalten. Inzwischen wird in Washington der Chor der Kritiker lauter, die der Regierung vorwerfen, den Krieg gründlicher vorbereitet zu haben als den Frieden.

Von einem "verblüffenden Mangel an Planung" für die Nachkriegsphase spricht etwa Nancy Soderberg, die früher im Sicherheitsrat von Ex-Präsident Bill Clinton arbeitete.

Zudem wurde den Planern in Washington der Ausblick auf die Nachkriegsphase wohl von mehreren Fehleinschätzungen verzerrt. Unterschätzt wurden nicht nur der Ausbruch von Chaos und die Gewalt nach dem Kollaps des Machtapparats der Baath-Partei. Falsch eingeschätzt wurde wohl auch die politische Gemengelage innerhalb der schiitischen Bevölkerungsmehrheit.

Gefährlicher Balance-Akt

Schiitische geistliche Führer haben vielerorts bereits das Machtvakuum gefüllt - und statt die amerikanischen "Befreier" zu bejubeln, fordern manche von ihnen die Gründung einer Islamischen Republik. Nach offizieller Version in Washington soll das irakische Volk zwar seine künftige Führung selbst bestimmen dürfen.

Doch hinter vorgehaltener Hand wird die Sorge geäussert, dass ein freier politischer Prozess fundamentalistische Kräfte an die Macht katapultieren könnte. Schon jetzt zeichnet sich also ab, dass die Nachkriegsperiode für die USA zu einem gefährlichen Balanceakt wird.

Überlassen sie die Neuordnung weitgehend den Irakern, riskieren sie, dass ihnen die politische Entwicklung aus dem Ruder läuft und möglicherweise anti-amerikanische Kräfte die Macht übernehmen; steuern die USA dagegen den politischen Prozess, setzen sie sich in der arabischen Welt dem Vorwurf des "Kolonialismus" aus.

Innenpolitische Unsicherheit

Wegen der Unwägbarkeiten des Wiederaufbaus will sich Bush derzeit auch nicht festlegen, wie lange die US-Streitkräfte in Irak bleiben sollen. Eine lange Truppenstationierung in Irak könnte für ihn aber auch innenpolitisch zum Risiko werden.

Sollten die US-Truppen noch im nächsten Jahr in Irak stationiert sein und den heimischen Staatshaushalt monatliche Milliardensummen kosten, dürfte es für Bush zunehmend schwieriger werden, den militärischen Erfolg in Irak innenpolitisch auszuschlachten.

(Daniel Jahn/afp)

 
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