Bis zu 10 Gramm Cannabis

Busse statt Anzeige für Kiffer

publiziert: Mittwoch, 7. Mrz 2012 / 13:35 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 7. Mrz 2012 / 19:27 Uhr
Der Besitz von maximal 10 Gramm Cannabis wird «nur» gebüsst.
Der Besitz von maximal 10 Gramm Cannabis wird «nur» gebüsst.

Bern - Der Nationalrat hat am Mittwoch eine Art «Cannabis-Gesetz» geschaffen. Erwachsene Kiffer sollen künftig nur noch gebüsst und nicht mehr angezeigt werden, wenn sie von der Polizei erwischt werden. Die Busse beträgt 200 Franken.

6 Meldungen im Zusammenhang
Das Ordnungsbussensystem soll aber nur für Kiffer gelten, die nicht mehr als 10 Gramm Cannabis bei sich tragen. Bei Unsicherheiten oder Unklarheiten kann die Polizei nach wie vor auf das ordentliche Strafverfahren ausweichen. Dies hat der Nationalrat am Mittwoch nach einer emotionalen Debatte beschlossen. Die Vorlage muss nun noch vom Ständerat diskutiert werden.

Aufbruch oder Angst

Cannabis sei ein politisches Symbol, sagte Kommissionssprecherin Jacqueline Fehr (SP/ZH) zu Beginn der Debatte. Für die einen sei der «süssliche Duft» der Duft des gesellschaftlichen Aufbruchs, bei anderen wecke er «Ängste vor Disziplinlosigkeit und Arbeitsscheu».

Bei der vorliegenden Teilrevision des Betäubungsmittelgesetzes gehe es aber um ein neues Sanktionsregime, das Polizei und Justiz entlaste - ohne dass die Substanz Cannabis legal werde. «Wir machen hier also etwas wie eine politische Lockerungsübung im Umgang mit dieser sehr symbolbeladenen Substanz.»

Die SVP wollte aber nicht mitturnen. Einmal mehr gehe es um eine Verharmlosung des Problems, sagte Toni Bortoluzzi (SVP/ZH). Er forderte Nichteintreten auf die Vorlage, «weil sie die Gleichgültigkeit um einen weiteren Schritt ergänzt».

Thomas de Courten (SVP/BL) warf der Kommission gar eine «scheibchenweisen Liberalisierung des Haschischkonsums» und Praxisferne vor. Mit der Vorlage lasse das Parlament die Leitlinien einer «abstinenzorientierten Drogenpolitik» hinter sich. Statt auf die Gesundheit oder die negativen Folgen des Cannabiskonsums zu fokussieren, solle jetzt «Bussenjagd auf Kiffer» gemacht werden.

Augen auf

Auch die FDP trat für die Vorlage ein: Die Politik könne vor der Tatsache, dass in der Schweiz bis zu 500'000 Personen gelegentlich oder regelmässig kifften, nicht die Augen verschliessen, warnte Christa Markwalder (FDP/BE). Das Ordnungsbussenmodell verringere zumindest «den ganzen administrativen Aufwand, den die 33'000 Strafanzeigen pro Jahr mit sich bringen».

Es bringe Rechtssicherheit und sei effizient, ergänzte Thomas Weibel (GLP/ZH). Gemäss Experten sei Cannabis zudem weniger gefährlich als Alkohol und Tabak. Als Vater stimme er dieser Einschätzung zu. «Kiffen ist ein Laster und nicht ein Verbrechen.»

Dementsprechend trat der Nationalrat mit 100 zu 68 Stimmen auf die Vorlage ein. Die emotionale Debatte hatte damit aber kein Ende. Trotz oder gerade wegen ihrer Niederlage unterliessen SVP und BDP keine Möglichkeit die, Vorlage zu verschärfen - zum Teil mit Erfolg.

200 Franken Busse

So setzten sie sich bei der Höhe der Ordnungsbusse von 200 Franken durch. Polizistin Andrea Geissbühler (SVP/BE) wies darauf hin, dass nur eine Busse von mindestens 200 Franken den Zusatzaufwand der Polizei decke.

(knob/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 2 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Der Nationalrat bleibt dabei: ... mehr lesen
Den Kiffern soll es in Zukunft an den Kragen gehen.
Eine Busse von 100 Franken ist im Gespräch.
Bern - Wer über 18 Jahre alt ist und ... mehr lesen
Bern - Wie der Nationalrat will auch die Gesundheits- und Sozialkommission des Ständerats (SGK) Kiffer nur noch büssen statt anzeigen. Anders als die grosse Kammer spricht sich die Kommission aber mit 11 zu 2 Stimmen für eine Busse von 100 statt 200 Franken aus. mehr lesen  2
Kokainkonsum.
London - Das britische ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Bern - Wer Cannabis konsumiert, dem ... mehr lesen
Das Ordnungsbussensystem soll nur für Kiffer gelten, die keine grossen Mengen an Cannabis mit sich führen.
Guter Ansatz aber . . .
. . ., diese Aktion soll wohl von den wahren Problemen ablenken. Eine schwere Ungleichheit bei der Beurteilung der Fahrtüchtigkeit. Im Gegensatz zum Alkohol wird das THC über die Abbaustoffe im Fett gemessen was bedeutet, dass ein Volltrunkener nach einigen Stunden (auch mit Kater) wieder fahren darf, wohingegen ein Kiffer noch nach einer Woche (ohne Kater) seinen Fahrausweis und den Versicherungsschutz verliert. Hunderttausende von Junglenkern haben diese neue Kriminalisierung durch die Hintertür bereits erlebt und den Fahrausweis abgegeben. Inkl. Urin-, Blut,- Leberwert,- und Haarproben für rund 2500.-. Diese unfaire, versicherungsfreundliche Messmethode kann junge Menschen nach einem Unfall auch für das ganze weitere Leben ruinieren. Wo bleibt denn da die Verhältnismässigkeit Frau Humbel, Herr Bortoluzzi. Diese Tatsachen werden beim Vorstoss bewusst unterschlagen, obwohl deren Auswirkungen auf unser Gemeinwesen viel erheblicher wären als die simple Einsparung von Prozesskosten, die den "Tätern" ohnehin doppelt und dreifach angelastet wurden.
Ein Schritt...
in die richtige Richtung. Schade nur, dass diese Schritte derart langsam und unvollkommen gemacht werden.
Wäre durchaus effizienter möglich!
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Eine alte, medizinische Pflanze: Die Blüte einer Hanfpflanze
Eine alte, medizinische Pflanze: Die Blüte einer ...
Publinews Soll Cannabis legalisiert werden? Das Thema beschäftigt derzeit die Medien in ganz Europa. Dabei könnte sich Deutschland im Hinblick auf die geplante Legalisierung von Cannabis europaweit als Vorreiter erweisen. So wird noch 2023 in Berlin mit einer Entscheidung gerechnet. mehr lesen  
Publinews Unser Alltag ist geprägt vom Beruf, zahlreichen Terminen und dem Familienleben. Stress ist eine der vielen Folgen, der entsteht, wenn wir uns keine Pausen ... mehr lesen  
Feste Zeiten und damit Rituale sind wichtig.
Welche Designerdroge kommt als nächstes auf den Markt?
Forscher der University of British Columbia (UBC) und der University of Alberta haben Computer so trainiert, dass sie die nächsten Designer-Medikamente ... mehr lesen  
Während viele die Zeit in einem Seminar oder einer Weiterbildung sehr geniessen, ist es oftmals der Seminarleiter, der richtig ins Schwitzen gerät: Auch wenn jemand wie für diesen Beruf gemacht ist, kann es ... mehr lesen
CBD-Öl hat eine beruhigende Wirkung.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
  • Freie Stellen aus den Berufsgruppen Med. Praxisassistenz, Sekretariat, Akutpflege, Psychologie, Psychiatrie, Sozial-, Jugendarbeit
  • Bereichsleitung Zentrale Dienste Sozialregion (70-100%)
    Dornach - Ihr Aufgabenbereich Personelle und fachliche Führung der Mitarbeitenden des Empfangs, der... Weiter
  • Stiftungsleiter:in 80 - 100%
    Meisterschwanden - Von Vertrauen geprägt, in flachen Hierarchien sich bewegend, das Finden von einfachen,... Weiter
  • Medizinische Risikoprüfung Unternehmenskunden 50% bis 100% (m/w/d)
    Zürich - Medizinische Risikoprüfung Unternehmenskunden 50% bis 100% (m/w/d) Zürich Swiss Life AG Ihr... Weiter
  • Assistent/in Gesundheit und Soziales EBA (Lehrstelle)
    Winterthur - Assistent/in Gesundheit und Soziales EBA (Lehrstelle) Deine Arbeitgeberin Möchtest du am Puls der... Weiter
  • Assistenzärztin / Assistenzarzt in Voll- oder Teilzeit möglich
    Ganterschwil - nach Vereinbarung In unserer Klinik behandeln wir Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18... Weiter
  • Fachfrau / Fachmann EFZ (60 - 100%)
    Biel/Bienne - Das erwartet Sie Professionelle und kompetente bewohnerorientierte Betreuung und Pflege... Weiter
  • Pflegefachperson BSc FH 50% - 100% Akutstationen
    Kilchberg -