Kolumne

Bye, Columbia

publiziert: Sonntag, 2. Feb 2003 / 22:23 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 5. Feb 2003 / 19:29 Uhr

1 Meldung im Zusammenhang
Ein paar leuchtende, verschwommene Punkte an einem graublauen Himmel, weisse Rauchschweife hinter sich herziehend. Es hätten Sternschnuppen sein können. Doch CNN zeigt keine Sternschnuppen. Dies waren die Trümmer der Columbia (NASA-Interne Bezeichnung OV-102), das Zeichen für den Tod von 7 Astronauten. Kein lautes Entsetzen, sondern eher ein leises, sinkendes Gefühl riefen die Bilder hervor. Denn das war das Ende derselben Columbia, die vor 22 Jahren ihren Jungfernflug feierte, damals als Bruno Stanek als DER Schweizer Weltraumexperte jede Phase dieses Wahnsinnsprojektes – im positiven Sinne - am TV kommentierte und deren Landung er mit Freudentränen in den Augen verfolgte. Die Columbia war seither eine Art ständiger Hintergrundbegleiter, ein Anker, der immer wieder in den Nachrichten auftauchte. Ob nun ein Tschernenko - der Gorbatschov-Vorgänger - starb oder Panzer auf den Platz des himmlischen Friedens rollten, ob ein Colonel Oliver North rumlog oder ein Kurt Furgler abtrat, sich Helmut Kohl den Stuhl von Helmut Schmidt holte oder eine Berliner Mauer fiel, irgendwann schob sich immer wieder eine kleine Meldung irgendwo rein, dass die Columbia wieder eine Forschungsmission erfüllt, ein paar Satelliten ausgesetzt habe. Und nun ist die Columbia weg. Natürlich: Die Trauer um die sieben Astronauten ist gross, doch warum sollte sie grösser sein als um die sieben Schüler, die am gleichen Wochenende in Kanada von einer Lawine getötet wurden? Oder um die zwanzig Opfer einer Bombenexplosion in Nigeria? Nur weil die nicht Live auf CNN starben? Die Columbia war viel mehr als ein Haufen Titan, Keramik und veralteter Computertechnik. Die Columbia war ein Zeichen für die Zivilisation, eine der technischen Leistungen, die zuallererst mit dem Gedanken an Forschung und Fortschritt erschaffen worden ist, und damit zum Ermöglichen von Träumen. Sie war ein Symbol für eine Zeit, die jetzt zu Ende ist, ein Symbol für das ausgehende Zwanzigste Jahrhundert. Eigentlich hätte die Columbia längst Ausstellungsstück im Smithsonian Institute sein sollen. Der Grund weshalb sie noch im Einsatz war? Das Geld für neuere, sicherere und bessere Traumerfüller ist nicht mehr da. Denn es wird für anderes gebraucht: Neue Träume zu suchen, ist keine Priorität mehr. Dafür sind die weltweiten Rüstungsausgaben höher als je zuvor. Aber es ist zu bezweifeln, dass selbst die tollste lasergesteuerte Smart-Bomb, die auf Ihrem Zielanflug Bilder in XGA-Qualität übermittelt, so dass vom schreienden irakischen Offizier sogar noch eine postmortale Zahnkontrolle gemacht werden kann, irgendjemanden zum Träumen verleiten und in diese freudige Erregung versetzen wird, wie die Columbia das vor 22 Jahren mit der halben Welt tat. Bye Columbia, I will miss you.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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