CO2-Reduktion durch Waldschutz - Bericht aus Kenia

publiziert: Donnerstag, 14. Apr 2011 / 09:06 Uhr
Tim Schloendorn ist Doktorand in Umweltpolitik & -ökonomie an der ETH Zürich.
Tim Schloendorn ist Doktorand in Umweltpolitik & -ökonomie an der ETH Zürich.

In diesem Blog wurde schon mehrfach von REDD - englisch für «Verminderte Emissionen durch verhinderte Abholzung und Degradierung» - gesprochen. In diesem Beitrag werde ich die konkreten Abläufe vor Ort genauer beleuchten. Dies anhand des weltweit ersten Projekts, das CO₂-Zertifikate für REDD auf den Markt gebracht hat.

2 Meldungen im Zusammenhang
Das Projekt von dem ich hier berichte umfasst 170'000 Hektar Trockenwald in der Tsavo Region im Süden Kenias. Die Region war vor 30 Jahren gänzlich bewaldet - bis heute unbeschadet überstanden hat jedoch nur der Tsavo National Park. Ausserhalb des Parks gab es eine stetige Abholzung für Landwirtschaft. Die letzten bestehenden Wälder degradieren darüber hinaus wegen der Holzkohleproduktion für die Grossstädte Mombasa und Nairobi.

CO₂-Buchhaltung

Um die CO₂-Einsparung durch das Projekt zu berechnen, wird der Zustand des geschützten Waldes gemessen und mit einem Erwartungsszenario ohne das Projekt verglichen. Um das Erwartungsszenario zu bestätigen werden die umliegenden, ungeschützten Wälder als Vergleich herangezogen. Der Projektbetreiber muss sich auch mit komplizierten Regeln zur Abschätzung der Verschiebung der Abholzung in andere Gebiete beschäftigen, auf die ich hier nicht näher eingehen kann.

Eigentumsverhältnisse

Der Wald, um den es hier geht, gehört legal sogenannten «Group Ranches». Diese wiederum gehören lokalen Aktionären. Der Projektbetreiber hat mit den Group Ranches einen Pachtvertrag geschlossen, der es ihm ermöglicht, die Wälder für die nächsten 60 Jahre zur CO₂-Speicherung zu nützen. Der Projekt-Betreiber stellt auch Rangers zur Verfügung, die über die Einhaltung der Regeln wachen.

Es darf zum Beispiel kein Wald mehr für die Ausweitung der Landwirtschaft gefällt werden. Letzteres ist insofern schwierig für die Bevölkerung, als dass die lokale landwirtschaftliche Tradition nicht nachhaltig ist, mit einer Fruchtfolge von Mais auf Mais auf Mais, in einer Region die immer mehr von (für Mais) vernichtender Trockenheit heimgesucht wird. Durch entsprechende Anpassungen der Fruchtfolge und neue Anbautechniken liesse sich aus den bestehenden Feldern jedoch genügend zusätzlicher Ertrag holen, um die jetzt verbotene Ausweitung der Fläche in die Wälder zu kompensieren.

Kompensation auch für Nicht-Eigentümer

Die Aktionäre der Group Ranches stellen nur einen kleinen Bruchteil der lokalen Bevölkerung. Der Wald wurde bisher jedoch auch von dieser intensiv genutzt. Es ist deshalb klar, dass ohne die Unterstützung der Dörfer das Projekt langfristig nicht tragbar wäre. Der Projektbetreiber stellt deshalb einen ebenso grossen Teil der Einnahmen für Investitionen in den lokalen Dörfern zur Verfügung. Die Investitionen umfassen Wasserleitungen, Stipendien, medizinische Versorgung und landwirtschaftliche Verbesserungen.

Anreize und Technologien zum Waldschutz

Für viele Haushalte in der Region ist der Holzkohle Verkauf die einzige Einnahmequelle. Eine besonders innovative Investition in die Dörfer ist der Bau von Fabriken für sogenannte «Öko-Holzkohle». Diese Holzkohle wird im Gegensatz zur traditionellen Herstellung nicht aus alten Harthölzern im Wald gemacht, sondern aus schnellwachsenden Ästen und Kleinstholz.

Unser Forschungsprojekt eruiert, inwiefern die Alternative «Öko-Holzkohle» für die lokale Bevölkerung einen Anreiz setzen kann, von der traditionellen Holzkohlenutzung wegzukommen, auch wenn der Preis für Holzkohle in Zukunft wie erwartet weiter ansteigt.

(ETH-Doktorand Tim Schloendorn/ETH-Zukunftsblog)

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