CSU: Neue Ära mit alten Köpfen

publiziert: Sonntag, 30. Sep 2007 / 19:08 Uhr

München - Günther Becksteins Stimme ist vor Rührung belegt, als ihn der CSU-Parteitag zum künftigen Ministerpräsidenten krönt. Erwin Huber scheint gar um Zentimeter gewachsen, nachdem er als CSU-Chef bestätigt ist. Selbst Horst Seehofer ist zufrieden.

Beckstein wurde zum künftigen Ministerpräsidenten gekrönt.
Beckstein wurde zum künftigen Ministerpräsidenten gekrönt.
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Zwar ist er nicht CSU-Chef geworden, doch bekommt er ein Achtungsergebnis, das ihm das Gesicht wahrt. «Die CSU ist eine kluge Partei», freut sich Generalsekretär Markus Söder am Ende des spannungsreichsten CSU-Parteitags seit Jahrzehnten.

Doch die christsoziale Freude droht schon bald in Katzenjammer umzuschlagen. Denn in München zeigte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit beeindruckender Leichtigkeit, wer in der Union in den kommenden Jahren den Ton angeben wird.

Keine Kopie Stoibers

Mit seinen Worten, politisch für Kontinuität sorgen zu wollen, aber dennoch keine Kopie Stoibers zu sein, hat Beckstein die Delegierten für sich gewonnen. Mit über 96 Prozent der Stimmen machen sie ihn zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im nächsten Jahr. Huber musste die meisten Delegierten gar nicht gewinnen. Schon vor dem Parteitag hatte die CSU-Spitze die Mitglieder darauf eingeschworen, ihn zum CSU-Chef zu wählen. Mit Erfolg: Gleich im ersten Wahlgang geht die Strategie auf.

Huber stellt sich in der zuletzt unübersichtlichen Lage - mit einer Spaltung in Stoiber-Anhänger und -Gegner - als die grosse Integrationskraft dar. «Erfolgreich können wir als Partei nur sein, wenn wir Loyalität und Zusammenhalt haben» gibt der 61-Jährige die grösste Aufgabe seiner Amtszeit selbst vor.

Lähmende Aufgabe

Aber Hubers erste Worte nach seiner Wahl haben auch etwas Verräterisches. «Ich kann dieser Aufgabe nur gerecht werden mit eurer Unterstützung», sagt er.

Diese Notwendigkeit, sich aus München gegen die selbstbewusste CSU-Landesgruppe im Bundestag behaupten zu müssen und die verschiedenen Lager zusammen zu halten, droht lähmend zu werden. Besonders, wenn Merkel innerhalb der Union weiter so selbstsicher auftritt.

Sie sei eine «sehr, sehr starke Bundeskanzlerin» sagt Seehofer in seiner Bewerbungsrede. An der Stelle jubeln die CSU-Delegierten wieder so, wie sie es schon bei Merkels Auftritt gemacht haben.

Eigenständige Partei

Aber Seehofer sieht genau in dieser mittlerweile riesigen Zuneigung seiner Partei ein ebenso riesiges Problem. «Das macht es für uns dann auch enorm schwierig, sich als eigenständige Partei zu profilieren.»

Wie die CSU mit alten Gesichtern - Huber und Beckstein sind ja lange bekannt und auch die vier Vorsitzenden-Posten bleiben unverändert - einen Bedeutungsverlust verhindern will, beantworteten weder der neue CSU-Chef noch der künftige bayerische Ministerpräsident.

Keine Kanzlerkandidaturen

Stoiber schüttet Beckstein und Huber dann auch noch Gift in den Freudenwein. Dem nach mehreren Hörstürzen mit einem Hörgerät ausgestatteten Beckstein wünscht er die nötige Gesundheit für das Amt - er wisse, «wie stark man von einer guten Physis abhängt».

Und er verweist auch darauf, wie wichtig für das bundespolitische Profil der CSU die Kanzlerkandidaturen von ihm und von Franz Josef Strauss waren - wohlwissend, dass weder der 63-jährige Beckstein noch der 61-jährige Huber diesen Anspruch werden stellen können.

(Von Ralf Isermann, AFP/sda)

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