«Can't Stop» - der Alinghi-Song ist Programm

publiziert: Mittwoch, 4. Jul 2007 / 00:00 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 4. Jul 2007 / 17:16 Uhr

Alinghi behält den America's Cup. Das Schweizer Syndikat entschied das verrückte siebte Rennen gegen das Team New Zealand mit einer Sekunde Vorsprung für sich und gewann die Best-of-9-Serie mit 5:2.

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Der America's Cup lebt von Legenden, Geschichten und Anekdoten. In 156 Jahren hat sich einiges angesammelt. Was sich gestern vor Valencia abspielte, wird an prominenter Stelle in die Cup-Historie eingehen und in der Segel-Welt auch in hundert Jahren nicht vergessen sein.

Nach einem Penalty gegen das Team New Zealand segelte die Crew um Skipper Brad Butterworth und Steuermann Ed Baird einem souveränen Sieg entgegen. Doch dann ging auf der SUI 100 der Spinnaker-Baum kaputt. Praktisch gleichzeitig änderten sich die Verhältnisse radikal. Ein Windloch und ein extremer Linksdreher stellten das Geschehen ganz auf den Kopf.

Sieg in extremis

Auf beiden Booten musste der Spinnaker eingeholt und das Genua-Segel gesetzt werden. Der Spinnaker der SUI 100 liess sich aber nur mit grösster Mühe bergen. Die Neuseeländer profitierten von der Panne wie vom Winddreher und zogen an Alinghi vorbei. Ihr Vorsprung wurde so gross, dass der Sieg plötzlich wieder in Griffnähe lag -- obwohl der Strafkreisel um 270 Grad noch nicht ausgeführt war. Der Wind blies aber so schwach, dass die NZL 92 für die Strafdrehung zu viel Zeit brauchte und Alinghi die drohende Niederlage in extremis abwenden konnte.

«Das war die härteste Regatta und mit Sicherheit der schönste Sieg meines Lebens», sagte Alinghi-Patron Ernesto Bertarelli. «Man muss diesen Sport einfach lieben -- so, wie ich dieses Team liebe.» Um 17.48 Uhr wurde Alinghi dann symbolisch belohnt für die Anstrengungen der letzten Jahre. Bertarelli durfte den America´s Cup, die 18 kg schwere Silberkanne, unter dem Jubel der ganzen Equipe in die Höhe stemmen.

Der Genfer Milliardär reichte das Objekt seiner Begierde sogleich an Skipper Butterworth weiter. Der 48-jährige Neuseeländer gewann den «Auld Mug» wie seine treuen Gefährten Murray Jones, Simon Daubney, Dean Phipps und Warwick Fleury schon zum vierten Mal in Folge, je zwei Mal mit Team New Zealand und Alinghi. Daubney dachte in den Glücksmomenten an die 19 Ersatzleute und sprach jeden einzelnen Namen in die Kamera -- auch jene der drei Schweizer Nils Frei, Yves Detrey und Enrico De Maria.

Butterworth antwortete auf die Frage nach seinem Verbleib bei Alinghi zunächst ausweichend, um dann ein «of course» (bestimmt) nachzuschieben. So ganz überzeugend tönte es nicht.

Wenn Hitchcock bemüht werden muss...

Ohne den Penalty gegen die «Kiwis» hätte Alinghi das Rennen verloren -- und Bertarelli mit gutem Recht wieder über «Las-Vegas-Bedingungen» klagen können. Nach dem Hitchcock-Finish bestand dazu kein Anlass. Dafür konnte sich Bertarelli uneingeschränkt über seinen zweiten Cup-Sieg im zweiten Versuch freuen.

Im Gegensatz zur Premiere vor vier Jahren und vier Monaten gegen den gleichen Gegner in Auckland wurde Alinghi vom Team New Zealand in Valencia alles abverlangt. Nach drei Regatten lag Alinghi 1:2 zurück, mit vier Siegen in Folge konnte der alte und neue Cupholder die Serie aber für sich entscheiden.

Den folgenschweren Penalty bekamen die «Kiwis» aufgebrummt, weil sie Alinghi vor der letzten Wendeboje den Weg abschnitten und das Vorfahrtsrecht nicht respektierten. Steuermann Ed Baird hatte den Fehler der Neuseeländer provoziert.

Der 2004 als Ersatz für Russell Coutts verpflichtete Amerikaner setzte mit dem Manöver einen Glanzpunkt. Baird strafte spätestens gestern jene Kritiker Lügen, die in ihm stets nur den Konservativen und Zurückhaltenden gesehen hatten. «Genau das haben wir in den Inhouse-Rennen gegen Peter Holmberg geübt», sagte Baird.

Genf -- das Zuhause des «Auld Mug»

Baird trug seinen Teil dazu bei, dass die älteste Sporttrophäe der Welt im Besitz der Société Nautique de Genève bleibt. Der Genfer Klub ist erst der vierte, der den America´s Cup erfolgreich verteidigt. Alinghi hatte den America´s Cup 2003 in Auckland nach 152 Jahren in den USA und Ozeanien auf den Alten Kontinent zurückgeholt -- und sorgte nun dafür, dass auch die 33. Ausgabe der prestigeträchtigsten Regatta in Europa stattfinden wird.

Eine geschichtsträchtige Sekunde Vorsprung

Nie zuvor in der 156-jährigen America´s-Cup-Geschichte war die Differenz zwischen zwei Match-Race-Jachten knapper.

Den bislang geringsten Vorsprung auf dem Weg zum Gewinn einer Regatta notierten die Statistiker 1992: Während der 28. Austragung um die prestigeträchtigste Segel-Trophäe hatte das US-Syndikat «America3» gegen die italienische Crew «Il Moro» das zweite Rennen mit drei Sekunden Rückstand verloren, die Serie danach aber mit drei Erfolgen in Serie 4:1 gewonnen.

Paul Cayard, der Steuermann der Italiener, düpierte das US-Boot wenige Meter vor dem Ziel, indem er den Spinnaker löste. Die Experten würdigten das ungewöhnliche Manöver Cayards hinterher als geniale Aktion.

Feier-Marathon

Doch zuerst macht sich das Team auf zum Marathon der Festivitäten. Gestern Abend feierte Alinghi auf der Basis in Valencia, am Sonntag wird das Team ab 17 Uhr in Genf empfangen. Auch dann dürfte «Can´t Stop» aus den Lautsprechern scheppern. Der Song der Red Hot Chili Peppers begleitete Alinghi schon zum zweiten Cup-Sieg. Nicht zu stoppen -- bei Alinghi ist der Titel Programm.

Resultat/Aufstellung:
Valencia (Sp). 32. America´s Cup (best of 9). 7. Runde: Alinghi (Sz/TV) s. Team New Zealand (Neus) mit 0:01 Minuten Vorsprung; Schlussstand 5:2.

Alinghi: van Nieuwenhuyzen, Blewett, Rapetti, Belsky, McTeigue, Welling, McCarthy, Daubney, Mazza, Fleury, Jones, Phipps, Ardern, Vila, Bertarelli, Butterworth, Baird.

(von Philipp Bärtsch, Valencia/Si)

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