Cannes: Ansprechende Filme bewährter Autoren

publiziert: Donnerstag, 19. Mai 2005 / 08:47 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 19. Mai 2005 / 11:40 Uhr

Cannes - Der Eindruck der ersten Tage bestätigt sich gegen Ende des Festivals. Der Wettbewerb in Cannes zeigt ansprechende Filme von bewährten Autoren. Überraschungen sind die Ausnahme.

Lars von Trier stellte 'Manderlay', den zweiten Teil  seiner Trilogie, vor.
Lars von Trier stellte 'Manderlay', den zweiten Teil seiner Trilogie, vor.
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Am meisten zu reden gab bisher "Manderlay", der zweite Teil der USA-Trilogie von Lars von Trier. Der Däne, der 2000 mit "Dancer in the Dark" den Hauptpreis gewann, vor zwei Jahren mit "Dogville", dem ersten Teil der Trilogie, aber leer ausging, zeigt sich mit einer formal vergleichbaren Versuchsanordnung erneut in Hochform.

Auf einer Art Theaterbühne mit spärlichen Requisiten und künstlichem Licht inszeniert er mit US-Stars wie Willem Dafoe, Danny Glover und Lauren Bacall am Beispiel der Sklaverei eine Parabel über die Schwierigkeit der Befreiung unfreier Menschen.

Ruhig erzählt

Die Hauptfigur Grace will in den 1930er Jahren die Schwarzen, die in Manderlay als Sklaven gehalten werden, befreien. Aber sie scheitert an der Angst der Unterdrückten vor Veränderungen. Am Schluss peitscht sie eigenhändig einen Schwarzen aus.

Seinem intelligent gebauten, konsequent und ruhig erzählten Stück über die Sklaverei in den USA hat von Trier vor der Presse deutliche Worte folgen lassen. "Mr. Bush ist ein Arschloch", sagte er etwa, oder "Amerika scheisst auf die Welt".

Die US-Presse hat ihn danach, wie schon vor zwei Jahren bei "Dogville", ebenso deutlich kritisiert. Sie wirft ihm vor allem vor, dass er in Europa kritische Filme über die USA drehe, ohne selber je in den USA gewesen zu sein.

Zutiefst trist

Ebenfalls Preis-Kandidaten sind die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne aus Belgien, die 1999 für "Rosetta" die Goldene Palme erhalten haben und 2002 für "Le fils" einen Darstellerpreis.

Mit ihrem neuen Werk "L'enfant" haben sie zumindest wieder Chancen auf einen Preis für Darsteller Jérémie Renier. Er ist ein Streuner am unteren sozialen Rand, der soeben Vater geworden ist. Bei der erstbesten Gelegenheit verkauft er sein Kind.

Erst als seine Freundin zusammen bricht, beginnt er sich zu einem besseren Menschen zu wandeln. Er stielt zwar weiterhin aus Not, aber am Schluss des mit spärlichen Mitteln erzählten zutiefst tristen Films schimmert ein Quentchen Hoffnung auf.

Wortkarge Komik

Zahlreiche Lacher hingegen hat Jim Jarmusch, auch er ein Cannes-Habitué, mit seinem neuen Werk "Broken Flowers" ausgelöst. Bill Murray ist sein Star, ein früherer Frauenheld, der jetzt aber lieber alleine ist.

Die Suche nach einem angeblichen Sohn wird zu einer Reise zu ehemaligen Liebschaften, die etwa von Sharon Stone, Jessica Lange und Tilda Swinton gespielt werden. Es ist auch eine Reise zu verschiedenen sozialen Schichten und deren Lebensstil.

Vorherrschend in dem mehr unterhaltenden als sozialkritischen Werk ist die Farbe Rosa. Die wortkarge Komik von Murray trägt den Film, die Geschichte selber jedoch ist wenig aufregend.

Blutroter Comic

Viel Applaus erhielt auch David Cronenberg für "A History of Violence". Viggo Mortensen überzeugt als ehemaliger Killer, der sich eine neue Existenz aufgebaut hat. Doch er kann seinem früheren von Gewalt beherrschten Leben nicht entfliehen. Der Kanadier hat seinen Film mit angemessen viel Gewalt inszeniert.

Eine wahre Gewaltorgie hingegen zelebrieren Regisseur Robert Rodriguez und der Comic-Autor Frank Miller mit "Sin City". Ihr Werk, in dem einigen Zuschauern übel wurde, ist eine Art Animationsfilm mit richtigen Schauspielern.

Verblüffend und faszinierend ist, wie die Bilder aus Millers Comics quasi originalgetreu auf die Leinwand kommen. Der Film ist schwarz-weiss gedreht, nur die Lippen der Frauen und das Blut, das oft und in grossen Mengen spritzt, ist rot.

(Beat Glur/sda)

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