Chinas Ölbedarf unterschätzt

publiziert: Freitag, 8. Okt 2004 / 17:05 Uhr

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet weiterhin nicht mit einem Absinken der Ölpreise. Ein Hauptproblem seien die laschen Investitionsbemühungen von Ölförderländern wie Saudi Arabien und Mexiko.

Die Saudis wollen ein Vorpreschen von US-Investoren verhindern. Bild: Bush mit König Abdullah.
Die Saudis wollen ein Vorpreschen von US-Investoren verhindern. Bild: Bush mit König Abdullah.
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Infos zur IEA
Die Behörde wurde nach der Ölkrise 1974 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eingerichtet. Eine der zentralen Aufgaben der IEA ist es, vor Knappheit zu warnen.
www.iea.org/Textbase/about/index.htm

Die Rohölpreise sind in den vergangenen zwei Monaten anhaltend hoch geblieben. Anfang Oktober stiegen sie gar auf ein Rekordpreis von über 50 Dollar pro Barrel. Noch nie war Rohöl an der New Yorker Börse so teuer.

Nun ist genau das eingetreten, was die Internationale Energieagentur (IEA) mit ihren Warnungen im August verhindern wollte. Versorgungsängste treiben den Ölpreis nach oben. Alle, die immer länger auf ein Preisabsinken gewartet haben, müssen sich nun eindecken.

Die Öllagerbestände sind in den Vereinigten Staaten unter dem vom Gesetzgeber vorgesehenen absoluten Mindestniveau gelandet. Dies dürfte dazu führen, dass die Raffinerien versuchen werden, die Lagerbestände wieder aufzufüllen.

Bloombergumfrage

Eine Bloombergumfrage ergab, dass die amerikanischen Ölvorräte fast so niedrig sind, wie seit 29 Jahren nicht mehr. Nach Expertenmeinung wird dies zu weiter steigenden Preisen führen.

Das stetige Ansteigen nur als spekulatives Phänomen wahrzunehmen, ist also nicht treffend. Vielmehr entspricht es der Wunschvorstellung der Privathaushalte und Firmen, welche noch Öl einkaufen mussten.

Auch die Angst vor Anschlägen und die Yukos-Skandale sind nicht die Hauptgründe für den hohen Ölpreis.

OPEC-Wunschspanne weit weg

Die neuen Preishochs beruhen mehr auf der Befürchtung vor nachfragebedingten Versorgungsengpässen in diesem Winter.

Der Blick in die Zukunft ist besonders interessant. Nach Terminverträgen soll der Ölpreis in zwei Jahren bei über 36 Dollar und höher liegen.

Da die Börse immer Entwicklungen vorwegnimmt, zeigt sich, dass Marktteilnehmer lange nicht erwarten, dass Öl wieder auf das ursprünglich von der OPEC als Wunschspanne angegebenen Band von 23 bis 29 Dollar fallen werde.

Ölnachfrage bleibt hoch

Die Nachfrage nach Öl dürfte dauerhaft hoch bleiben. Stark wachsende Volkswirtschaften wie China oder Indien fragen permanent Öl nach. In China herrscht trotz des permanenten Ölaufkaufs dauerhafter Energiemangel.

Deutsche Firmen mit Aktivitäten in China bauen eigene Kraftwerke, um zu verhindern, dass die Produktion stillsteht.

Ein Unternehmer aus der Textilindustrie: "Wir können es uns nicht leisten, dass das Werk in China wegen Strommangel stillsteht." Wenn die Reissverschlüsse aus China nicht geliefert würden, stehe die gesamte Kleidungsproduktion still.

Auch IEA unterschätzte Ölbedarf

Nach Mandil, Leiter der IEA, sei der steigende Ölbedarf Chinas unterschätzt worden - "auch in unserem Haus".

Stark gestiegene Ölimporte Chinas wie auch der Vereinigten Staaten träfen zusammen mit der Krise im Irak und politischen Unruhen im ebenfalls wichtigen Ölförderland Venezuela.

Da schliesslich allein das aufstrebende Land China ein Viertel der Weltbevölkerung stellt, dürfte nach Expertenmeinung die Ölnachfrage dauerhaft nach oben getrieben werden.

Kritik der IEA

Mandil: "Wir brauchen weltweit sehr viel höhere Investitionen im Ölsektor, bei börsennotierten Konzernen ebenso wie bei Staatsgesellschaften. Die Nachfrage nach Öl steigt schneller als erwartet."

Der IEA schätzt die Lage als sehr bedenklich ein.

Mandil kritisiert die Politik von gewissen Ölförderstaaten, ausländische Investitionen nicht zu erlauben. "Einige Förderstaaten wie Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Nigeria sind offen für ausländische Investitionen, andere wie Saudi-Arabien oder Mexiko sind dafür völlig verschlossen."

Diese Staaten verdächtigen die USA, den hohen Ölpreis als Vorwand zu gebrauchen, auch auf ihre Märkte drängen zu können.

Eine Änderung der Politik dieser Staaten sieht der IEA-Chef nicht. "Wenn einige wichtige Förderländer schon keine ausländischen Investitionen in ihre Ölwirtschaft zulassen, dann sollten zumindest staatliche Ölgesellschaften wie Saudi Aramco in Saudi-Arabien mehr investieren."

Reimuth Massat ist Geschäftsführer der Helvetia-Treuhand GmbH und Experte des internationalen Börsenhandels.

(von Reimuth Massat)

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