Chiudinelli gewinnt Schweizer-Duell

128 Minuten musste Chiudinelli kämpfen, bis er seiner Favoritenrolle gerecht geworden war. Der Aufsteiger des Jahres, der seit Anfang Saison 530 Weltranglisten-Plätze gutgemacht hat, musste einerseits mit der an solchen hochdotierten Turnieren ungewohnten Favoritenbürde umgehen, anderseits mit dem Umstand, gegen einen Freund zu spielen. «Diese Partie hat sehr viel Energie gekostet», gab der Davis-Cup-Spieler zu. «Ich fühlte mich schon vor dem Match nicht gut. Mir fehlte die Ruhe.»

40 Minuten lang stand Chiudinelli völlig neben sich, war ausserordentlich nervös und leistete sich zahlreiche Fehler, die ihm zwei Breaks und den Verlust des ersten Satzes kosteten. Dann verschwand er kurz in die Kabine und wechselte sein T-Shirt (von weiss zu schwarz). Damit wurde zwar nicht alles gut. Die Partie bewegte sich auf bescheidenem Niveau. Doch Chiudinellis Steigerung reichte, um sich den zweiten Satz zu sichern.

Die Entscheidung fiel dann Mitte des dritten Satz auf ungewöhnliche, spektakuläre Art und Weise. Beim Stand von 3:3 und 30:30 unterbrach Chiudinelli den Ballwechsel und forderte die Challenge. Das Hawk-Eye gab ihm Recht, zum ersten Mal in dieser Partie. Der Ball von Lammer war zu lang; Chiudinelli schaffte daraufhin das Break. «Bei dieser Challenge war ich mir hundertprozentig sicher,» erklärte der spätere Sieger, gab aber auch zu: «Nervös war ich trotzdem, als ich nach oben auf den Bildschirm schaute.»

Gasquet nächster Gegner

Der über die Qualifikation ins Hauptturnier gekommene Lammer, der eine gute Chance verpasste, sein drittes ATP-Match zu gewinnen, war nicht allzu enttäuscht. «Chiudinelli hat verdient gewonnen. Für mich war es trotzdem ein sehr erfolgreiches Turnier.»

Für Chiudinelli kann es derweil noch einiges erfolgreicher werden. Er wird am Freitag gegen Richard Gasquet (Fr/ATP 69), um seine erste Halbfinal-Qualifikation auf der ATP-Tour spielen. Im September in Bangkok war er im Viertelfinal an Jo-Wilfried Tsonga gescheitert.

«Mit Gasquet habe ich noch eine Rechnung offen, die ich gern begleichen würde», freut sich Chiudinelli auf den nächsten Gegner. Beim US Open 2006 war er in der 3. Runde in vier Sätzen und nach fast drei Stunden Spielzeit am Franzosen gescheitert.

Gasquet, der sich nächste Woche vor dem CAS wegen seiner Kokainaffäre erklären muss, wehrte gegen den Amerikaner John Isner (ATP 40) zwei Matchbälle ab, bevor er 4:6, 7:6 (11:9), 6:2 gewann.

Resultate:
Basel. Davidoff Swiss Indoors (1,75 Mio Dollar/Halle). Einzel. 1. Runde: John Isner (USA) s. Fernando Gonzalez (Chile/3) 7:6 (7:3), 4:6, 6:4. -- Achtelfinals: Marco Chiudinelli (Sz/WC) s. Michael Lammer (Sz/Q) 2:6, 6:3, 6:3. Novak Djokovic (Ser/2) s. Jan Hernych (Tsch) 6:0, 6:0. Marin Cilic (Kro/4) s. Viktor Troicki (Ser) 7:6 (9:7), 6:7 (8:10), 7:6 (8:6). Jewgeni Korolew (Russ) s. Jérémy Chardy (Fr) 6:4, 7:6 (7:1). Richard Gasquet (Fr) s. Isner 4:6, 7:6 (11:9), 6:2.

Viertelfinal-Tableau: Roger Federer (Sz/1) - Korolew, Gasquet - Chiudinelli; Radek Stepanek (Tsch/5) - Cilic (4), Stanislas Wawrinka (Sz/6)/Jarkko Nieminen (Fi) - Djokovic (2).

Doppel. Viertelfinal: Daniel Nestor/Nenad Zimonjic (Ka/Ser/1) s. James Cerretani/Alsam Ui-Haq Qureshi (USA/Pak) 6:4, 6:4.

(smw/Si)