Comic-Musical 'Woyzeck' erntete Beifallsstürme

"Woyzeck" war nach "Alice" und "The Black Rider" die dritte gemeinsame Bühnen-Kreation des Duos Wilson-Waits.

Die Sicht auf das von Büchner (1813-1837) hinterlassene Dramen-Fragment hielt sich an den Eingangssong: "Elend ist der Lauf der Welt." Sozialkritische Aspekte blieben weitgehend ausgespart. Regisseur Wilson lieferte eine zeitlose Geschichte über die Mysterien des Lebens: Liebe, Hass, Familie, Rache, Mord. Ins grelle Licht gerückt wurden vor allem Gefühle.

Woyzeck, der geschundene Soldat und ewige Verlierer (Jens Jorn Spottag) ist ganz der romantische Träumer, wenn er seine geliebte, aber untreue Marie anrührend als "Coney Island Baby" besingt. Sie allein hat ihn zum "reichsten Mann der Stadt" gemacht. Dabei trieb Wilson seine expressionistischen Bilder in Rot, Grün, Gelb oder Grau bis ins Groteske und Comic-hafte.

Zusammen mit seiner Frau Kathleen Brennan schrieb Waits 14 Songs von einschmeichelnd süss bis aggressiv-ätzend. Nach der Uraufführung in Kopenhagen hatte eine begeisterte Kritik die Kompositionen mit der Musik von Kurt Weill verglichen und von einer neuen "Dreigroschenoper" - dem Erfolgsstück von Weill und Bertolt Brecht - gesprochen.

Für das Gastspiel (bis 8. September) hätte sich daher kaum ein besserer Aufführungsort als das Berliner Ensemble - die einstige Brecht-Bühne - finden lassen.

(bb/sda)