Concorde-Anwälte stellen Verhalten der Besatzung in Frage

«Das Feuer hat nicht zum Absturz geführt, es war das Abschalten des Triebwerks», sagte der Anwalt Gerard Samet am Wochenende. Möglicherweise hätte die brennende Concorde sonst noch den nahen Militärflughafen Le Bourget erreichen können.

«Die Familien haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren», begründete Samet sein Vorgehen. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten beim Start der Überschallmaschine Teile eines platzenden Reifens Tanks durchschlagen. Ausströmendes Kerosin entzündete sich. In dem Brief der Anwälte Samet und Guy-Michel Ney heisst es, die Entscheidung, umgehend nach der Feuermeldung den Motor zwei abzustellen, entspreche nicht einer Richtlinie der zivilen Luftfahrt.

Die Zeitung «Le Parisien» (Samstagausgabe) schreibt, das BEA habe dies eingeräumt. Einem Pilotenhandbuch zufolge dürften die Motoren bei einem Brand grundsätzlich nicht gekappt werden, bevor die Maschine eine Höhe von 122 Metern erreicht habe, berichtet das Blatt weiter. Es zitiert den früheren Airbus-Piloten und Berater des Anwalts Ney, Hubert de Gaullier, die Motoren eins und zwei hätten zwar nicht mehr normal funktioniert, aber sie hätten weder gebrannt noch seien sie defekt gewesen. Motor eins habe zudem wieder Leistung gewonnen. Mit Motor zwei wäre die Concorde wahrscheinlich zu stabilisieren gewesen, sagte Gaullier den Angaben zufolge. Dagegen erklärte Roland Rappaport, Anwalt des Flugoffiziers und eines französischen Pilotenverbands, dem Blatt: «Die Besatzung hat alles getan, um den Absturz zu verhindern.» Bei dem Unglück waren am 25. Juli 113 Menschen ums Leben gekommen, darunter 109 deutsche Urlauber.

(sda)