Couchepin erörtert mit Erdogan Armenierfrage

Die Geschichte müsse von den Historikern beurteilt werden, sagte Pascal Couchepin dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Gegenüber dem Westschweizer Radio TSR erklärte Couchepin nach dem Treffen: «Die türkischen Behörden gaben dem Wunsch Ausdruck, dass die Schweiz keine Vorreiterrolle übernehme, da die UNO die Ereignisse von 1915 nicht als Völkermord anerkannt hat.»

Couchepin sagte Erdogan, es wäre ihm lieber, in der Schweiz würden die Massaker an den Armeniern als solche bezeichnet und nicht als Völkermord.

In der Schweiz anerkennen einige Kantonsparlamente und der Nationalrat den Völkermord an den Armeniern, nicht aber der Bundesrat. Die Völkermordfrage sorgt in den Aussenbeziehungen der Türkei immer wieder für Unstimmigkeiten - nicht nur mit der Schweiz.

Austausch über schulische Integration

Am Morgen tauschte sich Couchepin mit Bildungsminister Hüseyin Celik über die schulische Integration junger Türken in der Schweiz aus. Beim morgendlichen Treffen kam gemäss Crevoisier die schulische Integration junger Türken in der Schweiz zur Sprache. Die rund 100 000 türkischen Staatsangehörigen seien gut integriert. Ein Viertel von ihnen sei unter 15 Jahren alt.

Ihre Ausbildung sei damit zentral, sagte Crevoisier. Der türkische Bildungsminister Celik sicherte der Schweiz zu, allfällige Projekte für die Verbesserung der Ausbildung junger Türkinnen und Türken zu unterstützen.

Mit dem Arbeits- und Sozialminister Murat Basesgioglu besprach Couchepin Integrationsfragen, Themen rund um die Rückkehr von Türken aus der Schweiz sowie die Arbeitslosigkeit. Basesioglu habe die Bedeutung einer guten Ausbildung hervorgehoben, sagte Crevoisier.

Treffen mit Kurden

Neben dem Höflichkeitsbesuch bei Recep Tayyip Erdogan steht am Nachmittag ein Austausch mit dem dem für den interkulturellen Dialog zuständigen Staatsminister Mehmet Aydin auf dem Programm, wie Jean-Marc Crevoisier, Mediensprecher des Departements der Innern, der Nachrichtenagentur SDA sagte.

Mittwoch und Donnerstag reist der Bundesrat in den Südosten der Türkei, wo eine kurdische Bevölkerungsmehrheit lebt. Er trifft dort mit lokalen Behördenvertretern zusammen. Zudem besucht er von der Schweiz unterstützte Kooperationsprojekte. Am Freitag findet in Istanbul ein Treffen mit türkischen Intellektuellen statt.

(ht/sda)