Daniel Albrecht auf bestem Weg der Besserung
Dem vor dreieinhalb Wochen schwer gestürzten Daniel Albrecht, der am Donnerstag von den Ärzten aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt worden ist, geht es immer besser. Die Lungenentzündung ist fast vollständig abgeklungen.
Daniel Albrecht ist seit Mittwoch aus medizinischer Sicht wach und ansprechbar. Er öffnet spontan, das heisst ohne Schmerzreiz, die Augen. Er kann einfache Fragen mit Ja oder Nein beantworten. Seine Stimme ist noch sehr schwach und die Aufnahmefähigkeit nach drei Wochen im künstlichen Koma logischerweise reduziert. Albrecht wird nur noch teilweise künstlich ernährt, die Magensonde ist entfernt worden. Die kritische Umstellungsphase von der künstlichen Beatmung zur Eigenatmung hat der 25-jährige Walliser gut gemeistert.
Physiotherapie hat schon begonnen
Noch ist der Körper schwach und die Erschöpfung gross, was nicht zuletzt Nebenwirkungen der starken Medikamente sind. Als Faustregel gilt, dass ein Patient im künstlichen Tiefschlaf täglich 500 bis 750 Gramm abnimmt.
Trotzdem macht Albrecht schon Physiotherapie. Er wird in Sitzposition gebracht und kann die Spannung aufbauen, um die entsprechende Körperhaltung zu wahren. «In den nächsten Tagen werden auch Stehversuche möglich sein», sagte Oberarzt Stefan Schmid an der Medienkonferenz in Innsbruck. Auch der Kreislauf muss sich zuerst wieder an körperliche Betätigung gewöhnen.
Tempo überrascht
Schritt für Schritt geht der Genesungsprozess voran. Vom Tempo der «Normalisierung» ist Professor Michael Blauth, der verantwortliche Unfallchirurge, überrascht. «Daniel Albrecht ist sehr gut am Weg», sagte er. Heikelster Punkt bleibt die Entwicklung der Lungenschrumpfungen. «Restzustände davon sind immer noch vorhanden», sagte Stefan Schmid.
«Ob die Lungenfunktion beeinträchtigt bleiben wird, ist im Moment nicht abzuschätzen.» Nach wie vor befinden sich zwei Drainagen im Organ, welche Flüssigkeit nach aussen transportieren. Die Lungenfunktion wird mit einer Atemtherapie trainiert. Mehrere Stunden täglich wird Albrecht eine Atemmaske aufgesetzt, damit die Lunge beim Ausatmen nicht zu sehr wie ein Ballon in sich zusammenfällt.
Eine Frage von Wochen oder Monaten
Unfallchirurge Blauth stellte neben dem Schädel-Hirn-Trauma und den Lungenverletzungen nur eine leichte Bänderdehnung im rechten Kniegelenk fest. «Im Moment spricht aus unfallchirurgischer Sicht nichts dagegen, dass Daniel Albrecht nach einer längeren Trainingsphase -- es geht da um Wochen oder Monate -- wieder Spitzensport betreiben kann», sagte Blauth.
Oberärztin Bettina Pfausler, die zuständige Neurologin, äusserte sich zu ihrem Bereich (Schädel-Hirn-Trauma) nicht weniger optimistisch. «Aus neurologischer Sicht wird Daniel Albrecht mit grösster Wahrscheinlichkeit in wenigen Wochen gesund sein. Folgeschäden können nahezu ausgeschlossen werden», sagte sie. Pfausler rechnet mit fünf bis sieben Tagen, bis die Nebenwirkungen der Medikamente abgeklungen sind, und «eher einem als zwei Monaten», bis die Schädel-Hirn-Verletzung verheilt ist.
Ein «Routinefall»
Wie lange Albrecht noch in der Universitätsklinik Innsbruck bleibt, ist offen. «Wir streben mittelfristig einen Transfer in die Schweiz an», sagte Schmid. Ein vertraute(re)s Umfeld könne den Heilungsprozess positiv beeinflussen. «Noch ist das Transportrisiko aber nicht abschätzbar.» Wohin Albrecht verlegt wird, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Gemäss Martin Albrecht, dem an der Medienkonferenz ebenfalls anwesenden Vater von Daniel, steht das Berner Inselspital im Vordergrund.
Das Schicksal von Daniel Albrecht lässt in der Skiwelt und in der Schweiz kaum jemanden unberührt. Seit drei Wochen interessiert sich die Öffentlichkeit für jedes Detail, wird jedes Wort zum Gesundheitszustand auf die Goldwaage gelegt. Die Entwicklung nach dem Crash in Kitzbühel hat trotz der aufgetretenen Komplikationen im Bereich der Lunge einen Lauf genommen, der für solche Verletzungen keineswegs aussergewöhnlich ist.
«Für uns ist Daniel Albrecht -- vom prominenten Namen einmal abgesehen und so unpassend es tönen mag -- ein Routinefall», stimmten Blauth und Schmid überein. Bettina Pfausler sagte abschliessend: «Wir können wirklich eine sehr, sehr gute Prognose abgeben. Das muss man noch einmal betonen.» Das Happyend ist nah.
Der präsidiale Dank
Das WM-Gold für Carlo Janka und erfreuliche Nachrichten aus der Universitätsklinik Innsbruck - es war ein besonders emotionaler Tag für den Schweizer Skisport.
«Dani Albrecht ist wach, wieder da und unter uns», sagte Urs Lehmann zwischen dem ersten und zweiten Lauf des WM-Riesenslaloms zum Auftakt der Medienkonferenz in Innsbruck. Der Swiss-Ski-Präsident war von Giusep Fry begleitet worden, der die emotionale Achterbahnfahrt als Manager der Freunde Albrecht und Janka so intensiv wie kaum jemand sonst erlebt hat.
Urs Lehmann bedankte sich noch einmal herzlich für die «unglaubliche, enorme Anteilnahme im In- und Ausland», für die «sagenhafte Betreuung» durch die Ärzte der Universitätsklinik Innsbruck und die Unterstützung des Österreichischen Skiverbandes. «Auf der Piste kämpfen wir gegeneinander, neben der Piste arbeiten wir sensationell zusammen», sagte Lehmann.
Daniels Vater Martin Albrecht war nach den guten Nachrichten rund um die Genesung seines Sohnes «ganz einfach erleichtert». «Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Für uns ist das wie eine zweite Geburt», sagte Albrecht senior. «Es ist jedes Mal ein Aufsteller, wenn uns Dani die Hand gibt und er wieder zu lachen beginnt. Schön, diese Fortschritte beobachten zu können.»
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