Das Sandwich-Phänomen

publiziert: Freitag, 28. Jul 2006 / 17:35 Uhr

Wer einmal bei unserem östlichen Nachbarn zu Gast war, wird feststellen, dass es zwischen den doch so ähnlich scheinenden Ländern Österreich und Schweiz einige verblüffende Unterschiede gibt.

Wer sich in der Schweiz zum Beispiel mitunter von Sandwiches aus dem Grossverteiler ernährt, weil die Mittagspause nicht zu mehr reicht (oder das Budget), wird in Österreich einen kleinen Kulturschock erleiden, was die zwischen Broten eingeklemmten Fleischwaren angeht. Und zwar gleichgültig, ob man in der Schweiz die Produkte von Anna oder Betty vorzieht.

In der Schweiz scheint die Füllung als Nebensache daher zu kommen. Sicher, in einem Schinkenbrötchen verstecken sich ein paar Scheiben des angeführten Fleisches, aber sie führen doch ein eher einsames Dasein. Das Brot ist auf alle Fälle in der grossen Mehrheit und nein, es ist kein freudiges Essen, es ist pure Convenience, dieses Schweizer Sandwich: Wenig Fleisch und ein fades Weissbrot oder Silserli drum rum. Und das in einer Preislage von knapp unter fünf bis sieben Franken.

Wer nun in Österreich bei Billa, Merkur oder Spar (Grossverteiler die in etwa unseren zwei orangen Riesen entsprechen) sein Eingeklemmtes kauft, kann fast nicht fassen, was ihm da begegnet. Verschiedenste Vollkornbrötchen mit dicker Füllung, liebevoll zusammen gestellt. Der Querschnitt enthüllt, dass die Füllung fast so dick ist, wie das gesamte Brot. Zu all dem kommt noch, dass der Preis geradezu lächerlich ist: ein Luxusbrötchen kommt höchstens auf 2,5 Euro. Meist kommt man mit weniger als 2 € davon.

Nun mag man sich fragen, wieso sich ein Kolumnist über österreichische Sandwiches auslässt.

Nun, an einem Sandwich lässt sich eine der wenigen grossen Miseren in der Schweiz trefflich demonstrieren: Die Landwirtschaftspolitik. Jedes Jahr werden Milliarden an Direktzahlungen und Subventionen an die Schweizer Bauern ausgeschüttet. Und jede angebliche Kürzung führt – dank toller Lobbyarbeit – zu noch mehr Geld. Zudem wird in einem abgeschotteten Markt jede Menge überteuerter Produkte hergestellt, die nur verkauft werden können, weil es keine ausländische Konkurrenz gibt. Und all das findet sich dann im Sandwich: Teures Fleisch, teurer Weizen, teure Butter. Und weil alles so sauteuer ist und ein Sandwich aber nicht 10 Franken kosten darf, bekommt man Brot gewordene Trauerspiele aufgetischt.

Aber – so wird nun eingewendet – dafür schützen die Bauern die Natur und produzieren umweltfreundlich. Doch der Augenschein ergibt rein empirisch ein anderes Bild. Der Autor kann sich nicht entsinnen in einer ähnlich genutzten Gegend in der Schweiz so viele verschiedene Blütenpflanzen und Insektenarten gesehen zu haben. Denn meist sind die regelmässig mit Gülle beglückten Wiesen der Schweiz so was von überdüngt, dass neben fetten Gräsern nur mehr Löwenzahn und Hahnenfuss gedeihen können. Es handelt sich geradezu um giftgrüne Wüsten der Eintönigkeit.

Nun allerdings auf die Bauern einzuhacken ist falsch. Denn diese handeln in der Schweiz ganz nach der Marktlogik, mit möglichst kleinem Aufwand ein Maximum an Ertrag zu erzielen. Anders zu handeln, wäre dumm.

Anzugreifen sind hingegen jene Politiker, die dem Schweizer Volk eine mit Anbauschlachtpatriotismus verbrämte Agrarpolitik verkaufen und dabei die Steuerzahler und Konsumenten – sprich: das Volk – schlichtweg betrügen. Um Steuern. Um eine intaktere Natur.

Und um ein gutes, erschwingliches Sandwich.

(von Patrick Etschmayer)

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