'Das Schlimmste kommt erst noch'

publiziert: Dienstag, 28. Jun 2005 / 08:32 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 28. Jun 2005 / 10:55 Uhr

Rom - Selbst den italienischen Kühen ist der Appetit vergangen. Wegen der anhaltenden Hitze haben die Tiere - genau wie die Menschen - keine Lust auf feste Kost. Resultat: Derzeit geben sie vor allem in Norditalien rund zehn Prozent weniger Milch.

Nicht nur Menschen, auch Kühe leiden unter der Hitze - sie geben weniger Milch.
Nicht nur Menschen, auch Kühe leiden unter der Hitze - sie geben weniger Milch.
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Seit Monaten fällt in vielen Regionen des Landes kaum ein Regentropfen, die Erde ist staubtrocken und ausgedörrt, die Pegelstände der grossen Seen und Flüsse sinken bedrohlich - kurz, das Wasser wird knapp.

"Wenn es nicht bald regnet, wird die Situation im Norden Italiens dramatisch", schlägt Zivilschutz-Chef Guido Bertolaso Alarm. Die Bullenhitze, die von Nordafrika nach Italien gekommen ist, hat die Apennin-Halbinsel fest im Griff - und will nicht locker lassen: "Das Schlimmste kommt erst noch", macht der Wetterdienst Centro Epson Meteo den stöhnenden Italienern kaum Hoffnung auf Abkühlung.

Fast überall liegen die Temperaturen derzeit weit über 30 Grad, in einigen Städten des Nordens klettern die Werte bereits auf über 40 Grad. "Da stimmt doch nichts mehr mit den Jahreszeiten, die Winter sind nicht mehr kalt und die Sommer viel zu warm", sagte eine schwitzende Rentnerin in Turin.

Call-Center für Ältere

Besonders ältere Menschen leiden unter der Glutsonne und sind gesundheitlich gefährdet. Sechs Italiener im Pensionsalter und ein 60-jähriger österreichischer Tourist sind bereits ums Leben gekommen. Vermutlich waren Hitzschläge und Kollapse die Ursache.

Das italienische Fernsehen interviewt ständig Gesundheitsexperten, die Rentnern dazu raten, nur früh morgens und am späten Nachmittag aus dem Haus zu gehen, reichlich Wasser zu trinken und viel Obst und Gemüse zu essen. Als erste Notfall-Massnahme wurden bereits Call Center eingerichtet, bei denen sich Alte und Kranke über Schutzmassnahmen informieren können.

Noch reichen die Wasservorräte für etwa zwei Wochen, rechnet eine Zeitung vor. Unterdessen geben auch der Fluss Po, der Gardasee und der Lago Maggiore ein erbärmliches Bild ab: Überall geht der Wasserstand täglich um mehrere Zentimeter zurück.

"Die Pegel der Seen und Flüsse sinken bedrohlich", beschreibt die Zeitung "La Stampa" die Situation. Wo sonst die Fluten sprudeln, kommen jetzt Geröll und kleine Tümpel zum Vorschein. Auch der Tiber in Rom ist stellenweise so niedrig wie selten, es riecht muffig nach abgestandenem Wasser.

Künstliche Kälte

Kühlung verschaffen sich die Italiener immer häufiger durch Klimaanlagen im Eigenheim. Während 2001 noch rund eine Million Geräte verkauft wurden, gingen 2004 bereits zwei Millionen Anlagen über die Ladentheken - Tendenz steigend.

"Die Italiener haben die künstliche Kälte entdeckt", kommentieren Medien. Das wiederum sorgt für eine Überforderung der Kraftwerke. Blackouts drohen, wie bereits im Horror-Sommer 2003, als teilweise das ganze Land ohne Strom war.

Auch die Landwirte schlagen Alarm. Von Bozen bis Brindisi drohen massive Ernteausfälle vor allem für Produkte wie Reis, Mais, Rüben und Viehfutter.

(Carola Frentzen/dpa)

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