Das South Park Sakrileg

publiziert: Montag, 22. Mai 2006 / 10:45 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 25. Mai 2006 / 10:34 Uhr

6 Meldungen im Zusammenhang
Das ganze fing mit ein paar albernen – und ziemlich mässigen – Karikaturen an. Sich nicht an die dänischen Karikaturen zu erinnern, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Hier in Europa ist diese Angelegenheit gegessen, könnte man meinen. Kein Hahn kräht mehr danach. Aber in Afghanistan scheinen diese Zeichnungen immer noch sehr aktuell zu sein und erst kürzlich wurden von dort 12 Attentäter losgeschickt, um die dänischen Zeichner zu töten. Das Versprechen: Gold im Erfolgsfall, ein Expresszug ins Paradies, sollten sie beim Versuch sterben und eine Zelle in einem dänischen Gefängnis, wenn sie im Kopenhagener Flughafen erwischt werden.

Tja, da haben wir es besser. Obwohl: Viel mehr Spass verstehen auch die Christen nicht. Die Verfilmung des albernen Verschwörungs-Schinkens «The Da Vinci Code - Sakrileg» von Dan Brown hat Katholiken auf der ganzen Welt auf die Palme getrieben. In Manila wurde der Film sogar verboten. Andernorts werden Pamphlete gegen den Film verteilt und Mahnwachen vor Kinos platziert. Morddrohungen blieben zwar aus, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Jedenfalls darf angezweifelt werden, ob Tom Hanks und Mel Gibson jemals zusammen spielen werden.

Was die Kirche und diejenigen, die für den Standpunkt von Kirche und Opus Dei protestierten, nicht bemerkt haben, ist, dass Dan Browns Buch und der Film vor allem eine Verschwörungstheorie zum Inhalt haben und dass jedes Dementi von Beteiligten die Verschwörung in den Augen der Konspirations-Freaks nur überzeugender macht: «Wenn die Kirche das so vehement bestreitet, MUSS ja was dran sein!»

Dass der Film – egal wie gut oder schlecht er ist – ein Riesenerfolg wird, ist deshalb beinahe zwingend. Genau so, wie das Theater um die dänischen Karikaturen diese erst millionenfach verbreitete, so wird auch die Empörung der Katholiken den Film umso mehr zum Gesprächsthema machen. Zu glauben, mit Boykottaufrufen in einer freien Gesellschaft etwas eliminieren zu können, ist rührend naiv, um nicht zu sagen, blöd.

Wesentlich dezenter gehen da vermutlich – denn offiziell ist von dieser Seite gar nichts zu hören – die Scientologen vor, die angeblich eine zum Schreien komische Episode der Kult-Trickfilm-Serie «South-Park» aus dem Programm des amerikanischen Senders «Comedy Central» verbannt haben. Den Gerüchten nach habe Tom Cruise, der für Viacom seinen letzten Film «Mission: Impossible III» gedreht hat, gedroht, keine Promotion mehr für diesen Film zu machen, wenn «Comedy Central», eine Tochterfirma Viacoms, diese South-Park-Episode wiederhole.

Tatsache ist, dass diese Folge tatsächlich aus dem Programm verschwand und nun nur noch illegal im Internet herunter geladen werden kann. Dass Tom Cruise, der sich in dem Trickfilm praktisch die ganze Zeit in einem Schrank versteckt (Newsflash: Tom Cruise still is hiding in the closet!) und die Scientologen, deren Kirche als ein Haufen geldgieriger Irrer portraitiert wird, keinen Spass an dieser «South Park»-Episode hätten, ist klar. Sollte tatsächlich die Church of Scientology dahinter gewesen sein, wäre auch dies ein Pyrrhus-Sieg gewesen. Vermutlich ist dies die am meisten auf Tauschbörsen und in Bittorrent weiter verbreitete Folge von «South-Park», die es je gegeben hat.

Falls Scientology nichts damit zu tun hatte, muss man sich fragen, warum die Folge sonst verschwunden sein sollte.

Wie wirksam Anti-Werbung ist, bekommt Tom Cruise im Moment übrigens mit seinem letzten Film zu spüren: «Mission: Impossible III» wurde am letzten Wochenende an den Kinokassen weggefegt... ausgerechnet vom 'Da Vinci Code'.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Madrid - Spanien erkennt die ... mehr lesen
Scientology-Leiter David Miscavige wird sich über den Beschluss sicherlich freuen.
Bei der Uraufführung beim Festival in Cannes war der Thriller weitgehend durchgefallen.
Cannes - Trotz oder gerade wegen ... mehr lesen
Manila - Kein Ende des Protests ... mehr lesen
Audrey Tautou und Tom Hanks werden in Manila nicht zu sehen sein.
In China gibt es insgesamt zehn Millionen Katholiken.
Peking - Viereinhalb Stunden vor ... mehr lesen
Los Angeles - Katie Holmes scheint ... mehr lesen
Katie Holmes leidet anscheinend an einer sogenannten «Wochenbettdepression».
Weitere Artikel im Zusammenhang
«The Da Vinci Code» kommt morgen in die Schweizer Kinos. Bild: Tom Hanks und Audrey Tautou auf Spurensuche.
Kino Cannes - Der mit Spannung erwartete ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle ... mehr lesen  
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und nein, ROSS ist kein armes Schwein, sondern ein Computerprogramm. mehr lesen  
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein ... mehr lesen  
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten