Das Weltsozialforum als Arena oder Akteur

publiziert: Montag, 17. Jan 2005 / 07:27 Uhr / aktualisiert: Montag, 17. Jan 2005 / 07:45 Uhr

Bern - Das Weltsozialforum (WSF) hat sich seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2001 etabliert. Seine Rolle ist jedoch umstritten: Die Geister scheiden sich an der Frage, ob es Arena oder Akteur sein soll. Bis anhin war es vornehmlich Arena.

Das Weltsozialforum: Die am "besten organisierte Form der Bewegung des globalen Widerstands".
Das Weltsozialforum: Die am "besten organisierte Form der Bewegung des globalen Widerstands".
Wer das Forum als Arena betrachtet, anerkennt die Vielfalt an Bewegungen samt ihren unterschiedlichen Positionen. Das Weltsozialforum als Akteur zu sehen bedeutet hingegen, ihm die Rolle der Mobilisierung, der Definition von Strategien und der Veröffentlichung von Stellungnahmen zuzuschreiben.

Für Teivo Teivainen, Gründungsmitglied des Internationalen Rates des Forums, sind die Sichtweisen nicht grundsätzlich unvereinbar. Es sei möglich, zugleich Arena und Akteur zu sein, schreibt er in einem Sammelband über das WSF. Das Problem sei der Mangel an transparenten und demokratischen Mechanismen. Wenn das Forum diese schaffen würde, könnte es sich als kollektive Bewegung äussern.

Gemeinsamer Nenner

Auch der brasilianisch-französische Soziologe Michael Löwy, der das Forum in der Tradition der "Internationalen" sieht, neigt zu dieser Haltung. Beim WSF handle es sich um "die am besten organisierte Form der Bewegung des globalen Widerstands", gibt er zu bedenken. Als Akteur hätte das WSF ein grosses Potenzial.

Trotz aller Vielfalt bestehe Einigkeit in den grundlegenden Fragen, argumentiert Löwy. Als Beispiele nennt er die Annullierung der Schulden des Südens oder der Erhebung einer Steuer auf Währungstransaktionen. Auch was die Identifizierung des Feindes angehe, herrsche breiter Konsens.

Radikaler äussert sich P.J. James, Mitglied der kommunistischen Partei Indiens: Er sieht in der "Arena"-Haltung ein Hindernis für Veränderung und mutmasst gar, das WSF könnte das heimliche Ziel haben, "die Kämpfe des Volkes von der antiimperialistischen politischen Orientierung abzulenken".

Keine Dirigenten

Viele Beteiligte sprechen sich aber klar für die Beibehaltung des Forums als Arena aus. Unter ihnen ist Gina Vargas, peruanische Soziologin und Mitglied des WSF-Organisationskomitees. Das Forum sei ein Raum, und dieser sei das kollektive Eigentum all jener, die daran interessiert seien, ihn zu nutzen, schreibt sie.

Die britische Forscherin und Aktivistin Hilary Wainwright vergleicht ihrerseits das Weltsozialforum mit einem Jazzstück. Das Ziel sei, eine Struktur zu haben und darauf einen konstanten Prozess der Improvisation zu bauen, dessen Charakter unmöglich vorhergesehen oder orchestriert werden könne.

Offenes Treffen

Eine "Arena-Sichtweise" legt auch die Prinzipiencharta nahe, die von den Initianten des ersten Forums formuliert wurde. Das WSF sei ein offener Treffpunkt für die demokratische Debatte von Ideen, die Formulierung von Vorschlägen und den Austausch von Erfahrungen, steht ganz zu Beginn. Ziel sei die Vernetzung von Bewegungen der Zivilgesellschaft, die Neoliberalismus und Imperialismus ablehnten.

Weiter enthält die Charta die Feststellung, das Weltsozialforum sei ein Prozess und könne nicht auf ein Ereignis reduziert werden. Zudem dürfe niemand ermächtigt werden, Positionen im Namen aller Teilnehmenden zu vertreten. Die Frage, ob die Charta in dieser Form Gültigkeit behalten soll, dürfte das Weltsozialforum auch dieses Jahr beschäftigen.

Zitate aus Beiträgen in: Anand, Anita et al. (Hrsg.): Eine andere Welt. Das Weltsozialforum. Karl Dietz Verlag 2004.

(Charlotte Walser/sda)

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