Das ideale Opfer

publiziert: Montag, 28. Jul 2008 / 12:26 Uhr / aktualisiert: Montag, 28. Jul 2008 / 12:56 Uhr

Die Sommerzeit ist auch immer eine gute Zeit, in aller Ruhe Politiker bei ihrer liebsten Tätigkeit zu beobachten (weil sie mangels dringender Sachgeschäfte nichts Wirkliches zu tun haben), dem gegenseitigen Demontieren. Wobei dieses Wort eigentlich viel zu zahm ist, erinnert das, was da momentan in der Schweiz abgeht, doch viel eher an ein Dokumentation aus der Serengeti.

Das waidwunde Opfer, dessen Uhr bald abgelaufen ist, dürfte Sämi Schmid sein. Die einzige Qualität, die er in den Augen der anderen Parteien gehabt hatte, war vermutlich, dass er ein Dorn im Auge der Blocher-SVP gewesen war. Doch seine lähmende Wirkung entfaltete er nur, solange er in diese Partei war. Seit er aber bei der BDP Bern, zusammen mit den anderen SVP Dissidenten, ist, kann er auch nicht mehr als Bremsklotz in der SVP dienen – er hat nun ausgespielt.

Schmid hat sich noch nie durch grosse Führungsstärke ausgezeichnet. Doch das wurde bis anhin nicht thematisiert. Es ist kein Zufall, dass die erste wirklich öffentlich zelebrierte Schmid-Krise so richtig in die Gänge kam, als er endgültig von der SVP getrennt war. Seine Umfragewerte befinden sich – für einen Schweizer Bundesrat – auf unterirdischem Niveau (23% wollen laut Sonntagsblick dass er zurücktritt, doppelt so viele halten ihn für nicht glaubwürdig) und es sieht nicht so aus, als ob Schmid sich in nächster Zeit freischwimmen könnte.

Zu viel ist zusammengekommen, wobei es weniger die Ereignisse an sich waren (Nefs Beziehung ist Privatsache, das Riverrafting war ein Unfall), viel mehr war es Schmids ständiges Gestolpere durch die Medien und sein skandalös ungeschicktes Verhalten, zum Beispiel als er statt bei der Beerdigung der ertrunkenen Soldaten bei der Tour de Suisse war.

Wie in der Wildnis wittern auch in der Politik Feinde die Schwäche eines potentiellen Opfers von Weitem. Dass Schmid nun ausgerechnet vom CVP-Chef Christophe Darbellay, einem vermeintlichen Freund, angegriffen wird, ist kein Zufall. Darbellay kämpft selbst um seine politische Zukunft, nachdem er parteiinterne Niederlagen erlitten hat. Er will zudem eine gezähmte SVP zurück im Bundesrat, und Schmid scheint da das ideale Opfer zu sein.

Wenn sich die anderen Parteien – sogar die SVP – noch zurückhalten, so ist dies eher ein Zeichen, das noch auf den besten Zeitpunkt gewartet wird, wann man selbst zuschlagen sollte, um den maximalen Effekt zu erzielen. Kommt hinzu, dass auf der bürgerlichen Seite nicht wirklich Platz für eine neue Partei ist und sowohl die CVP als auch die gerade im Fusionsfieber befindliche FDP haben grosses Interesse daran, Schmid's BDP so schnell wie möglich zu schwächen. Die Bundesräte der Splitterpartei abzuschiessen ist da der ideale Anfang... und Schmid bietet hier wiederum das wesentlich bessere Ziel als Widmer-Schlumpf.

Auch wenn Schmid noch nicht gleich geht... das Feuer auf ihn von allen Seiten wird anhalten, seine Position wird weiter geschwächt werden. Und genau so wie in der Serengeti werden auch in Bern die Schwachen und Verletzten als erste zu Boden gehen... und Schmid ist angeschlagen, ohne Freunde und von Krisen verfolgt. Ein besseres Opfer gibt es im Moment wohl kaum.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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