Das olympische Strassenrennen - eine Zangengeburt

publiziert: Freitag, 8. Aug 2008 / 08:56 Uhr

Wenn das Fernsehen während des olympischen Strassenrennens die Sehenswürdigkeiten Pekings und die Grosse Mauer zeigt, ist kaum mehr ersichtlich, dass die Veranstalter ursprünglich einen reinen Stadtkurs vorschlagen haben. Die passende Strecke zu finden war eine Zangengeburt.

Die Strecke führt nun auch an die Chinesische Mauer.
Die Strecke führt nun auch an die Chinesische Mauer.
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Angesichts der Millionen von Fahrrädern in China mag es verblüffen, dass sich daselbst keine Radsportkultur entwickelt hat. Berücksichtigt man die Voraussetzungen wie Hitze, Kälte, Wüstengebiete und unendliche Distanzen, erstaunt es weniger, dass das Velo in erster Linie ein günstiges Transportmittel geblieben ist.

Der chinesische Radsportverband (CCA) hatte zu Beginn keine vernünftige Vorstellung davon, wo das Strassenrennen abgehalten werden sollte. Vor sechs Jahren reichten die Verbandsgewaltigen den Vorschlag ein, den Wettkampf auf der «4th Ring Road» abzuhalten, einer riesigen, achtspurigen Schnellstrasse, komplett flach und ohne die geringste technische Schwierigkeit.

Mit Text-Marker auf Stadtplankopie entworfen

Insider behaupten, dass der Rundkurs, der den Verantwortlichen des Weltverbandes UCI unterbreitet worden war, aus einem fotokopierten Stadtplan bestand, auf dem die Strecke mit einem gelben Leuchtstift eingetragen war.

Vor drei Jahren flogen die UCI-Vertreter nach Peking, um über Alternativen zu sprechen und den Chinesen zu verdeutlichen, dass der Radsport in Europa auch dazu dient, die Landschaft und die nationalen Monumente einer Stadt ins rechte Licht zu rücken. Die CCA-Oberen liessen sich von der Idee überzeugen und entschieden sich für einen Start in der Nähe des Platz des Himmlischen Friedens.

Von dort führt die Strecke 80 Kilometer flach durch die Stadt in Richtung Nordwesten zur Chinesischen Mauer Badaling. Das Bollwerk, vor Jahrhunderten zum Schutz gegen Dschingis Khan und dessen kriegerische Mongolen errichtet, gibt dem Rennen eine spektakuläre Kulisse.

Zermürbend

Die Rundstrecke von 23,8 Kilometern Länge, von den Männern siebenmal und von den Frauen zweimal zu absolvieren, ist in einen Anstieg von 11 Kilometern und eine etwas längere Abfahrt unterteilt. Die Steigung weist zwar durchschnittlich nur 4 Prozent auf, doch folgen auf kurze Abfahrten auch Rampen von 7 bis 10 Prozent. In der Abfahrt herrscht meistens Gegenwind. Zu Hitze und Luftfeuchtigkeit gesellt sich die fehlende Erholungsmöglichkeit, was ein zermürbendes Rennen erwarten lässt.

Der belgische Coach Carlo Bomans verglich den Anstieg mit einem verlängerten Poggio, dem Schlussteil von Mailand - San Remo. Der Australier Michael Rogers beurteilte den Rundkurs nach einer Inspektion als schwieriger, als er ihn erwartet hatte: «Er ist nicht supersteil, aber immer anstrengend, und er lässt keine Erholung zu.»

Im August letzten Jahres gewann Gabriele Bosisio das vorolympische Testrennen. Für den Italiener wurde über die im Vergleich zum Olympia-Einsatz um 71 km kürzere Distanz von 174 Kilometern ein Stundenmittel von knapp über 39 km/h errechnet.

(Toni Nötzli, Peking/Si)

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