Das unerklärliche Verschwinden der Hilfsgelder

publiziert: Mittwoch, 20. Dez 2006 / 15:05 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 20. Dez 2006 / 15:24 Uhr

Colombo/Khao Lak - Was mit den Hilfsgeldern für Sri Lanka nach dem Tsunami wirklich geschehen ist, weiss kein Mensch. Tausende Überlebende der Flutwellenkatastrophe sind zwei Jahre nach dem Unglück immer noch in notdürftigen Zeltdörfern untergebracht.

«Nur Gott weiss, ob das Geld für Tsunami-Opfer oder für andere ausgegeben worden ist.»
«Nur Gott weiss, ob das Geld für Tsunami-Opfer oder für andere ausgegeben worden ist.»
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«Nur Gott weiss, ob das Geld für Tsunami-Opfer oder für andere ausgegeben worden ist», sagt J.C. Weliamuna, der Leiter der Organisation Transparency International, in Sri Lanka.

Die Regierung des südostasiatischen Landes mache nun die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGO) dafür verantwortlich, dass der Wiederaufbau so langsam vorangehe. «Das ist, als ob ein Esel den anderen Langohr schimpft.»

Gelder verschwendet

Tatsächlich hätten viele Organisationen die Hilfsgelder nach der Katastrophe im Dezember 2004 verschwendet, sagt Weliamuna. Aber auch die Behörden seien «überwältigt» gewesen von den Spenden, die nach dem Tsunami aus aller Welt eingingen.

Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse hatte vor einem Jahr zugegeben, dass die Behörden nicht genug für die Opfer getan hätten. Schätzungsweise 31 000 Menschen starben bei der Katastrophe im Inselstaat, rund eine Million wurden obdachlos. Den Opfern wurden daraufhin Hilfen in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar versprochen.

Im September 2005, rund ein Dreivierteljahr nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004, stellte der srilankische Rechnungshof fest, dass von den 1,16 Milliarden Dollar, die bis dahin tatsächlich gezahlt wurden, erst rund ein Achtel ausgegeben wurden. Eine weitere Buchprüfung gab es seitdem nicht mehr.

Viele der fast 400 Hilfsorganisationen in Sri Lanka hätten Geld verschwendet, sagt Weliamuna. «Wir wissen, dass äusserst hohe Gehälter gezahlt worden sind, das Vielfache der üblichen Höhe.»

Erst Hälfte aufgebaut

Sie schafften sich teure Geländewagen an und liessen sich in den besten Wohngegenden nieder. Von den rund 100 000 beschädigten und zerstörten Häusern der Einheimischen wurde dagegen - nach staatlichen Angaben - erst die Hälfte wiederaufgebaut.

Als die weltweit gegen Korruption kämpfende Organisation Transparency International die Hilfsorganisationen dazu aufrief darzulegen, wie sie die Spendengelder ausgegeben haben, kam fast keine Reaktion, wie Buchprüfer Rukshana Nanayakkara sagt.

Gerade einmal 6 der 70 internationalen Organisationen, die grosse Wiederaufbauprojekte leiten, seien dem Aufruf nachgekommen. Die anderen stellten sich taub oder lehnten es rundweg ab, sich prüfen zu lassen.

Auch Kritik am SRK

Auch ein früherer Chefdelegierter des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) übte jüngst heftige Kritik am Wiederaufbauprogramm in Sri Lanka. Durch «Misswirtschaft» seien Millionen Franken nicht effizient verwertet worden, sagte Max Seelhofer gegenüber dem «Tages-Anzeiger» vom Montag.

Er wirft dem SRK unter anderm vor, viel zu spät Bauingenieure nach Sri Lanka geschickt zu haben, die den Wiederaufbau von Häusern koordinieren sollten. Seelhofer war im September entlassen worden.

Das SRK wies die Vorwürfe zurück. Kurz nach dem Tsunami habe man sich auf die Nothilfe konzentriert, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Zudem sei wegen des Chaos vor Ort erst gar nicht an einen Wiederaufbau von Häusern zu denken gewesen.

Bis Ende 2007 sollen auf der Insel im Indischen Ozean für insgesamt 43 Millionen Franken über 6000 Häuser mit Hilfe des SRK fertiggestellt sein. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) wendete in Sri Lanka rund 16 Millionen Franken auf, 4,5 Millionen davon für Nothilfe.

(bert/sda)

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