Deiss besucht das IT-Wunder von Bangalore

publiziert: Montag, 23. Jan 2006 / 09:41 Uhr / aktualisiert: Montag, 23. Jan 2006 / 09:57 Uhr

Bangalore - Bangalore gilt als «Silicon Valley» Indiens. Seit der Liberalisierung der indischen Wirtschaft in den 90er-Jahren sind viele Hightech-Schmieden aus dem Boden gestampft worden.

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Doch die Kontraste sind gewaltig: Direkt neben Armut und Müll stehen auf riesigen Parzellen luxuriöse Gebäude aus Glas. Täglich droht die Stadt im Verkehrschaos und Abgas zu ersticken. Trotzdem bleibt die auf 900 Meter gelegene Millionenstadt mit ihrem für indische Verhältnisse gemässigten Klima Symbol für den Aufbruch des Landes zur globalen Wettbewerbsfähigkeit.

Glücksfall oder Augenwischerei?

«Die IT-Story war ein Glücksfall für Indien. Aber letzlich ist das eine reine Augenwischerei», sagt Jens Michael Otte, Direktor der Deutschen Bank in Indien, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Letztlich habe dieser Boom «nur» eine Million Arbeitsplätze geschaffen.

Laut Otte liegt der Effekt der IT-Industrie für Indien nicht in der Schaffung von Arbeitsplätzen. Viel stärker profitiert Indien vom neuen Image. «Die Wahrnehmung dieses Landes war früher ganz anders. Heute sieht man vor dem inneren Auge keine alte Frau am Ganges mehr. Wachstum und Hightech stehen im Vordergrund», sagt Otte.

Hilfswerke werfen der Wirtschaft und der Politik vor, im Umgang mit Indien zu einseitig auf das Wachstumspotenzial zu schauen. Neben den boomenden Zentren herrscht landesweit ergreifende Armut. «Ich bin fest davon überzeugt, dass in absehbarer Zeit auch die breite Bevölkerung Indiens vom Wohlstand profitieren wird - trotz der grossen Probleme», erklärt Bundesrat Joseph Deiss auf seiner Indien-Reise gegenüber der SDA. Die beeindruckende Präsenz der Schweizer Unternehmen werde sich für Indien und für die Schweiz auszahlen.

Das sehen längst nicht alle so optimistisch. Zahlreiche Unternehmer in Indien bezweifeln, dass die grösste Demokratie der Welt in der Lage ist, die immensen Probleme zu lösen.

Chaos pur

Als eines der grössten Hindernisse erweist sich die Infrastruktur. Die IT-Experten kämpfen täglich mit Stromausfällen. «An den dunklen Unterbrechungen von Meetings, die entstehen bis der Generator anspringt, stört sich niemand», sagt Karl-Georg Blankenstein, Finanzchef des IT-Konzerns Smart Chip.

Auch das Strassennetz ist völlig veraltet, die Zahl der Autos aber explodiert. Das Ergebnis ist ein lärmiger Stau. Verkehrsregeln gibt es keine. «Der Linksverkehr wird lediglich als nicht wirklich bindender Vorschlag behandelt», weiss Blankenstein.

Auf den Strassen tummeln sich denn auch Autos, Lastwagen, Ochsenkarren, Kamelgespanne, Fahrräder, Fussgänger und Elefanten gleichzeitig; umhüllt von braunen stinkenden Smogwolken. Am Strassenrand wird geduscht und mangels sanitärer Einrichtungen auch gleich das «Geschäft» erledigt. Den Tross um Volkswirtschaftsminister Deiss stört das im klimatisierten Bus wenig.

Die indische Regierung propagiert derweil «India shining» (Indien leuchtet) und will bis 2010 jährlich 50 Mrd. Dollar für Infrastruktur-Projekte aufwerfen. Doch an Besserung glaubt auf dem Subkontinent angesichts der vorherrschenden Korruption kaum jemand. Indien ist für die breite Bevölkerung ein Bollywood-Traum ohne Happy-End.

(Dagmar Zumstein/sda)

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