Der «Bläss» ist wieder vom Aussterben bedroht

publiziert: Donnerstag, 3. Aug 2006 / 12:37 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 3. Aug 2006 / 13:29 Uhr

Appenzell - Der Appenzeller Sennenhund mit seiner lustigen «Posthörnchen»-Rute ist eine der ältesten Hunderassen überhaupt. Seit 500 Jahren treibt der Hütehund auf den Appenzeller Hügeln das Vieh zusammen. Aber: Rassetiere sind heute Raritäten.

Der Appenzeller Sennenhund wird nicht mehr in dem Masse gebraucht wie früher.
Der Appenzeller Sennenhund wird nicht mehr in dem Masse gebraucht wie früher.
Am 26. August feiert der Schweizerische Club für Appenzeller Sennenhunde sein 100-jähriges Bestehen. Grund zum Feiern gibt es allerdings wenig: Die Rasse ist wie vor 100 Jahren vom Aussterben bedroht, die Zuchtbasis ist klein. Fast alle Rassehunde sind miteinander verwandt.

Mehr Bastarde

Ein Projekt von Pro Specie Rara, 1997 gestartet und inzwischen abgebrochen, hat innert neun Jahren zwar ein besseres Image für den schwarz-braun-weissen Treibhund gebracht. Aber nur ein Dutzend reinrassiger Appenzeller Sennenhunde konnten platziert werden. Und auf den Bauernhöfen im Appenzellerland tummeln sich - wenn überhaupt - mehr Bastarde als reinrassige Tiere.

Zeugnisse über den Urappenzellerhund gibt es nicht. Funde von Haushunden belegen aber, dass die Tiere den Menschen seit rund 5000 Jahren begleiten. Die ursprünglichen Sennenhunde waren vermutlich braun und rot. Es gibt heute noch - sehr selten - reinrassige Appenzeller Sennenhunde mit havannabraunem statt schwarzem Haar.

Die erste Rettung

1853 wurde der Hund im «Tierleben der Alpenwelt» erstmals als «hellbellender, kurzhaariger, mittelgrosser, vielfarbiger Sennenhund» beschrieben. 1898 wurde der Appenzeller Sennenhund als eigenständige Rasse bezeichnet und der erste Rassestandard festgelegt. An der ersten internationalen Hundeausstellung in Winterthur wurden acht Rassetiere präsentiert.

Vor 100 Jahren drohte der Appenzeller Sennenhund, im Volksmund wegen der weissen Gesichtszeichnung liebevoll «Bläss» genannt, bereits einmal auszusterben. 1906 wurde auf Anregung des engagierten Fördereres der Schweizer Sennenhunde, Albert Heim, der «Appenzeller Sennenhunde Club» gegründet.

Ziel war, die Rasse in ihrer Natürlichkeit zu erhalten und zu fördern. Auf einer sehr schmalen Zuchtbasis begann die gezielte Reinzucht. Die «Posthorn»-Rute wurde offizielles Rassemerkmal.

Wieder gefährdet

100 Jahre später ist die lebhafte Hunderasse mit ihrem überschäumenden Temperament wieder in höchstem Mass gefährdet: Die Zuchtbasis ist von neuem sehr schmal. In der Schweiz leben nur noch wenige zeugungsfähige Zuchtrüden und rund 40 Zuchthündinnen. Eine Rasse ist ausgestorben, bevor die letzten Tiere weggestorben sind.

Inzwischen ist der Bauernhund, Wächter und Viehtreiber arbeitslos. Die Bauern brauchen den Hund nicht mehr. Stallhaltung und elektrische Viehhüter haben ihn ersetzt.

Auch beim Projekt von Pro Specie Rara zur Rettung des Appenzeller Sennenhunds wurde das Desinteresse der Bauern manifest. Nicht einmal die Gratis-Abgabe von Zuchtrüden an Bauern bewährte sich. Nur zwei von zehn Hunden konnten angekört - für die Nachzucht bestimmt - werden. Inzwischen haben die ersten beiden Hündinnen Junge geworfen.

Intelligenter Arbeitshund

Trotzdem, findet Pro Specie Rara, habe sich der Einsatz gelohnt: Das Image des «Bläss» als «giftiger Kläffer und Schnapper» sei besser geworden, Ängste vor dem flinken, klugen und robusten Hund konnten abgebaut werden.

Der hochintelligente Appenzeller Sennenhund hat längst seine Fähigkeiten als Familien-, Stadt-, Begleit-, Schutz-, Lawinen-, Fährten- und Katastrophenhund bewiesen. Nur im Zwinger lebt er nicht gern, er will arbeiten. Er ist kein «Stubenhund.»

Der gesunde, schöne Hund ist ein Multitalent. Allerdings hat seine Cleverness auch Tücken: Mangelnde Erziehung nützt er sofort aus. Er fordert von «seinem» Menschen viel Kraft, Energie und eine klare Führung.

(Magrith Widmer/sda)

 
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