Der Eindruck einer Wespenplage täuscht
Bern/Zürich - Sie schwimmen im Bier und knabbern am Fleisch - die Wespen sind da. Ihre Stiche machen insbesondere Allergikern zu schaffen. Doch der Eindruck, dass es wegen des warmen Sommers übermässig viele Wespen gibt, täuscht, denn die Hitze setzt auch den Insekten zu.
Schweizer beobachtet bei seiner Arbeit im Feld derzeit nicht übermässig viele Wespen. «In anderen Jahren gab es richtige Wespenplagen, das stellen wir dieses Jahr nicht fest», sagte er. Wissenschaftlich abgesichert seien diese Beobachtungen aber nicht.
Vermehrte Anfragen wegen Wespenstichen erhält die Allergiestation des Universitätsspitals Zürich seit rund zwei Wochen. «Bei dem schönen Wetter sind die Leute mehr draussen, und so werden sie auch eher von Wespen gestochen», erklärt sich das Peter Schmid von der Allergiestation.
Drei bis vier Tote wegen Wespenstichen
Drei bis fünf Prozent der Bevölkerung leiden laut Schmid an einer Insektengiftallergie. Werden sie gestochen, können Herzrasen, Bewusstlosigkeit oder gar ein Atemstillstand auftreten. Allerdings würden die Stiche nicht immer gleich schlimme Reaktionen auslösen, sagte Schmid.
Wenn Wespen im Mund- oder Rachenraum stechen, können sie auch für Nicht-Allergiker gefährlich werden. Jährlich sterben in der Schweiz laut der Homepage des Allergiezentrums Schweiz drei bis vier Personen an Wespenstichen.
Allergiker sollten immer ein Notfallset mit Kortison, Antihistaminika und einer Adrenalinfertigspritze bei sich haben, empfiehlt das Allergiezentrum. Solche Sets gibt der Arzt ab, nachdem die Allergie mittels eines Bluttests diagnostiziert worden ist.
Immuntherapie hilft
Um allergische Wirkungen von Wespenstichen loszuwerden, können Allergiker eine Immuntherapie machen. Diese Behandlung dauert zwischen drei und fünf Jahren und ist bei bis zu 95 Prozent der Patienten erfolgreich, wie Schmid sagte.
«Bei Allergikern reagiert der Körper übermässig auf Gift», erklärte Schmid. Mit der Immuntherapie werde der Körper überlistet, indem Wespengift zuerst in kleinen und nach und nach in grösseren Mengen unter die Haut gespritzt wird. Dadurch gewöhne sich der Körper an das Gift und reagiere irgendwann nicht mehr bei einem Wespenstich.
Schmid schätzt, dass ungefähr ein Drittel aller Allergiker - überwiegend diejenigen mit lebensgefährlichen Reaktionen - die Therapie machen. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.
Ruhe bewahren
Um Wespenstiche zu vermeiden, empfiehlt das Allergiezentrum auf seiner Homepage, nicht barfuss über Wiesen zu gehen sowie Essensreste und Getränke wenn möglich abzudecken und nicht direkt aus Flaschen und Dosen zu trinken.
Zudem könnten auch stark parfümierte Haarsprays, Shampoos und Sonnencremen Wespen anlocken. Sind die Wespen bereits da, sollte man Ruhe bewahren und keine hastigen Bewegungen machen - denn solche machen die Tiere nur aggressiv. Falls die Wespen gar ein Nest auf dem Balkon gebaut haben, sollte man dies der Polizei oder der Feuerwehr melden.
Nach einem Stich sollte man ebenfalls ruhig bleiben und absitzen, um den Kreislauf nicht zu sehr anzustrengen, sagt Schmid. Neben der Desinfektion der Einstichstelle und dem Auftragen einer kühlenden und schwellungshemmenden Salbe könne man aber nicht viel machen. Bei Atemnot, Schwindel oder ausgedehnten Hautausschlägen sollte aber rasch ein Arzt aufgesucht werden.
(jz/sda)
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