Der Formel-1-GP von Brasilien - Der Tag danach

publiziert: Montag, 3. Nov 2008 / 16:16 Uhr

Derweil in Grossbritannien die Begeisterung über den neuen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton selbst vor der Landesregierung nicht Halt macht, zeigte sich der tragische Held Felipe Massa als sportlicher «Verlierer».

«Das ganze Land ist stolz auf Lewis und das McLaren-Team», sagte der britische Premierminister Gordon Brown.
«Das ganze Land ist stolz auf Lewis und das McLaren-Team», sagte der britische Premierminister Gordon Brown.
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«Das ganze Land ist stolz auf Lewis und das McLaren-Team», sagte der britische Premierminister Gordon Brown, der zu Hamiltons ersten Gratulanten zählte. «Lewis ist schon heute eine Legende und ein Vorbild dafür, was man erreichen kann, wenn man seinen Traum mit aller Konsequenz verfolgt», lobte Oppositionsführer David Cameron von der Konservativen Partei den jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte.

Die beiden Politiker sprachen ihren Landsleuten aus dem Herzen -- auch jenen, die sich im Normalfall nur marginal für den Automobilrennsport interessieren.

«Er hats wieder vermasselt»

Die dramatischen Momente in den letzten Minuten des Grand Prix in Brasilien hatten auch den britischen Fans alles abverlangt, sie in ein Wellental geworfen und schliesslich mit dem nicht mehr für möglich gehaltenen Happy End belohnt. «Ich schrie: ´Er hats wieder vermasselt´. Doch dann passierte das Unglaubliche. Es war einfach fantastisch», schilderte Harry Higgins, der Besitzer von Hamiltons Stamm-Pub «Rose and Crown» im Örtchen Tewin seine Gefühlswelt in jenen Sekunden, die aus dem vermeintlichen Verlierer den grossen Sieger Hamilton machten.

Einer, der einst die allerersten Runden des neuen Champions miterlebt hatte, pflichtete Higgins bei: «Es war ein nervenaufreibendes Rennen.» Phil Sisley ist Eigentümer der Buckmore-Park-Kartbahn, auf der Hamilton als Achtjähriger erstmals Gas gegeben hatte. «Ich freue mich sehr. Er ist ein fantastischer Bursche.»

Damon Hill, vor Hamilton der letzte britische Weltmeister in der Formel 1, der dreifache Titelträger Sir Jackie Stewart und Sir Stirling Moss -- sie alle verneigten sich vor dem neuen Star der Szene. «Lewis wird noch weitere Titel gewinnen. Er hat die grösste, schwerste Prüfung überstanden, die man sich denken kann», sagte Hill. «Er steht noch am Anfang seiner Karriere und hat exzellente Unterstützung», betonte Stewart. Und für Moss steht fest: «Er ist ein echter Rennfahrer. Er lässt sich nicht beirren.»

Hochgerechnete Einkünfte: 1,1 Milliarden

In finanzieller Hinsicht wird sich Hamilton keine Sorgen mehr machen müssen. Marketing-Fachleute rechneten vor, dass er bis zum Ende seiner Karriere ein Vermögen von rund 600 Millionen Pfund (rund 1,1 Milliarden Franken) angehäuft haben wird. «Er wird grösser werden als David Beckham, weil er erst 23 Jahre alt ist und der Motorsport noch lukrativer ist als der Fussball», prophezeite der britische Medien- und PR-Berater Max Clifford in der seriösen Tageszeitung «Daily Telegraph».

«Wir haben nicht viele Weltmeister in Grossbritannien, und die Medien werden jetzt noch verrückter nach ihm werden. Das wird seinen Marktwert noch steigern. Er ist nicht länger der Kronprinz, er ist jetzt der König.»

Ganz besonders freuen über Hamiltons Titelgewinn durfte sich einer seiner Landsleute, der dank seinem Weitblick viel Geld verdient hat. Dem Glücklichen brachten zwei vor zehn Jahren platzierte Wetten 125'000 Pfund ein. Er hatte damals bei einer Quote von 500:1 100 Pfund darauf gesetzt, dass Hamilton vor seinem 25. Geburtstag Weltmeister werde. 50 weitere Pfund hatte der Zocker darauf gewettet, dass Hamilton als noch nicht 23-Jähriger seinen ersten Grand Prix gewinnen werde. Die Quote war damals mit 1500:1 angegeben worden.

Kurzer kollektiver Freudentaumel

Für kurze Zeit war auch Felipe Massa ein König. Für 39 Sekunden durfte sich der Brasilianer am Sonntag als Weltmeister fühlen und versetzte ganz Brasilien in einen kollektiven Freudentaumel, bevor die Szenerie im Autodromo José Carlos Pace die letzte, dramatische, für den Ferrari-Fahrer ernüchternde Wende nahm.

Derweil die brasilianischen Fans mit dem Schicksal haderten, das Verdikt nur mit Mühe zu verdauen vermochten und sich selbst durch Massas Sieg im Grand Prix nur zaghaft trösten konnten, zeigte der Pechvogel und «Weltmeister der Herzen» Grösse. «So ist der Sport. Das muss man akzeptieren. Ich gratuliere Lewis. Wer die meisten Punkte holt, verdient den Titel», sagte Massa.

«Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen, und wir haben eine Menge gelernt. Ich kann São Paulo erhobenen Hauptes verlassen, denn einmal mehr habe ich vor meinem Heim-Publikum gewonnen. Das ist ein unvergesslicher Tag. Nun möchte ich mit Familie, Freunden und mit dem Team feiern. Das haben wir verdient.»

Auch der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher versuchte, Massa nach der Enttäuschung wieder aufzubauen. «Mit dieser Leistung hat er die letzten Zweifler überzeugt. Er wird im nächsten Jahr wieder angreifen.» Und dannzumal vielleicht der Glücklichere sein.

(smw/Si)

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