Der «Frieden von Istanbul»

publiziert: Sonntag, 3. Dez 2006 / 11:48 Uhr

Istanbul - Der Papst lächelt entspannt, er ist zufrieden, er geniesst den Augenblick. Noch kurz vor dem Aufbruch in die Türkei wurde befürchtet, es werde ein Gang über ein «Minenfeld».

6 Meldungen im Zusammenhang
Sogar der orthodoxe Patriarch Bartholomäus I. ist am Freitag zur Papstmesse in die katholische Heiliggeistkathedrale von Istanbul gekommen.

Am vierten Tag seines Türkeibesuches weiss Benedikt: Die Reise ist zum Erfolg geworden. «Sympathischer Papst», schreibt die grösste türkische Zeitung «Hürriyet». Wer hätte das nach seinen umstrittenen Äusserungen zum Islam in Regensburg für möglich gehalten?

Es gibt kaum eine türkische Zeitung am letzten Besuchstag, die nicht auf der Titelseite das Bild aus der Blauen Moschee zeigt - vom Papst und dem Mufti Mustafa Cagrici von Istanbul, beide im Gebet versunken. «Benedikt hat die Welt einmal mehr überrascht», heisst es in «Hürriyet».

Botschaft an die Welt

«Seite an Seite dasselbe Gebet», meint selbst die islamische Zeitung «Yeni Safak» überschwänglich. Sein Gespräch mit Gott in einem islamischen Gotteshaus sei eine Botschaft an die Welt gewesen.

Und die linksliberalen «Milliyet» spricht gar vom «Frieden von Istanbul»: In einer Zeit der Spannungen zwischen Religionen und Kulturen «ist er mit Muslimen, Orthodoxen und Juden zusammengekommen».

Eineinhalb Jahre ist der Papst jetzt im Amt. Er war beim Weltjugendtag in Köln und in der bayerischen Heimat. Er hat eine poetische Enzyklika über die Liebe geschrieben. Seine Audienzen auf dem Petersplatz sind gut besucht.

Endlich ein Thema gefunden

Nur: Ein echtes, unverkennbares Profil, ein grosses, alles beherrschendes Thema - das hatte er vor seiner Türkeireise noch nicht gefunden. Noch war er «der neue Papst», der «Nachfolger des grossen Johannes Paul».

«Jetzt ist Benedikt wirklich Papst geworden», meint ein römischer Theologe in Istanbul: «Er hat seine Feuertaufe bestanden», er habe sein Thema gefunden. Das heisst Dialog der Religionen, Dialog der Kulturen - politisch brisanter und politisch aktueller könnte es kaum sein.

Noch kurz vor dem Aufbruch in die Türkei hatte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper befürchtet, es werde ein Gang über ein «Minenfeld». Die missverständliche Regensburger Papstrede über das Thema Islam und Gewalt und die Welle der Empörung, die darauf durch die muslimische Welt ging, schienen das Klima vergiftet zu haben.

Sanft und dennoch klar

Doch dann kam ein freundlicher, ein sanfter und ein verständnisvoller Ratzinger in die Türkei. Immer wieder beschwor er den «einen gemeinsamen Gott» von Christen, Juden und Muslimen, beschwor die Gemeinsamkeiten, forderte den Gewaltverzicht aller Religionen.

«Ein sanfter Papst, aber dennoch ein klarer Papst, der mit seinen Grundsätzen nicht hinterm Berg hält», meint ein Vatikankenner. «In Istanbul ist Geschichte geschrieben worden», titelt die türkische Zeitung «Vatan».

(Von Peer Meinert und Ingo Bierschwale, dpa/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Ankara/Istanbul - Der Vorsitzende der ... mehr lesen
Der Täter habe die Tatwaffe bei seiner Verhaftung noch bei sich gehabt.(Symbolbild)
Christodoulos besuchte als erster griechischer Erzbischof Rom.
Athen - Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Christodoulos, ist nach langem Krebsleiden im Alter von 69 Jahren in seinem Athener Amtssitz gestorben. Dies berichtete ... mehr lesen
Rom - Papst Benedikt XVI. hat während seiner Messe zum Fest der Erscheinung ... mehr lesen
Benedikt will die religiöse Geschichte der Zivilisationen «vervollständigen».
Istanbul - Papst Benedikt XVI. flog aus Istanbul ab. Die türkische Presse rühmte die Islam-freundliche Haltung des Papstes überschwänglich. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Istanbul - Papst Benedikt XVI. hat bei ... mehr lesen
Papst Benedikt XVI. wird heute noch das Wahrzeichen Istanuls, die Hagia Sophia, besuchen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Papst Franziskus traf Flüchtlingskinder. (Archivbild)
Papst Franziskus traf Flüchtlingskinder. (Archivbild)
Treffen mit Kindern  Vatikanstadt - Papst Franziskus hat sich mit Flüchtlingskindern getroffen, deren Eltern bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Gemeinsam gedachten sie der Opfer der Flüchtlingskatastrophen. mehr lesen 
Interreligiöser Dialog  Rom - Papst Franziskus hat am Montag erstmals den ägyptischen Grossscheich und Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität im Vatikan empfangen. Die Begegnung sollte als Zeichen des Dialogs ... mehr lesen
Papst Franziskus trifft sich mit einem muslimischen Kollegen.
Lukaschenko ist wegen Unterdrückung der Opposition in Weissrussland vom Westen isoliert. (Archivbild)
Friedenstreffen in Minsk geplant  Vatikan-Stadt/Minsk - Der weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat Papst Franziskus zu einem Friedenstreffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill eingeladen. ... mehr lesen  
Barry im Vatikan  Bern - «Magnum», ein prächtiges Exemplar von einem Bernhardinerhund und Nachfahre des berühmten «Barry», ist am Mittwoch zur Generalaudienz bei Papst Franziskus vorgelassen worden. Der Papst soll von «Magnum» hingerissen gewesen sein. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen trüb und nass
Lugano 8°C 12°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten